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Lovestory Science Fiction

Kapitel 11.2 -Indeterminismus – Die Unschärfe des Vorherbestimmten-

© Lucienne

Seit zwei Wochen sind wir das erste Mal wieder zusammen in Alinas Café. Ich habe es nicht bis nach der Schule ausgehalten und Adrian überredet, mit mir hierher zu kommen. Nun sitzen wir uns gegenüber und ich weiß nicht wie ich beginnen soll.

Vielleicht willst du mir zunächst erzählen, was dich so erschreckt hat?“

Nach unserer Trennung ging es mir nicht sehr gut.“

Verzweifelt suche ich nach den richtigen Worten, damit es nicht so kindisch klingt.

Ich habe geträumt. Keine schönen Träume.“

In dem konzentrierten Blick Adrians erkenne ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Wie habe ich das vermisst.

Was mich erschreckt hat, ist ihr Zusammenhang mit der Wirklichkeit.“

Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen und auf seiner Stirn bilden sich Falten. Sein Blick wird fast stechend.

Bitte berichte mir von den Trauminhalt und den Ereignissen.“

In dem ersten Traum fahre ich mit Thorsten in einem schnellen Auto. Ich schlucke Tabletten und berausche mich an der Geschwindigkeit und den Drogen. Dann zieht ein Kleinwagen auf unsere Spur. Du hast sicher gehört, was mit Thorsten geschehen ist?“

Ja, habe ich. Was geschieht in dem zweiten Traum?“

Da bin ich am Meer. Die Einsamkeit die ich fühle, ist fast schmerzhaft. Ich habe mich mit meiner Familie zerstritten und bin abgehauen. Die Leere und Bedeutungslosigkeit in mir, haben mich fast gebrochen. Dann am Nachmittag kam Didi zu mir und versuchte mich auf ihre Art zu trösten. Ich nahm ihr das übel und schmiss sie aus meinem Zimmer. Als meine Mom von der Arbeit kam, ging der Streit weiter und wir schrien uns an.“

Seinen Blick kann ich nicht standhalten und schaue auf meine verschränkten Finger in meinem Schoß.

Noch nie habe ich mich so verloren gefühlt. So einsam.“

Er greift über den Tisch, nach meinem Kinn, hebt meinen Kopf. Verzweifelt halte ich die Tränen zurück, die sich mit der Erinnerung versuchen ihre Bahn zu brechen. Als seine Hand von meinem Kinn die linke Wange entlang fährt, gebe ich den Kampf auf.

Meine Augen schließend, lege ich meine Wange in seine Hand und halte sie fest gegen meine Wange gepresst. Verweile. Lange. Endlich versiegt der Strom.

Was hat das zu bedeuten, Adrian? Werde ich verrückt, sehe ich Gespenster?“

Nein, tust du nicht.“

Was?“

Nein du wirst nicht verrückt und siehst auch keine Gespenster.“

Du…du kennst das?“

Er nickt.

Ja.“

Er zieht seine Hand zurück, nimmt einen Schluck aus seiner Tasse.

Carl Jung, ein Schüler Freuds, hat das Phänomen ziemlich gut beschrieben. Bekannt war es jedoch schon im alten China, durch das I Ging.“

Er mustert mich eindringlich, bevor er fortfährt:

Es beschreibt einen nicht kausalen Zusammenhang zweier Ereignisse. Zum einen deine Träume, zum anderen die realen Geschehnisse, danach. Das nennt sich Synchronizität.“

Ich…ich glaube das nicht!“

Jules, ich hatte dich gewarnt. Das ist erst der Anfang.“

Es kommt noch mehr? Das macht mir Angst. Das ist, als würde man mit einen Witch Board spielen und plötzlich Antworten bekommen. Kannst du das auch?“

Es ist beängstigend, ja. Doch es ist Wissenschaft. Eine Seite der Wissenschaft die man uns nicht lehrt. Und nein, das kann ich nicht. Meine Fähigkeit liegt woanders.“

Ich bekomme eine Gänsehaut. Wie bei einem kleinen Kind ergreift eine unbestimmte Angst Besitz von mir.

Was kannst du?“

Ich erkenne Muster in Systemen.“

Was für Muster?“

Am besten kann man es vergleichen, als würde ich einen roten Faden in einem Heuhaufen sehen. Die Systeme die ich beurteilen kann, sind Strategien, politische Winkelzüge, Aussagen.“

Aussagen?“

Ja, wenn jemand eine Aussage zu einem Thema macht. Ist die Aussage ehrlich, wird etwas verheimlicht oder lügt die Person.“

Du bist so ein Profiler!“

Nein! Meine Fähigkeit beruht ausschließlich auf meiner Intuition, nicht auf Strategien. Wie bei dir. Deshalb habe ich dein Potential auch erkannt.“

Aber ich habe doch nur geträumt!“

Jules, was glaubst du, wie viel von deinem Leben steuerst du wirklich? Maximal 5% deiner Aktivitäten kontrollierst du bewusst. 95% werden von dem mächtigsten Teil deines Selbst kontrolliert. Dem Unterbewussten. Dein Herzschlag, deine Atmung, Muskelkontraktionen, bis hin zu einem einfachen Nieser. Selbst deine Emotionen. Alles ohne deine bewusste Kontrolle.“

Aber ich habe nur geträumt.“

Du speicherst alle Informationen die du in deinem Leben siehst, hörst, fühlst und schmeckst in deinem, hm, Gedächtnis. Nur weil du dich nicht erinnern kannst, heißt das nicht, dass es nicht mehr da ist. Unter Hypnose bist du in der Lage erstaunliche Details einer Situation zu schildern. Ich vermute, das deine Träume eine Kombination von Ereignissen sind, die aus Daten von deinem Unterbewusstsein zusammengestellt, geschlussfolgert und an dich weitergegeben werden.“

Intuition?“

Ja, fange an, ihr zu vertrauen. Es sind nur zwei -Synchronizitäten gewesen, aber kausal sehr nahe an der Realität. Nicht nur ein Fingerzeig, nein ein plastisches Gesamtbild, deine Begabung eben.“

Wird das so weitergehen?“

Es beginnt gerade erst. Dadurch das du dich damit beschäftigst, legst du dein Augenmerk darauf. Energie folgt der Aufmerksamkeit.

*

-Kapitel 11.1-                                                              -Kapitel 12-

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