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Diary Hund Lacy

Tagebucheintrag 08.03.2021

Es war ein ganz ruhiger, entspannter Montag. Gegen 6:30 Uhr konnte ich das erste Mal die früh morgentliche, frostige Gartenluft schnuppern und mich auf die erste Runde freuen. Nachdem die erste Tasse des stark riechenden schwarzen Zeug vom Alpha getrunken und der Ofen entzündet war, ging es endlich los. Was die Menschen so alles morgen machen.

Als wir etwa die Hälfte der Runde abgelaufen hatten, sahen wir zuerst das Rudel Rehe.

© Dan Prescot

Gleich links daneben gaben sich einige Gänse ein Stelldichein. Und noch weiter links grasten friedlich einige Pferde.

© Dan Prescot
© Dan Prescot

Nach dem Rundgang gab es denn auch endlich Futter. Leider hatte ich auch heute keinen meiner Kumpels getroffen.

Vielleicht ja morgen.

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Diary Hund Lacy

Tagebucheintrag 06.03.2021

Der Tag war ziemlich langweilig!

Morgens erst um 8:00 Uhr rausgekommen. Darüber habe ich meinen Unmut dann auch zum Ausdruck gebracht. Nachdem meine Alpha endlich fertig war mit wischen, konnten wir los. Leider nur die obligatorische Runde.

Langweilig!

Keine bekannten Gesichter oder Gerüche. War alles schon kalt! Der einzige Lichtblick, zuhause im Bau gab es dann wenigstens Futter. 

Nachdem ich erstmal ein wenig gedöst hatte, beschloss ich meine tägliche Zuwendung einzufordern. Im Bau war schon eine Menge los, da das Rudel jetzt zur täglichen Routine hochgefahren war.

Der Alpha saß gerade am Tisch und bellte mit der Alpha um die Wette. Mir bleibt es ein Rätsel, worüber die sich solange anbellen. Also kletterte ich auf den Schoß meines Alphas und wartete auf die Zuwendung. Ist euch schon mal aufgefallen, dass die selten am Boden liegen oder sitzen? Immer brauchen sie Prothesen für ihre Ruhephasen.

© Dan Prescot

Das lief schon mal ganz gut. Aber mir war noch immer langweilig. Zwar war die zweite Runde im Anschluss ganz ok, aber noch immer war keine Aktion in Sicht.

Nachdem ich lange genug genervt hatte, konnte ich endlich in den Garten. Zwar nur an die Leine, da ich immer noch Schlupflocher im Zaun fand, aber ich konnte mein Revier überblicken.

Eine Zeitlang döste ich in der Nachmittagssonne, bis der Alpha mit einer anderen Leine erschien. Das bedeutete Aktion!

Wir gingen zu Alphas Rennhilfe und verließen zusammen den Garten. Langsam ging es los. Ich wollte zwar gleich los jagen doch Alpha hielt mich noch zurück. Dann als wir einen Teil unserer Runde im leichten Lauf bewältigt hatten, kam endlich das Kommando „GO“ und es ging los!

Wir bogen noch ein weiteres mal auf eine Straße ab und eine geraume Zeit ging es noch über Asphalt, dann endlich in den Wald. Hier übernahm ich die Führung und konnte endlich richtig loslaufen.

 

Zwischendurch machten wir immer mal wieder Rast und genossen Aussicht und Geruch. Einmal trafen wir noch ein anderes Rudel, doch ich hatte keine Zeit, musste laufen!

Als wir dann nach etwa 7 Km auf das Teilstück zu unserem Bau kamen, waren auf unserem Weg noch zwei andere Menschen. Diese Alpha hatte meine Aufmerksamkeit sofort  gefangen genommen. Sie begrüßte freundlich und forderte meine Sympathie, weil sie ihr Futter mit mir teilte. Mein Alpha hat immer einen Vorrat mit, ist aber sehr sparsam damit. Nur wenn ich bestimmte Regeln befolge teilen wir ein Wenig davon. 

Im Geh-Tempo kamen wir im Bau an. Ich ging gleich zum Teich und trank ausgiebig.

Der Tag hat dann doch noch recht gut geendet.

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Autorenprofil Charakter Hund Tiergeschichten

Lacy

Name:
Lacy/Lucy
Wohnort:
Bad Pyrmont
Alter:
2,5 Jahre, 6. Dezember
Geburtsort: 
Lippe
Beruf:
Arbeitslinie
Körper:
Schlanker, drahtiger Körperbau,
ca. 63cm Schulterhöhe, schwarz-weißes Fell, blaue Augen, schwarze Nase
ausgeprägtes Gebiss, Oberkörper stark ausgeprägt, lange Beine.
Angewohnheiten:
Verspielt, extrem eigenwillig, laufen-weit!
Kleidung:
schlicht
Begabungen:
Arbeitet bis zum umfallen, muss ziehen
Wesenszug:
Sehr neugierig, ängstlich, verspielt
Vergangenheit:
unbekannt
Antagonist:
Gelbe Säcke!

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Diary Hund Lacy

Auf den Hund gekommen

© Dan Prescot

Hi!

Ich bin Lacy.

Das ist natürlich nicht mein richtiger Name. Ich arbeite unter einem Pseudonym. Dadurch das ich in mein Rudel gekommen bin, habe ich meinen Namen gewechselt. Ursprünglich hieß ich Lucy, aber die Beta in meinem Rudel hieß genauso.

Als Neuzugang musste ich also meinen Rufnamen ändern. Einen kurzen Augenblick rief man mich Maze. Von Mazekeen glaube ich. Zum Glück war meine Alpha dagegen, so hieß nämlich meine kleine Schwester.

Nun, ich habe beschlossen von jetzt an, ab und an über meine Geschichte und meine Abenteuer zu berichten.

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Gedanken Gedanken

Tragisch

Meine Familie sitzt am Ufer des Steinhuder Meeres. Wir schauen auf das Wasser und bewundern an diesem schönen Tag die Aussicht. Meine jüngste Tochter zeigt auf das Ufer, an dem sich die Pollen auf dem Wasser gelegt haben. „Schaut doch, das ist Feenstaub!“
Darauf die Mittlere trocken:“ Ja, von Tinkerbell. Die ist da ertrunken.“
Ich glaube es ist Zeit weiterzugehen.

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Kurzgeschichte

Wie die Dinge sich fügen…

Als ich in die Nebenstraße einbog, setzte zwei Fahrzeuge vor mir ein roter Van den Blinker und machte eine schöne geräumige Parklücke, für mich frei.

„Na“, dachte ich, „dir auch noch einen schönen Nachmittag und Danke auch.“

Damit besetzte ich den scheinbar einzigen freien Platz, in den völlig überfüllte Stadtviertel am Samstagmittag. Gut gelaunt und ohne Zeitnot ging ich in die Fußgängerzone, um meine Verabredung in einer halben Stunde zu treffen. Auf den Weg zum Eiskaffee stoppte ich mal vor diesem, mal vor jenem Schaufenster, um die Auslagen zu studieren. Diverse Autofirmen stellten die neuesten Modelle zum Probesitzen aus und verteilten freizügig Luftballons und Popkorn. „Popkorn“ dachte ich mir, „wäre jetzt gar nicht schlecht“ und schlenderte zu der netten Dame, die gerade wieder eine Tüte befüllte. Für mich, wie sich jetzt herausstellte. Mich höflich bedankend, setzte ich mich wieder in Bewegung, zu meiner Verabredung. Die örtliche Zeitung hatte, auch einen Stand aufgestellt und warb mit Probeabos und Freiexemplaren um die Gunst der Käufer. „Zeitung,“ dachte ich, „ist gut, weil meine Verabredung manchmal recht unpünktlich war. So nahm ich also mein Probeexemplar in Empfang und ging weiter in Richtung zu meinem Treffpunkt. Einige Meter hinter einem Autohändler teilte eine Partei, die ich zwar nicht mochte, die aber einen schönen Kaffeebecher mit noch besseren Kaffee darin, großzügig an die potentiellen Wähler aus. Interessiert bat ich um das Werbegut plus Inhalt welche mir umgehend und mit freundlicher Mine ausgehändigt wurde. Sofort versuchte man mich in ein Gespräch zu zwingen. Da ich zwar noch gut in der Zeit lag aber ich weiter gemächlich schlendern wollte versprach ich intensiv über die Vorzüge dieser Partei nachzudenken und schlenderte weiter. Als der Kaffe getrunken und das Popkorn gegessen war, erreichte ich das Eiskaffee und hielt nach einem freien Platz Ausschau. Vergebens. Etwas überrascht suchte ich noch mal alle guten Plätze. Nichts! OK, sagte ich mir, ruhig bleiben. Ich sah genauer hin. Nichts! Stop, dort hinten ein Tisch mit nur einer Dame. Die geht bestimmt gleich. Höflich fragte ich ob ich mich mit an den Tisch setzen könne bis etwas frei würde. Die Dame lächelte und deutete mir, mich zu setzen. Wir unterhielten uns recht angeregt eineinhalb Stunden. Auf den Rückweg dachte ich noch angestrengt über einen Urlaub nach, der mir noch fehlen würde…

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Kurzgeschichte

Schattenwelt

© Dan Prescot

Er ging durch die nassen Straßen der grauen Stadt. Schneematsch säumte die Straßenränder. Von seinen Haaren lief das kalte Wasser über seinen Nacken den Rücken hinunter. Er spürte es kaum. Die wenigen Menschen denen er begegnete spien weißen Dampf aus ihren Mündern. Niemand berührte die Welt des Anderen. Sie hätten genauso gut auf verschiedenen Welten sein können. Seine Augen sahen die Welt zersplittern. Eine in Licht getauchte, grelle, hektische Welt und eine in Dunkelheit gehüllte, ruhige vergessene Welt. Freundliches Vergessen. Ein träges, schmerzauslöschendes Vergessen. Er schloss die Augen und ging in die Schatten.

Die Notiz der anderen Personen kam zu spät.

Der Rettungswagen kam zu spät.

Die Reue kam zu spät.

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Kurzgeschichte

Wolken am Grashalm

Es summte. Der Busch, der an dem Schuppen hoch wuchs, summte vor Bienen. Weiße unscheinbare Blüten lockten allerlei Insekten an, aber vor allem eben Bienen. Zwischen dem Schuppen und dem Nachbarzaun ging ein Weg zu der Wiese. Dort standen eine Holzbank, ein steinernder Wasserspeier mit einer eingemeißelten Fratze, der aber niemals Wasser spie und rundherum waren verwilderte Beete. In diesen Beeten wuchs und wucherte das Unkraut. Doch es roch herrlich. Wilde Blumen wuchsen auf der Wiese, die immer zu lang war und selten gemäht wurde. Schmetterlinge flatterten unschlüssig von einer Blume zur anderen. An den Rändern des Gartens standen hohe Bäume, die vom Efeu langsam erdrosselt wurden. Dicht, ganz dicht und geheimnisvoll waren die Baumkronen zugewachsen. Viele Vögel versteckten sich in diesem Kleinod inmitten der Stadt. Über allem lag der Duft des kleinen Kräuterbeets. Je nach der Woche, ja sogar der Tag spielte eine Rolle, herrschte ein anderer Geruch vor. Mal scharf und wild, mal würzig und auch schon mal süß.

Die Blüten der Büsche und Bäume und auch die Blumen auf der kleinen Wiese kleideten den Garten in ein lebendes Gewand, das sich im Wind bewegte und mit den Jahreszeiten wechselte.

Wenn ich den Garten betrat, nahm ich eine Ausstrahlung wahr wie bei einem Menschen und fühlte seine Stimmung, die mich stets willkommen hieß.

Manchmal ließ ich mich in das Gras fallen. Links und rechts stiegen die Grasstängel in den Himmel und versuchten nach den Wolken zu stechen. Wie Zuckerwatte, eben Wolken am Grashalm. Der warme Wind bewegte die Wiese wie einen Haarschopf und flüsterte einem lustige Geschichten in die Ohren. Dabei malte er unsichtbare, geheime Zeichen auf meine Haut. Mal mit einem leichten Wogen wie in einem Ozean, mal als wild tanzender Derwisch.

Prickelndem Brausepulver gleich fühlte die Haut das Gras. Ein Bett aus grünem Traum. Wolken, die über die Sonne zogen, morsten geheime Botschaften auf mein Gesicht.

Armeen von Käfern erkundeten die neue Landschaft, die plötzlich aufgetaucht war. Wenn ich die Augen schloss, huschten Schatten über die abgedeckte Netzhaut und ließ Geschöpfe entstehen, die ihre Gestalt und Charakter nur der Fantasie verdankten.

Dies war das vergessene Reich, der Ort, an dem alles versprochen und nichts verlangt wurde. Hier war Geborgenheit, die kein Mensch nehmen konnte.

Die Zeit hat ihren Tribut gefordert und die Insel mit sich genommen. Manchmal entdecke ich noch etwas von diesem Eiland. In einem Lied, einer Geschichte, einer Landschaft oder auch an einem Menschen. Doch das alles sind nur Bruchstücke, um die Erinnerung wach zu halten. Als Ganzes gibt es den Garten nur noch in meinem Herzen, wo ich ihn oft noch besuche. Dann schreite ich wieder durch das Gras und höre die Vögel. Rieche die Kräuter und sehe die Wolken zwischen den Baumkronen ziehen. Dann wird lebendig, was so lange schon gegangen ist.

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Kurzgeschichte Leben

Dämmerung

Jean war jetzt das zweite Jahr an das Bett gefesselt. Ich hatte ihren langen Kampf gegen die Krankheit mitverfolgt. Mitverfolgen müssen! Dieses aussichtslose Auflehnen und die täglichen vielen kleinen Schlachten gegen das Vergessen. Ihr allmähliches Abgleiten in die Dunkelheit.

Ich wusste, dass der heutige Tag ihr letzter war. Seit einigen Stunden saß ich nun an ihrem Bett und wartete. Meine Gedanken weilten in der Vergangenheit und schreckten vor der Zukunft zurück. Dieses stumme Stehenbleiben während alles weitergeht. Dieses entsetzliche Verblassen von allem, was Jean einmal ausmachte.

Sie lag auf dem Krankenbett und ihre Augen blickten lichtlos, ohne Fokus in das Nichts. Schwer hob und senkte sich ihr Brustkorb. Rang um jeden Atemzug. Ich stand auf und schaute in ihr Gesicht. Die Wangen eingefallen und fahl. Die Augen leer.

Ich hielt den Atem an. Da war etwas, nicht greifbar und formlos. Doch-da war etwas. Anders als in den Erinnerungen, ungezwungener, freier doch eindeutig Jean. Nur flüchtig und nur einen winzigen Augenblick. Dann war der Faden wieder verloren. Noch immer hielt ich den Atem an. Dann senkte sich ihre Brust ein letztes Mal. Ruhig verströmte sie ihren letzten Atemzug. Ihre Augen brachen und alles war ruhig.

Nur draußen in der Nacht trommelte der Regen gegen die Fensterscheiben.

Das Geräusch drang an ihr Ohr. Zusammenhang und bedeutungslos. Früher mochte sie das Geräusch. Es vermittelte ihr Geborgenheit und Ruhe.

Ihre Augen sahen Licht und Schatten, Farben und Bewegung. Doch nichts davon nahm sie wirklich war. Der schwache, säuerliche Geruch von Verfall erreichte sie längst nicht mehr.

Jeans Welt bestand ausschließlich aus Gefühl und Reaktion. Sie kannte kein Gestern und kein Morgen. Das Jetzt war unmittelbar. Immer seltener durchbrach etwas ihre Isolation. Die Müdigkeit ließ ihre Perioden des Dahindämmerns länger und inhaltsloser werden. Nur manchmal blitzte so etwas wie Erkenntnis, Erinnerung auf. Dann wurde Jean unruhig. Immer wieder entglitten ihr die Gedanken, sie ahnte den Verlust. Dann wurde sie traurig. Doch auch den Grund dafür vergaß sie bald. Dann war sie nur noch traurig. Und schließlich verging auch das.

Jean aß und trank nicht mehr von allein. Sie fühlte den Hunger und den Durst, doch kannte sie die Bedeutung nicht mehr. Irgendwo in ihrem Gehirn hatte sich das Leben verbissen. Millionen Jahre Evolution sorgten mit eiserner Kraft für die Kontraktion des Herzmuskels und der Lungentätigkeit. Herzschlag für Herzschlag. Atemzug für Atemzug. Der Geist hatte den Körper längst verlassen. Doch manchmal hob sich der dunkle Vorhang für Augenblicke, um entsetzt zurückzuschrecken. Ihre Träume waren bar jeder Erinnerung ohne Erkennen. Unbefleckt, ohne die Traumata des Lebens. Wie ein Neugeborenes, so rein. Licht und Farben ohne Namen, Freude und Traurigkeit. Immer öfter tauchte sie in diese reine Sphäre, die zu ihr gehörte. Ihr Schutz vor dem Unbehagen, der Angst und Hilflosigkeit.

Bald kannte sie die Grenze ihrer Welt. Diese Barriere, die sie nicht durchblicken konnte. Diesen letzten Schritt, der sie zurückhielt und behinderte. Doch etwas Neues war da. Etwas zog sie auf die andere Seite. Einen kurzen Augenblick schaute sie zurück um dann ohne Mühe und gelassen hinüberzuschreiten.

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Kurzgeschichte Leben

Rose´s Garden

Graue Wolken zogen in einem nicht end

en wollenden Strom über Rose dem Horizont entgegen. Der Wind zerrte und zupfte an ihrer Kleidung, gerade so als wolle er, dass sie ihn auf seiner Reise begleitete. Sie stand am Rand ihres Gartens und schaute den Vorboten des nahenden Unwetters hinterher.

Schon rollte das erste dumpfe Grollen über die Hügel und Ebenen der einsamen Gegend. Rose wandte sich ab und ging über den von Blumenbeeten gesäumten Pfad, den ihr Mann Fred noch selbst mit Ziegeln gepflastert hatte, auf ihr Haus zu. Sie hatte damals die Rosenstöcke gepflanzt und trotz der Kinder und der Hausarbeit die Zeit gefunden, den Garten zu pflegen. Sie kannte und liebte jeden einzelnen Winkel, jede Pflanze und jeden Strauch. Ihre Rosen waren ihr Leben. Der kommende Regen würde gut für den Boden sein. Doch wenn Hagel dabei wäre, würden die Blumen leiden. Wieder blickte sie zum Himmel auf. Die Wolken waren hoch und dunkel. Bestimmt würde Hagel kommen. Als erste Ankündigung der kalten Jahreszeit. Rose blieb vor den Rosenstöcken stehen.

Sie hatte sich damals auf die modernen Rosensorten festgelegt, weil die nicht so füllig in den Blütenständen ausfielen und sie für Rose die feine Eleganz und Einzigartigkeit der Rosen verkörperten. Sie liebte die helle, cremige Farbe, die klare Linie und den intensiven Duft der Julia´s Rose. Ihre Freude war der Farbverlauf von hellem Rot in intensives Gelb der Double Delight mit den weit auffächernden Blütenblättern. Doch immer wenn sie an den Stöcken der Remember Me – Rosen innehielt, mit ihren feinen Linien, dem intensiven Rosé und dem atemberaubenden Duft, dann war sie in Gedanken bei ihrer Familie. Fred hatte sie ihr damals zum dritten Hochzeitstag geschenkt. Es waren die ersten Rosen für ihren Garten gewesen. Sie hatten gerade das Haus gekauft und oft war das Geld knapp und die Not groß gewesen. Die Rosen waren mit der Familie gewachsen und hatten sie dabei durch alle Höhen und Tiefen über die Jahre begleitet. Hatten in der Not Trost gespendet, mit dem Kinderlachen farbenfroh geblüht und nach Freds Tod die Einsamkeit mit ihr geteilt. Auch ihre Zeit war nah. Sie konnte spüren, wie das Leben sich stückchenweise von ihr zurückzog. Es betrübte sie zu wissen, dass sich niemand mehr um das Haus, den Garten und besonders um ihre Rosen kümmern würde. Keines ihrer Kinder mochte hier leben. Sie hatte versucht, einige Zimmer zu vermieten aber niemand hatte sich auf die Anzeigen hin gemeldet. Letztlich war es gut so, sie hätte es doch nicht ertragen, Fremde in ihrem Haus zu wissen.

Behutsam fuhr sie mit der Hand über die samtigen Blüten ihrer Rosen, über die noch nicht erblühten Knospen, die prachtvollen Blütenstände und die welken Blätter. Jeder Windstoß riss neue Blätter aus den Büschen und ließ sie in einen Blütenregen aus Rosenblättern eintauchen.

Sie zog das Tuch um ihre Schultern enger an sich. Es wurde kalt. Ihr Blick fiel auf eine der Blüten. Die Blätter am Rand waren ein wenig eingerollt, in der Mitte war die Knospe noch fast geschlossen und die Blütenblätter an der Spitze leicht nach außen gewölbt. Die rosa Farbe war kräftig und wurde zum Rand hin blasser. Durch das schwindende Licht wurden die Zwischenräume der Blütenblätter zu dunklen Akzenten, die die Schönheit dieser Blüte betonten. Der Geruch war betörend und beschwor Erinnerungen aus glücklichen Tagen herauf. Nichts störte die Vollkommenheit dieser Rose. Sie war gut. Es war gut. Rose lächelte.

Diese Blume war das Dankeschön aus all der Zeit, all der Not und Arbeit. Gedankenverloren streckte Rose ihre Hand aus, um die Blume zu brechen. Und hielt inne. Nein, keine Vase, kein Gefäß konnte diese Schönheit aufnehmen. Nichts wurde ihr gerecht. Nur die Zeit, die Arbeit und die Liebe, die in dem Stück Erde steckten, die sie umgab. Liebevoll berührte Rose die Blume. Ja, es war gut. Für einen kurzen Augenblick war alles vollkommen und ein tiefer Frieden erfüllte sie.

Dann ging sie ins Haus, zu all den Erinnerungen. Rose setzte sich in ihren Lehnstuhl, um sich von diesem Tag, von diesem Leben auszuruhen und schlief ein. Sie hörte nicht mehr, dass die ersten Hagelkörner auf das Dach des Hauses fielen und die dunkle Jahreszeit verkündeten.