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Lovestory Science Fiction

Kapitel 4.1 – déjà vu-

Julianna

Weißt du überhaupt was CO2 mit dem Klimawandel zu tun hat? Du hast doch keine Ahnung!“

Eigentlich schon, ich glaube sogar, dass ich das besser beurteilen kann wie du.“

Ach ja? Erklär mir dann doch mal, weshalb du glaubst, dass das, was wir hier tun nichts bringt?“

Okay, der Stickstoffanteil in der Atmosphäre beträgt 78%, der Sauerstoffanteil 21%. Die verbleibenden 1% verteilen sich auf verschiedene Gase, vorwiegend Edelgase. 0,04% davon beträgt der Anteil an CO2. Von diesem 0,04% sind 96% naturgegeben und vom Menschen kaum zu beeinflussen. Für die restlichen 4 Prozent ist der Mensch verantwortlich. Was denkst du, wie groß der Anteil ist, den du beeinflusst, hier in Deutschland?“

Äh…“

Welches sind doch gleich deine Argumente?“

Du redest das alles hier schlecht!

Nein, tue ich nicht. Auch ich denke wir müssen handeln, aber ich halte das einfach nicht für den richtigen Weg. Außerdem hätte ich dabei das Gefühl benutzt zu werden.“

Die beiden Kontrahenten starren sich gespannt an. Die anderen aus der Gruppe sind durch die hitzige Diskussion aufmerksam geworden. Einige legen ihre Schilder und Transparente beiseite und nähern sich den Beiden.

He Adrian, ich habe dich gesucht. Wir wollten uns doch treffen, schon vergessen?“

Indem ich mich zwischen die Beiden dränge, versuche ich die Situation zu entschärfen. Als ich mich bei Adrian unterharke und ihn von der stetig wachsenden Gruppe wegziehen will, versperrt uns jemand den Weg.

Sorry, so einfach ist das nicht, wir sind hier noch nicht fertig.“

Bevor Adrian etwas erwidern kann, komme ich ihm zuvor:

Aber nicht heute, er ist verabredet.“

Wir schlängeln uns an ihm vorbei und während er noch perplex hinter uns herschaut, biegen wir um die Ecke des Schulgebäudes.

Himmel, mit denen ist nicht gut Kirschen essen! Vielleicht solltest du sie nicht unbedingt versuchen zu belehren?“

Das hatte ich auch nicht vor. Aber einiges von dem, was er behauptet, ist nicht richtig.“

Mag sein, willst du deswegen einen Streit provozieren?“

Adrian bleibt stehen, fasst mit beiden Händen an meine Schultern und sieht mir ins Gesicht, sucht meinen Blick.

Juliana, ist das deine Meinung?“

Verwirrt schaue ich in sein Gesicht. Da ist wieder dieser konzentrierte Ausdruck, mit dem er mich in seinem Bann zieht.

Wenn dem niemand widerspricht, werden sie glauben alles ist Okay, was sie behaupten.“

Er sucht in meinem Gesicht nach Verständnis. Warum werde ich unsicher, wenn er mich so anschaut?

Und wenn schon, es ist einfach keine Provokation wert.“

Ich zucke mit den Achseln, soweit es mir möglich ist. Sein Griff an meine Schultern wird bestimmter und ich sehe, wie er die Lippen aufeinanderpresst.

Wie kann ich dir das erklären?

Es ist eine Art von Manipulation. Wenn ich dir sage, von jetzt an sollst du meine Tasche in die Schule tragen und du widersprichst nicht, gehe ich davon aus, dass du es auch machst. Sollte ich morgen ohne Unterlagen in der Schule auftauchen und die Lehrer eine Erklärung für mein Verhalten verlangen, könnte ich die Schuld für mein Verhalten dir zuschieben. Verstehst du? Jeder der zuhörte, als ich das von dir verlangt habe, wird das bestätigen.“

Sein Blick haftet fest an meinen Augen.

Die Verantwortung für mein Verhalten trägst auf einmal Du!“

Du übertreibst!“

Wirklich? Schau dich um, dies Prinzip wird überall angewendet. Niemand denkt mehr darüber nach. Probiere es selbst einmal, bewusst.

Ich winde mich aus seinem Griff, greife nach seiner rechten Hand.

Komm schon, die Pause ist gleich vorbei und deswegen bin ich nicht zu dir gekommen.“

Sein Gesicht verliert etwas von der angespannten Konzentration, wird weicher.

Du hast recht, verderben wir nicht den Augenblick. Dafür ist er zu wertvoll.“

Wir schlendern langsam dahin.

Ich wollte dich schon zweimal fragen, warum du so in Eile warst, als wir uns das erste Mal begegneten.“

Hm…“

Hey Jules! Was habt ihr schon wieder angestellt?“

Tina hat uns aufgespürt und scheinbar ihre Verabredung mit Jochen nur wegen uns verschoben.

Die Hälfte des Schulhofs scheint nach euch zu suchen und ich habe nicht das Gefühl, aus Freundlichkeit.“

Hi Tina, ja die scheinen nicht gerade begeistert davon zu sein, wenn man eine andere Meinung hat. Was meinst du Adrian, überstehen wir den Tag oder erwischt uns die Meute?“

Adrian schaut von Tina zu mir. Für einen Augenblick kräuselt sich seine Stirn.

Was meinst du Juliana, ich hätte jetzt Lust auf ein Erdbeereis, du nicht auch?“

Sofort kommt mir der gestrige Tag in den Sinn, ich kann nicht anders und lächle. Meine Gefühle fahren Achterbahn.

Da kenne ich eine nette Trinkhalle, komm lass uns gehen.“

Mein Herz pocht wie wild. Eigentlich schwänze ich keinen Unterricht, aber mit dem Gedanken an Gestern hoffe ich, da anzuknüpfen.

Tina, bring meine Sachen mit, wir sehen uns nachher.“

Seine Hand greifend, renne ich los. Tina schüttelt den Kopf und schaut uns nach.

Als wir aus der Sichtweite der Schule sind, werde ich langsamer und gehe im Schritttempo weiter. Seine Hand halte ich nach wie vor.

Das tut mir leid, dich da reingezogen zu haben. Eigentlich mische ich mich nicht in die Angelegenheiten Fremder, egal welche Konsequenz das für sie hat.“

Was meinst du? Sie treten doch für eine gute Sache ein, oder glaubst du nicht?“

Sicherlich. Ihr Engagement ist ohne Frage gut gemeint.“

Was also stört dich?“

Hatte ich schon gesagt, vorhin. Wir sind da, Erdbeere?“

Adrian, komm schon! Was meinst du damit?“

Er dreht mich erneut zu sich. Diesmal jedoch sehr sanft, bedacht. Seine rechte Hand fährt an meine Stirn und streift leicht eine Haarsträhne aus meinem Gesicht.

Juliana lass uns erst das Eis genießen, bevor wir weiterreden.“

Gut, aber irgendwie habe ich den Eindruck, du weichst mir aus. In einigen Dingen.“

Also, Erdbeere?“

Ich lächle, nicke, ich kann nicht anders. Dann klingelt mein Handy. Wann bekomme ich schon mal einen Anruf? Warum ausgerechnet jetzt? Ich checke das Display, es ist Tobias.

Sorry das ist mein Bruder, er studiert in Hannover, gewöhnlich ruft er mich nicht um die Uhrzeit an. Ich frage kurz, was er hat, ok?“

Sicher…“

Es passt ihm nicht, das weiß ich, aber mein Gefühl sagt mir, dass etwas nicht stimmt und es ist mein großer Bruder.

Hi Tobias, was gibt´s?“

Hi Jules. Geht´s euch gut? Dir und Didi?“

Sicher? Du machst mir Angst. Warum soll es uns nicht gut gehen?“

Sorry Jules, ich bin etwas von der Rolle. Einige Kilometer von hier hat es ein Zugunglück gegeben. Eine Kommilitonin war in dem Zug. Ich dachte echt, sie wäre umgekommen.“

Tobi, das ist schrecklich!“

Ja, aber es ist ihr nichts passiert. Aber einige Andere hatten nicht so viel Glück. Sie hat den Zug wohl vorher verlassen. Es ist verrückt, aber sie hatte jemanden kennengelernt und ist eine Station vor dem Unglück ausgestiegen.“

Tobi, geht es dir denn gut?“

Sicher, ich war ja nicht in dem Zug…“

Tobi, geht es dir gut?“

Jules, ich… ich…“

Tobi, hör mir zu: Geh zu Frank, sag ihm ich hätte dich geschickt. Sag ihm, er hätte was gut bei mir, er soll heute mit dir um die Häuser ziehen, aber bleibt zusammen. Hörst Du? Geh zu Frank!“

Okay, du hast recht. Besser ich gehe zu Frank, für diesen Abend. Ich melde mich morgen wieder. Es tat gut deine Stimme zu hören, Jules.“

Ruf mich an, wann immer dir danach ist, okay? Versprich es mir.“

Mach ich, versprochen. Grüß Didi und erzähl Mom und Dad nichts. Bis Morgen.“

Bis Morgen Tobi.“

Selbst als ich den Anruf beendet habe, schaue ich noch eine Zeitlang auf das dunkle Display. Der Anruf von Tobias hat mich sehr beunruhigt, selten habe ich ihn so aufgewühlt erlebt.

Schlechte Nachrichten?“

Ja. Tobi berichtete von einem Zugunglück. Eine Kommilitonin war wohl in dem Zug.“

Das sind keine guten Nachrichten.“

Nein, ihr ist nichts passiert, das ist es nicht. Aber es scheint ihn ganz schön mitgenommen zu haben. Weißt du, er ist mein großer Bruder und wir verstehen uns echt gut. Aber so habe ich ihn noch nicht erlebt.“

Ich verstehe.“

Er schaut kurz zu Boden, als überlegt er, was er tun soll.

Möchtest Du zurück zur Schule, oder nach Hause?“

Entschlossen schüttele ich den Kopf.

Nein, lass uns hierbleiben und das Eis genießen, sonst mache ich mir unnötig Sorgen.“

Mir kommt ein Gedanke, der mich elektrisiert.

Weißt du Adrian, deine heutige Aufgabe ist es mich zu unterhalten und alle trübsinnigen Gedanken fernzuhalten. Was sagst Du? Bist du dazu in der Lage?“

Auf seiner Stirn bilden sich Falten. So durchdringend schaut er mich an, dass ich denke, ich bin zu weit gegangen.

Das ist mal eine Aufgabe, die es wirklich wert ist. Also gut, ich akzeptiere!“

Mein Puls rast, Wärme breitet sich in meinem Körper aus.

Lass uns zum EMO gehen, das ist 100 Meter von hier und da können wir uns setzen. Aber vorher hole ich uns das Eis.“

Nachdem Adrian zurück ist, schlendern wir schweigend nebeneinander.

Fangen wir mit einem Spiel an, Wahrheit oder Pflicht, was meinst Du?“

Nur wenn ich anfangen darf!“

Gut, Wahrheit.“

Einen Augenblick überlege ich.

Warum weigerst du dich, Spitznamen zu benutzen?“

Das ist einfach. Wer gab dir deinen?“

Das weiß ich gar nicht mehr, aber ich glaube meine Eltern. Vermutlich meine Mutter.“

Was denkst, du warum sie das tat?“

Ich weiß nicht, weil mein Name zu lang ist, um ihn zu rufen?“

Andersrum, wann ruft sie dich bei deinem vollen Namen?“

Ich lache auf.

Na, jedes Mal, wenn sie sauer ist!“

Vielleicht. Allerdings glaube ich eher, dass sie dich bei deinem Namen ruft, wenn sie erwartet, dass du dich erwachsen verhältst. Also wenn du für dein Handeln die Konsequenz übernehmen sollst.“

Überrascht bleibe ich stehen und schaue zu ihm auf.

So habe ich das noch nie gesehen.“

Es gibt noch einen weiteren Grund einen Spitznamen zu verwenden. Es ist ein Zeichen hoher Vertrautheit, eine Art Verbundenheit untereinander.“

So wie bei Didi und mir, oder Tina.“

Vielleicht.“

Wieder habe ich das Gefühl er weicht mir aus, hält seine wahren Gedanken zurück.

Meine Runde, wähle.“

Wahrheit.“

Gut. Bist du mit deinem Leben zufrieden?“

Wie meinst du das? Ob ich mehr daraus machen könnte?“

Nein, ich meine gefällt dir dein Leben, so wie es ist?“

Hm, bestimmt könnte das eine oder andere besser laufen, aber ja, es gefällt mir. Reicht dir das als Antwort?“

Ja, das ist ok. Wahrheit.“

Hast Du Geschwister?“

Nein, ich bin ein Einzelkind.“

Wahrheit.“

Kennst du das Höhlengleichnis von Platon?“

Was? Nein kenne ich nicht. Sollte ich?“

Vermutlich. Es sagt etwas über die Natur unserer Welt und ihre Wahrnehmung durch uns aus. In aller Kürze: Es geht darum, das du dein ganzes Leben in einer Höhle lebst und die Welt nur durch Schatten an der Wand erleben würdest, da du dich nicht umdrehen kannst. Dadurch würdest du wahrscheinlich die Schatten an der Wand für die echten Lebewesen, bzw. die reale Welt halten.“

Das ist ja wie in dem Film Matrix! Der Filmheld lebt sein Leben wie ein Traum, bis er geweckt wird.“

Ja, so ähnlich. Die Botschaft ist, denke ich dieselbe.“

Was ist jetzt die Frage, ob ich Platon kenne oder die Geschichte?“

Die Frage zielte auf die Geschichte ab. Wahrheit“

OK, also lautet die Antwort nein. Hast Du schon immer in Essen gewohnt?“

Sogar in demselben Haus, mein ganzes Leben.“

Also nichts Besonderes?“

Er lächelt, schließt die Augen und schüttelt den Kopf

Na na, halte dich an die Spielregeln. Eine Frage pro Runde.“

Auch ich muss lächeln.

Wahrheit.“

Angenommen du würdest wie in dem Film dein Leben träumen und es wäre ganz ok. Welchen Anlass bräuchtest du, um geweckt werden zu wollen?“

Interessante Frage. Eigentlich will ich mein Leben nicht träumen, ich will es leben.“

Auch wenn es schwierig wäre?“

Jetzt habe ich ihn! Ich lächle ihn an. Seine Stirn furcht sich, er sucht den Fehler.

Wir sollten den Einsatz erhöhen. Der Nächste von uns beiden, der die Spielregeln verletzt, darf seinen Einsatz nicht selbst wählen.“

Er lächelt zurück. Ich werden mutiger.

Einverstanden. Wahrheit.“

Wie viele Beziehungen hattest du?“

Seine rechte Augenbraue hüpft leicht hoch.

Wenn ich diese Beziehung mitzähle, Eine.“

Jetzt bin ich überrascht. Sicher, er ist ein Nerd und sicherlich schwierig, aber er ist zweifelsohne intelligent, sieht gut aus und ist körperlich fit, trainiert. Ich presse die Lippen zusammen, um nicht nachzufragen.

Wahrheit.“

Bist du impulsiv?“

Ja, ich glaube schon.

Wahrheit.“

Woran lag es?“

Was?“

Komm schon! Dass ich deine erste Beziehung bin, natürlich.“

Ich bin…nicht einfach.“

Ja ich weiß, aber das gleichst du locker aus. Was ist also der Grund? Ein dunkles Geheimnis?“

Er lacht auf.

Beeindruckend, wirklich. Ein dunkles Geheimnis, treffender kann man es nicht beschreiben. Gibst du mir zur Beantwortung der Frage einen Zeitaufschub?“

Ich ziehe einen Schmollmund.

Sinn des Spiels ist es mehr über den anderen zu erfahren. Gerade wenn es interessant wird, kneifst du.“

Nein, du erhältst bestimmt eine Antwort auf die Frage, nur habe ein wenig Geduld.“

Was bietest du mir, für meine Geduld?“

Was möchtest du?“

Pflicht statt Wahrheit?“

Prüfend schaut er mir in die Augen, ich halte stand.

Gut, einverstanden. Du geduldest dich so lange, bis ich dir die Antwort geben kann?“

Okay. Allerdings gibt es noch eine weitere Bedingung. Bist du bereit sie zu erfüllen?“

Welche?“

Du musst es genau dann tun, wenn ich es von dir fordere!“

Nur, dass wir uns verstehen, ich bin mir genau bewusst, was du von mir forderst.“

Ich möchte einen Kuss von dir.“

Das ist alles?“

Kopfschütteln.

Nein. Erinnere dich der Bedingung. Und bitte tue es aus Überzeugung.“

Versprochen.“

-Kapitel 3-                                                                    -Kapitel 4.2-

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Gedanken Leben

Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.

Hoffnung

Immanuel Kant schrieb einmal:

„Der Himmel hat dem Menschen als Gegengewicht zu den vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben:

Die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.“

Sind das die Heiligtümer des Lebens? Quasi der Zauberstab gegen Hoffnungslosigkeit, Schlaflosigkeit und Trübsal?

Oder ist das die Droge, die uns gegen die Unerträglichkeit des Lebens ausharren lässt?

Dieser Tage, die die Unmenschlichkeit und Absurdität immer mehr hinter der Verzerrung der Lügen und Täuschung erkennen lässt, mögen diese Worte Trost und Hilfe spenden.

Mir fehlen jedoch die Grundsätze der
Menschlichkeit und Freiheit.

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Gedichte Herz

Lausche!

Still, horche!
Nicht dem Geplapper des Digitalen,
oder dem Gemurmel der Meute.
Lass los, horche!
Nicht dem Aufmerksamkeit Heischenden,
oder dem Nichtssagendem.
Horche!
Nicht dem Ratio oder der Logik.
Höre.
Der einzigen Stimme die so lange ungehört,
dem Herzen.

 

 

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Kurzgeschichte Science Fiction Witz

Nudging

Macenzie, CEO der Atlas Inc. sieht sich die neusten Umsatzzahlen seines Konzerns an. Dann stutzt er, als er eine Fußnote findet. Wühlt durch die Unterlagen, findet das entsprechende Sheet, rennt zum PC, linkt sich in das Berichtswesen seines Konzerns ein und studiert die Zahlen. Immer wieder wandert seine Aufmerksamkeit zu dem Zettel mit der Fußnote. Dann nimmt er sein Handy und drückt die Nummer seiner Sekretärin.

„Irene? Irene, ich brauche morgen einen Termin mit diesem Werksleiter in dem kleinen Nest bei Frankfurt. Mensch wie heißt der denn nochmal? Richtig! Ferguson. Schaffen sie mir den ran! 12:00Uhr? Nein, schmeißen sie die vorherigen Termine um. Ich will den Mann um 8:00Uhr hier sehen! Was? Nein, ist mir egal das es schon 21:00Uhr ist. Der soll herkommen. Von mir aus holen sie ihn mit dem Helikopter!“

                                                          *

Es klopft an der Eingangstür

„Kommen sie rein.“

Ein hagerer Mann, Mitte 40 in einem zerknautschtem, aber teuren Anzug schreitet durch die Zimmertür. Macenzies Blick folgt dem Mann, bis er etwa einen Meter vor ihm stehen bleibt. Beide Männer mustern sich.

„Ferguson, raus damit! Wie haben sie das gemacht? 35% Leistungssteigerung in einem Monat und das jetzt schon seit einem Quartal?“

Ferguson öffnet sein Jacket und grinst.

„Guten Tag Mr Macenzie, das war ein langer Flug.“

„Hm, in Ordnung. Was möchten sie trinken?“

„Es ist zwar noch früh am Morgen, aber da ich ohnehin nicht geschlafen habe…

Whisky bitte, irischen.“

Ferguson löst seine Krawatte und knöpft den obersten Hemdknopf auf.

„Also kein Zufall! Ich bin gespannt, sie haben meine ganze Aufmerksamkeit!“

Macenzie trägt das fingerbreit gefüllte, bauchige Kristallglas zu seinem Werksleiter.

Ferguson schwenkt das Glas, schnuppert daran und nimmt einen genießerischen Schluck.

„Was motiviert Menschen? Geld? Macht? Nein, viel profaner! Ursprünglicher…“

„Sex?“

„Fast. Ein wenig subtiler ist es schon, aber nicht schlecht. Pheromone, richtig gemischt in einem Cocktail der Arbeitswut. Nichts motiviert mehr, bis zur Erschöpfung.“

„Sie manipulieren die Belegschaft? Setzen sie unter Drogen?“

„Unter Drogen? Nein, sicher nicht. Manipulieren? Nein, eigentlich auch das nicht. Nur ein wenig anschubsen, mehr nicht. Es sind nur Duftstoffe. Wir setzen sie der aufbereiteten Luft zu. Ein wenig Adrenalin, ein bisschen Botenstoffe, eine Portion Wohlbefinden und…“

„Das soll alles sein? Nur ein paar Gerüche? Mehr nicht?“

„Mehr nicht. Ich schwöre!“

„Das ist wirklich alles?“

„Das ist es! Die Leute geben alles für die Firma. Vielleicht leidet das Familienleben von einigen etwas. Manchmal funktionieren Beziehungen oder Ehen halt nicht.“

„Mein Gott was sagen sie da? Ist Ihnen klar was sie da sagen?“

„Ja, natürlich. Ich rede von 35%iger Leistungssteigerung, nachhaltig. Zudem ist da noch Potential. Wir haben die richtige Mischung noch nicht gefunden. Aber hey, eins ist sicher: Unsere Werkhalle riecht besser als die meisten Ehepartner, zu denen unsere Werker nach Hause kommen!“

„Wissen sie was das bedeutet?“

„Natürlich, 40% sind durchaus erreichbar.“

„Nein verdammt, ich meine die Konsequenzen!“

„Was für Konsequenzen? Was habe ich denn getan? Fragen sie in der Belegschaft herum. Alle sind zufrieden und glücklich. Zum Teufel, keiner würde auch nur in Erwägung ziehen uns zu verlassen! Die Unternehmenstreue ich absolut! Sie geht über allem, wirklich allem.“

„Wie sind sie nur auf die Idee gekommen?“

„Beziehungen. Da kommt man nicht mal eben über eine Annonce dran.“

Ferguson hielt sein Glas hin. Nach kurzem Zögern nimmt Macenzie es an und füllt es nach und bringt es Ferguson zurück.

„Ich höre.“

Ferguson lächelt, nimmt einen Schluck.

„Sie wartet unten, wollen Sie sie kennenlernen?“

                                          *

Da gleichmäßige Klatschen der Rotorblätter macht Ferguson müde. Er hat mittlerweile seit fast 48 Stunden kein Auge zugemacht, der Whisky bei Macenzie tat sein Übriges. Sicher sie hatte ihm gesagt, dass wenn es passierte, es schnell gehen würde. Ferguson findet trotzdem das Macenzie überzogen reagierte, ihn einfliegen zu lassen. Einerlei, Macenzie gehört nun ihm, das hat sie ihm versprochen.

„Was passiert nun, jetzt wo er uns gehört?“

Sie nimmt eine Phiole aus ihrer Tasche, öffnet diese und fährt leicht mit dem Verschluss ihren Hals entlang der Arterien. Dann nach drei Atemzügen setzt sie ein Lächeln auf.

„Fergi, mein Lieber, ich habe noch zu tun. Willst du einen Augenblick draußen warten?“

„Bist du verrückt? Wir sitzen in einem Hubschrauber!“

Sie lächelt weitere drei Atemzüge und fährt sich mit einer Hand durchs Haar.

„Wenn ich dich doch lieb bitte?“

Ferguson öffnet die Tür und wartet draußen.

 

 

 

                                             ENDE

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Diary Hund Lacy Tiergeschichten

Tagebucheintrag 11.07.2021

Es liegt was in der Luft!
Das ganze Rudel ist in Aufbruchstimmung. Ich versuche mitzubekommen was jetzt passiert. Die Alpha packt Futter, der Alpha füllt Wasser ab und die Betas rennen aufgeregt hin und her.
Ich halte mich an Alpha! Der packt laufend Dinge in die Kutsche und geht dafür ständig hin und her. Endlich, nach scheinbar endloser Vorbereitung, wird die Klappe hinten für mich geöffnet. Sogar meine Schlafmatte hat Alpha für mich eingepackt. Dann geht es los. Wir sind lange unterwegs. Ich mag das nicht und sage das auch, dass ich mich nicht wohl dabei fühle. Die Betas kraulen mich um mich zu trösten. So ein Rudel ist eine tolle Sache!

Als wir endlich ankommen, kann ich meine Brüder und Schwestern riechen. Es sind viele, sehr viele!
Ich will endlich raus. Immer wieder sage ich Bescheid, es geht alles viel zu langsam. Dann endlich geht die Klappe auf und ich springe raus. Die Leine hatte ich ganz vergessen, wieder warten! Lasst mich doch endlich laufen!
Die Alpha löst mich von der Kutsche und geht mit mir zu der Schleuse, die in dem Freilauf mündet. Neben uns kann ich den Stand sehen bei dem ich mein Halsband und Leine bekommen habe. 

© Dan Prescot

Nachdem wir durch die Schleuse auf die Wiese kommen, lässt mich die Alpha endlich von der Leine. Zunächst einmal laufe ich die Grenzen des Areals ab und schaue mir die verschiedenen Gruppen und Punkte an. Da ist ein Badesee, verschiedene Tränken, Rastplätze für die Alphas und Schattenplätze. Was gut ist, denn mittlerweile ist es über 25°C warm.
Ich laufe zu verschiedenen Gruppen und fühle mich gut, da ich mit allen spielen kann. Sie verstehen mich! So viele Brüder und Schwestern, ich wünschte ich könnte bei allen gleichzeitig sein.

Nach einigen Stunden ist es Zeit aufzubrechen. Ich habe ausreichend gespielt und bin jetzt müde. Obwohl viele dunkle Wolken am Himmel zusammenziehen und es sich ein wenig abgekühlt hat.
Natürlich würde ich gerne noch bleiben, aber die Alphas packen die Sachen. Auch andere Rudel verlassen mittlerweile den Platz. 
Zum Schluss werde ich noch ein wenig von Alpha geduscht. Ich mag das nicht, aber ich freue mich auf meinen Ruheplatz daheim.
Bis zum nächsten mal…

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Fantasy

GIHA -Story-

Weiter Tage vergingen, wobei meine Gedanken immer wieder um diese imaginäre Welt kreisten, die es den Menschen verbot Fleisch zu essen. Das Fleisch musste ungenießbar sein, besser noch es wäre giftig. Toxische Substanzen, die von den Tieren aus der Vegetation aufgenommen wurden, sollten die Erklärung liefern.

Auch die Bedrohung durch den farbigen Nebel, der alle Lebewesen zu emotionalen Handlungen zwingt, abweichend von ihrem normalen Wesen, faszinierte mich und muss unbedingt in die Geschichte eingebaut werden.

Ich stellte mir vor, dass die Welt von vielen Gewässern durchzogen ist. Die Gesellschaft lebt über weite Gebiete verteilt in Burgen. Durch die Bedrohung sind die Menschen gezwungen in streng hierarchischen Strukturen zu leben, in ausgeklügelten Belüftungssystemen, um die Bedrohung abzumildern oder auszuschließen.

Ein Warenaustausch zwischen den Burgen, hatte ich gedacht, müsste über den Seeweg stattfinden. Allerdings sollten auch da, weil ja auch über den Flüssen Nebel liegt, die Schiffe mit einem Belüftungssystem ausgestattet sein. 
Oder viel einfacher sie führen über den Nebel hinweg, also mit Luftschiffen.

Was ist eure Meinung?

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Diary Hund Lacy

Tagebucheintrag 15.06.2021

Es gibt Tage, da läuft es einfach!
Die Alpha hat heute mit mir eine schönen Runde gelaufen. Auch sie läuft mit diesem Gerät mit den Rädern, damit sie das Tempo halten kann. Die Temperaturen waren zwar schon um die 12°C, aber noch ok.

Nach dem Frühsport und dem Futter, konnte ich mich schön ausruhen. Später, kurz nachdem das Rudel wieder zusammenkam, ging Alpha für eine ganze Zeit aus dem Bau. Gegen Abend, als er endlich zurückkam, war es schon ganz schön warm. Wie immer wurden alle möglichen Ausgänge geöffnet. Leider wurde ich wie immer an der langen Leine festgemacht.
Alpha legte seine Sachen weg und begrüßte alle. Die Alpha schloss alle Türen und machte mich los.
Ich rannte zu Alpha, ließ mich kurz kraulen und nutzte die noch offene Haustür, um mich noch einmal in meinem Revier umzusehen!
Das gefiel meinem Rudel offensichtlich auch. Mit viel Lärm rannten sie hinter mir her.
Wunderbar!
Wir gehen alle gemeinsam als Rudel auf die Jagd! Man, war das ein Spaß. Leider sind sie nicht so schnell wie ich und so waren sie bald nicht mehr zu sehen. Kein Problem, bestimmt folgen sie meinem Geruch.
Alpha hatte ich zwischendurch mal gesehen auf seiner Rennhilfe, aber weit weg.
Ich war schon eine Weile unterwegs, als mich die Alpha mit dem großen Vehikel abholte. Die mittlere Beta fütterte mich noch, was mich von der Jagd erstmal ablenkte. 

Nach diesem netten Ausflug, konnte ich mich abends nochmal durchkraulen und den Abend entspannt ausklingen lassen.

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Fantasy

Warum GIHA?

Die Idee kam mir in einem Gespräch mit meiner Tochter, während wir mit unseren Hund den Abendspaziergang machten. Das Gespräch drehte sich um Vegetarier und wie die Welt wohl aussehen würde, wenn kein Tier essbar wäre.
Die Idee gefiel mir ausgesprochen gut.
Eine Welt in der Menschen leben, die keine Tiere töten müssen oder können, um sich zu ernähren!

Keine Ausbeutung der Fauna oder lebensverachtende Nutztierhaltung.

Wie sollte eine solche Welt aussehen? Die Neuzeit wäre zu komplex für ein solches Szenario.
Also eine feudale Welt. Das macht auch den Aufbau der fiktiven Gesellschaft einfacher.

Das alleine würde sicherlich nicht ausreichen. Also musste ein weiterer Handlungsstrang her.
Wir betrachteten den von dem Flüsschen aufsteigenden Nebel, der in dem Tal zu unseren Füßen träge dahinzog. Wie könnte ein so friedliches Bild bedrohlich sein?
Der Nebel müsste eine Bedrohung darstellen. Was wäre, wenn die Menschen sich vor dem Nebel schützen müssten? Der Nebel würde Mineralien oder Substanzen aus der Flora lösen und eine Reaktion bei den Menschen und Tieren bewirkten.
Durch die Substanzen könnten unterschiedliche Reaktionen bei den Lebewesen hervorgerufen werden.
Heiterkeit, Aggressivität, Furcht, Panik, Paranoia, Müdigkeit, Begierde, all diese Emotionen oder Triebe ausgelöst durch den Nebel. Keiner würde wissen, welche Substanz morgen in Lösung geht oder welche Mischung vorherrscht. Der Nebel könnte sich durch die Substanzen einfärben und ähnlich wie bei einem Regenbogen in der unter- oder aufgehenden Sonne leuchten.

Das waren unsere ersten Gedanken zu dieser Geschichte. Was meint ihr dazu?

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Diary Hund Lacy Tiergeschichten

Tagebucheintrag 14.04.2021

Früh morgens, wenn wir durch unser Revier streifen, ist noch alles auf Start.

Man kann beobachten was sich aus der Nacht zurückzieht und was sich für den Tag bereit macht.  Hier sieht man das Alpha und ich nicht das einzige Rudel sind, welches unterwegs ist.

Rehe
© Dan Prescot

Wir bleiben stehen, still und ruhig. Die Anderen mustern uns, schätzen die Gefahr ein. Doch wir kennen uns. Langsam ziehen sich die  Drei in das Wäldchen rechts von uns zurück. 

Nach angemessener Zeit, als sie verschwunden sind, setzen wir unseren Weg fort. Leichte Feuchtigkeit hängt in der Luft und schlägt sich auf allem nieder, was mit ihr in Berührung kommt.

Als wir unseren Weg bis zur Straße gegangen sind, wartet die nächste Überraschung auf uns.

Auf der Bank, hat jemand etwas liegengelassen. Wir wissen nicht von oder für wen. Auch wissen wir nicht was in dem Brief steht. Aber die Geste ist nett und hebt unsere Stimmung. Viele mögliche Geschichten, für das warum und wie gehen uns im Kopf herum.

Wenn wir nachsehen, sind alle Möglichkeiten auf nur noch eine Einzige reduziert.
Wir gehen ohne nachzuschauen.

Bank
© Dan Prescot
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Kindergeschichten

Verborgene Hände

© Dan Prescot

Lisa hielt ihre Hände hinter dem Rücken. Die Finger verschränkten sich immer aufs Neue, wie kleine Schlangen fuhren sie umeinander, um nie für lange sichtbar zu sein.

„Zeig deine Hände!“ Die Mutter blickte streng auf die Tochter. Lisa schüttelte stumm den Kopf.

„Zeig sofort deine Hände!“ Abermals schüttelte Lisa den Kopf. Diesmal jedoch traute sie sich nicht zur Mutter zu schauen.

„Lisa, das ist das letzte Mal, das ich dich auffordere, deine Hände auszustrecken! Wenn du jetzt nicht gehorchst, passiert gleich was!“

Die Stimme der Mutter war äußerst ungehalten. Lisa hatte furchtbare Angst. Sie wusste sie hatte gelogen und gleich würde es ihre Mutter wissen. Zögerlich entflechtet sie ihre Finger und streckte sie vor sich aus. Sie traute sich kaum aufzuschauen.

„Himmel,“ seufzte die Mutter, “geh und wasch deine Hände, wir wollen essen!“

„Unheimlich, wie die Eltern so etwas immer rauskriegen!“ Dachte Lisa und ging ins Bad.