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Kindergeschichten

Der Märchenwald -3-

Der Drache beugte seinen langen Hals herunter und verharrte wenige Zentimeter vor Adrians Gesicht und blinzelte ihm zu.

„Das war jetzt wirklich das Netteste was du bisher zu mir gesagt hast, kleiner Zauberer!“

Verlegen kratzte Adrian sich am Kopf.

„Naja, ihr seid ja auch groß und könnt bestimmt auch Feuer spucken, oder?“

„Natürlich kann ich Feuer spucken, ich bin ein Drache! Aber weil ihr so etwas Nettes gesagt habt, dürfen Fee Laurie und ihr, kleiner Zauberer, auf meinen Rücken mitfliegen. Das geht schneller und ich mache nicht so eine Unordnung im Wald. Umgeworfene Bäume und so, ihr verstehet schon, nicht wahr? Der Waldbehüter wird dann immer so wütend mit mir.“

Laurie begab sich flugs auf des Drachen Rücken und Adrian zauberte sich selbst hinter sie. Der Drache nahm Anlauf, als er die Beiden hinter sich auf dem Rückenkamm sah und warf sich in die Luft. Freilich nicht ohne ein paar Bäume umzuwerfen. Dann trieben die mächtigen Flügel die drei über den großen Wald. Adrian war froh, dass der Drache sich ihnen angeschlossen hatte. Vielleicht war das sogar besser, als wenn sie den Kempen Thomas bei sich gehabt hätten. Plötzlich stieß der Drache nach unten und krachte mitten in den Wald und warf reihenweise Bäume um. Als er die Flügel anlegte, murmelte er vor sich hin, dass das dem Waldbehüter bestimmt nicht gefallen würde.

„Die Höhle dort drüben, da hausen die Trolle. Manchmal sind es fünf. Manchmal aber auch nur drei.“

„Wollen wir wetten? Es sind fünf! Bei unserem Glück sind es bestimmt fünf.“

Laurie hörte Adrian gar nicht mehr zu. Sie war schon auf dem Weg zu der Höhle. Als der Drache Laurie folgen wollte, zauberte sich Adrian schnell zu der Höhle. Er hatte das Gefühl, dass der Drache nicht immer bemerkte, was gerade unter seinen Füßen passierte. Als Laurie ankam, brüllte Adrian schon in die Höhle, die hässlichen und feigen Trolle mögen rauskommen, damit sie der große und mächtige Zauberer und Beschützer der freien Menschen bestrafen könne.

„Oh Adrian, musste das denn sein?“

„Ich denke wir wollen das Waisenkind befreien? Noch ein paar Minuten und es ist ganz finster in diesem Wald. Und überhaupt, wie wolltest du sie…“

Aus der Höhle kamen Geräusche als ob eine ganze Herde wilder Elefanten daraus hervorbrechen wollte. Schnell hastete Adrian einige Meter zurück zu seiner Schwester und dem Drachen, der nun auch bei Laurie angekommen war. Die Trolle kamen schimpfend aus dem dunklen Bau.

Adrian hatte Recht, sie waren dreimal so groß wie er. Und sie waren hässlich. Und sie waren zu dritt. Und er wollte aus keinen Fall so nah an sie herankommen, um herauszufinden ob sie stanken.

„Seht mal, leckere Menschlein. Und sie haben einen Drachen mitgebracht, zum Spielen!“

Die Trolle schlugen sich lachend auf die riesigen, mit Muskeln bepackten Schenkel.

„Wartet, ich hole unser Spielzeug,“ höhnte einer der Trolle und rannte in den Bau, um gleich darauf mit Keulen zurückzukommen, die größer waren als Adrian, ja selbst als der Kempe Thomas! An ihren Enden waren Eisenbeschläge mit dicken Stacheln.

„Komm spielen Drache, danach wollen wir speisen, Menschlein!“

Adrian wurden die Knie weich. Am liebsten wäre er davongelaufen. Dann fasste er seinen Zauberstab fester und überlegte, welchen Zauberspruch er zur Bekämpfung von Trollen einsetzen musste. Laurie schwebte auf die Drei zu und zeigte mit dem Zauberstab auf sie.

„Steht still!“

Mitten in der Bewegung froren die Ungetüme ein. Zwei Meter vor ihnen hielt Laurie an. Mit einem flinken Griff hätte eines der Ungetüme sie ohne Schwierigkeiten packen können.

„Ich könnte euch bis zum Morgen hier stehen lassen. Dann würde euch die Sonne zu Stein verwandeln. Aber wir wollen euch nichts zuleide tun. Habt ihr das verstanden? Ihr dürft sprechen!“

Mit lautem Gejammer konnten die Trolle wieder ihren Mund benutzen. Alle anderen Körperteile waren aber immer noch unbeweglich.

„Oh große Zauberin, was sollen wir tun, damit du uns erlöst?“

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