
Der Kaffee dampft in der Tasse, die ich mit beiden Händen umklammere. Ich stehe in der Küche am offenen Fenster. Am Horizont sehe ich wie eine rote Sonne aufgeht. Ich bemerke wie sie hinter mich tritt und ihre Arme um mich schlingt.
Perfekt! Der Augenblick ist einfach perfekt.
„Na, konntest du wieder nicht schlafen?“
„Nein, konnte ich nicht.“
Ihren Atem kann ich an meinem Nacken spüren. Ich drehe mich, um sie in meine Arme zu nehmen. Ihre Haare streichen über meine Schultern. In ihren braunen, fast schwarzen Augen verliere ich mich. Aurora.
„Derselbe Traum?“
Ich nicke.
„Ja, derselbe Traum.
Da ist diese Frau. Blaue Augen, wie der Himmel, glitzernd wie ein See. Blasse Haut kontrastiert mit den Schatten, zeichnen ein überirdische Wesen. Ihre Lippen. Und Ich weiß wie Ihr Kuss schmeckt. Sie ist traurig, nein sie trauert. Irgendetwas hat sie verloren.
Unstillbare Sehnsucht erfüllt mich.
„Ich mache mir einen Tee. Möchtest du noch einen Kaffee?“
„Nein.“
Sie löst sich aus meinen Armen. Ich schau ihr nach. Aurora macht mich glücklich. Wir harmonieren zusammen, ergänzen uns.
Warum nur diese Sehnsucht nach einem Gespenst?
„Denk bitte daran, dass wir heute Abend noch zu Franks Geburtstagsparty wollen.“
„Hm.“
„Komm schon, da sind noch andere Gäste. Du wirst das schon durchstehen.“
„Wird schon gehen. Ich mach mich mal fertig, muss zur Arbeit.“
Sie nimmt einen Schluck Tee aus der Tasse, mustert mich.
„So früh? Es ist gerade mal kurz nach sechs.“
„Dachte es wäre später.“
„War es sehr schlimm? Ich meine der Traum.“
„Er wirkt jedenfalls nach.“
„Er zieht dich runter. Wie lange geht das schon? Etwa ein halbes Jahr?“
Sie hat recht. Ich werde zusehends melancholischer. Ich zucke mit den Schultern.
„Vielleicht ist es Zeit sich Hilfe zu suchen?“
„Ich gehe kurz unter die Dusche, dann können wir ja frühstücken.“
Als das Wasser über mich läuft, werde ich wacher. Fast habe ich den Schatten aus der Nacht verdrängt.
*
„Hey, kannst du nicht sagen das es mir nicht gutgeht?“
„Oh, komm schon! Ich weiß echt nicht was du gegen ihn hast. Nur weil er ein Bekannter aus der Zeit vor dir ist.“
Sie hat recht. Ich mag ihn trotzdem nicht. Er ist ein Kommilitone von Aurora, außerdem ein Überflieger. Er unterstützt sie ziemlich oft und sie scheint das zu genießen.
„Okay, schon gut. Ich komme ja mit.“
Ich bin ein wenig müde. Es war sehr anstrengend bei der Arbeit und motiviert bin ich auch nicht gerade.
Aurora kommt ins Zimmer. Ihre dunklen Haare fallen zu beiden Seiten ihres Gesichtes über die Träger des gelbfarbenen Sommerkleides, dass eine Handbreit über ihren Knien endet. Flache helle Slipper, passend zu dem Kleid, bilden den Kontrast zu ihrem brünetten Schopf. Ein feines Lächeln umspielt ihre Lippen, dabei hält sie den Kopf leicht gesenkt.
„Ich verspreche dir das der Abend interessant wird.“
„Sag mir, habe ich dieses Kleid schon vorher an dir gesehen?“
„Das Kleid? Ich glaube nicht. Wie kommst du da jetzt drauf?“
„Ich weiß es nicht. Irgendwie…“
Eine Woge von widersprüchlichen Gefühlen tobt in mir. Einerseits baut sich eine Spannung in mir auf, andererseits erinnert mich die Farbe an meinen Geist. Ich versuche beides abzuschütteln.
„Du siehst hinreißend aus. Lass uns gehen. Was meintest du mit einem interessanten Abend?
„Lass dich überraschen.“
10 Minuten laufen wir zur Alten Marktstraße 1. Frank feiert in der Kneipe. Die Party läuft schon und die ersten Runden haben wir verpasst. Frank begrüßt uns überschwänglich. Wir folgen ihn zur Theke und nehmen unsere ersten Drinks in Empfang. Im Laufe des Abends kommen noch einige dazu. Es müssen an die 50 Leute anwesend sein und mein Verdacht, dass Frank aus einer wohlhabenden Familie stammt erhärtet sich. Wir unterhalten uns mit den Leuten recht angeregt über unterschiedliche Themen. Da hauptsächlich Studenten anwesend sind, wird viel über die Uni und Studienfächer geredet. Zu meinem Glück sind allerdings Einige in der gleichen Situation wie ich.
Nach einigen Stunden wird Aurora aufmerksam, als ein weiterer Gast auftaucht, Frank kurz begrüßt und sich an die Theke setzt.
„Ich will dich mit jemanden bekannt machen.“
Aurora geht um die Theke und setzt sich neben einen dunkelhaarigen, untersetzten Typ. Er trägt eine Lederjacke mit einigen Pins am Kragenrevers, eine schwarze Jeans, die an den Hosenbeinen umgeschlagen ist und schwarze Stiefel. Etwas verdattert folge ich Aurora und stelle mich neben sie. Mit gemischten Gefühlen beäugte ich den Typen und weiß nicht so recht wo ich ihn einsortieren soll.
„Hendrik, das ist Laurent.“
„Hallo.“ „Hey.“
„Als Frank mir erzählte das Hendrik heute auch kommt, dachte ich mir das ihr euch unbedingt bekannt mache.“
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