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Kurzgeschichte Mystery

Kapitel 1 -Weißes Rauschen-

Drohne
© Dan Prescot

Den PMR-Empfänger habe ich auf Radio-Empfang umgestellt. 108MHz, UKW. Das ist keine Frequenz, die die offiziellen Propaganda Sender beanspruchen. Ein – zweimal im Monat sendet hier ein Piratensender echte Nachrichten, mit niedriger Sendeleistung. Müsste ich schätzen, würde ich sagen etwa 15W. Das entspricht einer Reichweite von etwa 30-50 km, wenn von einem Berg oder einer Erhöhung gesendet wird. Es ist fast 22:00 Uhr. Heute wird wohl nichts mehr passieren. Dann knackt es und der Empfangsteil des Funksprechgerätes geht auf Empfang. Der internationale Notrufkanal, 149,025 kHz im FM-Band!

Bandit, Bandit, Bandit! Attack! Music go!“

Das war´s mit dem ruhigen Abend. „Bandit“ bedeutet feindliches Flugzeug, „Attack“ bedeutet genau das, Angriff und „Music go“, eben eine oder mehrere Ablenkungen. Ich prüfe kurz mit welcher Leistung der Aufruf reinkam und schätze die Entfernung auf etwa 7-9 km. Meinen Kram einpackend, ziehe ich mich unter den BW-Poncho zurück, den ich als Plane abgespannt habe, neben einem umgestürzten Baumstamm. Der Poncho schirmt meine Körperstrahlung ab, wodurch ich schwerer zu orten bin. Das Display des PMR decke ich ab und stecke den Anschluss des Ohrhörer in das Gerät. Die Empfangsempfindlichkeit senke ich ab. Rauschen…

Dann heißt es warten. Vermuten würde ich Flugzeuge, wahrscheinlich Staustrahltriebwerke, also einen Jet. Das bedeutet eigentlich keine Gefahr für mich, da Jets viel zu schnell sind, um sich an so kleinen Ziele wie einzelnen Personen auszulassen. Doch dieser Krieg ist anders. Ich habe schon Dinge gesehen, die es eigentlich nicht geben dürfte. Zuletzt in Bochum.

*

Hey Jess, linke Flanke!“

Uffz Kutscher in der Hocke, den Kopf nach hinten, mir zugedreht, schaute mich an und wartete auf mein Einsatz. Es wurde ernst. Die Lippen zusammenpressend, nickte ich. Geduckt sprintete ich hinter der Häuserecke los, über die mit Unrat und Trümmer übersäte Straße, dicht hinter mir folgte Kai. Als ich die Häuserecke auf der gegenüberliegenden Seite erreichte, peitschten die ersten Schüsse auf und schlugen in der Häuserwand ein. Amateure! Die Schüsse schienen von einem Kleinkaliber abgefeuert zu werden. Wahrscheinlich keine Miliz, eher Bandenmitglieder. Die machten sich immer öfter in den Ruinen breit. Uffz Kutscher schickte zwei weitere Kameraden, rechts um das Haus. Kai und ich schlichen um die Häuserecke. Bis jetzt hatte niemand von uns gefeuert. Trotzdem schoss der Feind unregelmäßig auf beide Häuserecken. Auch die Schüsse waren ungenau. Irgendetwas stimmte hier nicht. Niemand mit minimaler Kampferfahrung würde ohne genaues Ziel schießen. Das verriet nur den eigenen Standort. Mich beschlicht das Gefühl, das wir hier einem Köder aufsaßen.

Plötzlich gellten Schreie auf. Zunächst konnte ich den Ursprung nicht genau bestimmen. Dann wurde mir klar, dass sie von der anderen Seite des Häuserblocks kamen, dort wo Kai und ich gestartet waren.

Was zum …warte hier“

Kai spurtete zurück zur Häuserecke und bliebt abgrubt stehen, als wäre er gegen eine Wand geprallt. Er ließ Amy, sein Sturmgewehr fallen, riss die Arme an den Kopf, vor sein Gesicht und fing ebenfalls an zu schreien. Noch näher an der Häuserwand drückte ich mich, wobei ich in die Hocke rutschte. Mein Hals war trocken und mir wurde heiß. Kai ging auf die Knie, sein Schreien wurde zu einem Wimmern, seine Arme sanken vom Gesicht an seine Seiten, hilflos. Vorsichtig und ruhig glitt ich auf den Bauch, das Gewehr vor mir, die Finger der rechten Hand am Abzug, den Kopf auf die Seite, zu Kai.

Seine Haut die nicht von dem Kampfanzug bedeckt war, war feuerrot. Seine Augen waren milchig, trübe. Blasen bildeten sich auf den Händen und im Gesicht. Dann fiel er vornüber und war still. Alle waren still. Ich wagte nicht zu atmen. Minutenlang schaute ich reglos in die Richtung meines gefallenen Kameraden. Plötzlich war da Bewegung gegenüber der Straße, hinter meinem gefallenen Kameraden. Einige Gestalten bewegten sich durch die Barrikaden, kamen näher an ihre Opfer heran. Ich wartete, mit mahlenden Zähnen und dem Geschmack von Eisen im Mund.

Die Scheiße funktioniert jedes Mal!“

Ja man, dass ist unser Viertel! So geht das nämlich!“

Ruhe! Verteilt euch. Chris, Marten, auf´s Dach. Ich will keine Überraschungen. Mia und Ash, filzt sie. Nehmt die Waffen, Munition und alles Essbare! Und nehmt dem Kleinen das KK weg.

Die Gestalten verschwanden in verschiedenen Richtungen, in oder um Gebäude. Nur der Anführer blieb einen Augenblick stehen, bevor er sich umdrehte und zu dem Gebäude links über die Straße blickte. Genauer zu der Garage an dem Gebäude. Viel Zeit würde mir nicht bleiben, bis alle auf ihren Positionen waren. Zugegeben hatte er seine Leute gut postiert. Möglichst leise richtete ich mich auf und brachte meine Waffe im Anschlag.

Los, rüber zu der Garage! Leise und schnell!“

In einigen Sekunden sind meine Leute in Stellung.“

Dann beeilst du dich besser, sonst bist du der nächste am Boden!“

Da er anstandslos zu der Garage ging, nahm ich an, dass hinter der Tür noch weitere Personen warteten. Vermutlich um die Waffe zu bedienen, die meine Kameraden töteten.

Wenn Du möchtest das deine Leute und du das überleben, öffnest du die Tür vorsichtig und rufst deine Leute zu dir!“

Mit diesem Satz zischte ich all meine Wut, Hass und Entschlossenheit in sein Ohr. Es wirkte!

Er schob das Tor vorsichtig hoch.

Elias, Finn, Sophia kommt her!“

Das war keine Bitte, das war ein Befehl. Auf das Äußerste gespannt, beobachtete ich, wie die Drei gerufenen hinter einer riesigen Apparatur mit bizarr aussehenden Antennen hervorkamen und stehenblieben, als wären sie gegen eine Wand geprallt.

Wir bleiben alle ruhig und keiner tut etwas unüberlegtes! Die Knarre steht auf Automatik und das Magazin ist voll! Los die Hände hoch und Du,“ ich drücke die Mündung des Gewehrs in den Rücken des Anführers, „gehst zu deinen Leuten.“

Als er die Anordnung ausgeführt hatte, musterte ich die Straßenbande. Keiner von ihnen war über Achtzehn, ausgenommen der Anführer, den ich auf etwa Zwanzig schätzte.

Wann kommt der Rest deiner Leute wieder?“

Er zögert einen Moment, wägte seine Chancen ab.

Sie müssten fast durch sein, bis auf Chris und Marten.“

Meine ruhige Musterung bereitete ihm Unbehagen. Er wusste, eine falsche Handlung und sie wären alle erledigt.

Die Wachen auf dem Dach. Wie geht es jetzt weiter?“

Ihr habt meine Leute getötet. Der Rest vom Zug folgt uns. An deiner Stelle würde ich mir überlegen, wie du die Zwei von dem Dach runter bekommst.“

Kann ich jemanden schicken?“

Ich schüttel den Kopf.

Haben die Beiden eine Funke mitgenommen?“

Eins der jungen Mädchen nickte.

Ruf die Beiden hierher!“

Als das Mädchen zögerte herrschte er sie an:

Los!“

Hey Louis, fette Beute! Wir haben…“

Durch den Wortwechsel hatte ich die beiden Plünderer von draußen nicht kommen sehen. Während mein Kopf herumfährt, wusste ich bereits das es ein Fehler war. Aus den Augenwinkeln sah ich die Bewegung in der Gruppe. Ich ließ mich fallen. Das Handfunkgerät des jungen Mädchens quäkte auf:

Hey hier tut sich was! Da kommen etliche Soldaten, die…“

Der Rest ging in dem beginnenden Schusswechsel unter. Von draußen hörte ich das schwere MG losrattern.

*

Ein leises, gleichmäßiges Geräusch, nicht mal ein Brummen, lässt mich den Himmel absuchen. Mit einem alten, kleinen Fernglas entdecke ich nach langem Suchen eine dunkle Silhouette am Himmel. Eine Drohne, militärisch, hohe Qualität. Amerikanisch, schätze ich. Muss aber nicht sein, da ich schon chinesische, sogar arabische in den Konfliktzonen gesichtet habe. Es ist eigentlich egal zu wem das Ding gehört. Da es so niedrig fliegt, ist sie hier um Ärger zu machen. Jetzt bin ich froh unter dem Poncho Schutz gesucht zu haben und überlege einen Moment den Poncho zu mir herabzuziehen. Dann dreht die Maschine ab und fliegt in die Richtung aus der ich den Funkspruch vermute. Nach einigen Minuten sehe ich Lichtblitze hinter einem Hügel aufflammen. Sekunden später erreicht mich das Grollen der Explosionen. 7 Sekunden Verzögerung. Da lag ich mit meiner Entfernungseinschätzung gar nicht so schlecht. Dann steigt ein Lichtblitz Richtung Himmel und setzt den Himmel in Brand. Soviel zu dem ruhigen Abend. Schnell greife ich meine Sachen und verstaue sie im Rucksack. Die Bänder des Poncho löse ich von den Punkten wo ich ihn gespannt hatte und streife ihn mir über. Bis morgen muss ich einen möglichst großen Abstand zwischen dem Gefechtsplatz und mir gebracht haben. Irgendwer wird morgen vorbeischauen und herausfinden wollen, wer die teure Drohne vom Himmel gewischt hat.

*

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Kurzgeschichte Leben

Sprache

Dichter
© Dan Prescot

1984…

Die Vereinfachung der deutschen Sprache soll für mehr Klarheit sorgen.Ist das so?

`Doppelplus ungut´ in Neusprech.

Beispiel Inhaber.

Ein Inhaber ist ein Nicht-Haber. Glauben sie es nicht?

Was ist denn ein Invalide? Oder Inkompetenz?

Inhuman, inakzeptabel, indiskret oder intolerant.

Sind sie jetzt Inhaber ihres Sparkontos, oder ihres Hauses?

Nein, sie sind Besitzer, oder?

Hm, Besitzer besitzen etwas, es gehört jedoch dem Eigentümer.

Es ist also wichtig, der deutschen Sprache mächtig zu sein. Wer kennt heute noch diese Unterschiede? Werden sie in den Schulen gelehrt? Ist es überhaupt wichtig das zu wissen?

Gehen sie mal zur Bank und sagen denen, sie möchten den Inhalt ihres Depots abholen, oder ihr Konto räumen. Dort wird man ihnen den Unterschied eines Inhabers und eines Eigentümers genau erklären können.

Kennen Sie das Vokabular eines durchschnittlichen Bundesbürgers? Sind 12.000 Wörter viel, oder 16.000? Goethes Wortschatz umfasste über 90.000 Begriffe. Na ja, er war ja auch einer der größten Dichter Deutschlands.

Wohl wahr, jedoch ist das gerade mal 200 Jahre her und schauen sie sich mal Texte aus dieser Zeit an. Oder nur 100 Jahre.

Der deutsche Wortschatz umfasst etwa eine halbe Million Wörter in der man sich sehr präzise ausdrücken kann. Wie präzise, können sie erkennen, wenn sie ein Vertragswerk im Handel oder die ABG´s von Unternehmen lesen. Machen sie sich mal die Mühe, es ist interessant und vielleicht werden sie ja überrascht.

Empfehlenswert ist auch das Grundgesetz. Das ist amüsant, wenn man die Bedeutung von Worten versteht.

Eins noch, Chat GBT liefert kein Wissen, nur Informationen.

Wissen ist eine Hol-Schuld.

…aber nix wissen macht auch nix…

ENDE

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Kurzgeschichte Mystery

Was ist ein NPC?

90th gone
© Lucienne

Karsten ging in die Kneipe um die Ecke. Seine Frau und seine Kinder haben diese Abend wieder den typischen Stress veranstaltet, sodass er nur diese Möglichkeit der Flucht für sich sah. Früher war das anders. Er dachte an die schönen Stunden, die sie miteinander verbrachten. Die tiefen Gespräche welche er mit ihr führte. Wenn sie ihre gegensätzlichen Meinungen und Ansichten abglichen und sich einander ergänzten.

Damals…

Er wollte nur ein paar Bier trinken, während Judith die Kinder ins Bett brachte. Vielleicht blieben Judith und ihm ja noch ein oder zwei Stunden und sie konnten sich einen Film ansehen. Morgen würde er wieder endlose Meetings ertragen müssen, in der sich die ganzen Egomanen mit denen er zu tun hatte, profilieren würden.

Er setzte sich an die Theke und bestellte ein Bier.

„Was ist ein NPC?“

„Bitte?“

Die Frau neben ihm quatschte ihn an:

„Haben Sie sich schon mal die Frage gestellt, warum da „draußen“ so viele Menschen wie Roboter agieren?“

„Nein, habe ich nicht.“

Karsten trank den ersten Schluck seines Biers. Das fehlte ihn noch, hochgeistige Gespräche nach so einem Tag!

„Wissen sie, die bewegen sich durch die Welt wie in einem Traum. Folgen denselben Routinen, tagein, tagaus. Stehen auf, gehen malochen, konsumieren Informationen, agieren mit Mitmenschen in immer derselben Art, verteidigen ihre „Art“ zu leben mit fanatischem Eifer, kommen nach Hause und konsumieren Mainstream. Vielleicht ist da noch jemand an ihrer Seite, der genauso dahinvegetiert oder aufgrund seiner Andersartigkeit dahinsiecht.“

Karsten beschlich ein ungutes Gefühl. Er fühlte sich ertappt. Die Frau beschrieb da gerade seinen Tag. Nein, sein Leben!

„Sie sind unflexibel, unfähig ihren gewohnten, programmierten Routinen, ihren Programmen zu entfliehen. Sie sind unbewusst.

Sie sind ohne Bewusstsein.

Unbeseelt.“

Das Gespräch, eher ein Monolog, hinterließ ein schales Gefühl, ein Unbehagen bei Karsten.

„Sehen sie, oft habe ich mich gefragt warum Menschen unbeseelt sind. Wir leben in einem Universum, dass einem universellen Geist entsprungen ist. Das heißt wir sind Fraktale desselben. Unseren Erinnerungen beraubt, hilflos suchend, nach dem verlorenen Wissen. Unsere Fähigkeiten verdrängt durch Angst, Mangel, Reizüberflutung und Giften.

Doch der universelle Same ist in uns, unzerstörbar, fest verwurzelt.

Ein einziger Tropfen wahren Wissens und nichts kann sein Erwachen aufhalten. Dann gelangen wir zu Bewusstsein.“

„Sie, sie…wieso reden sie über solche Dinge mit mir? Ich kenne Sie doch gar nicht!“

„Wirklich? Fühlen sie sich nicht ertappt, unbehaglich?“

„Ich…wirklich ich verstehe nicht was sie mir da erzählen!“

Karsten wäre längst aufgestanden oder hätte eine scharfe Zurechtweisung geblafft, säße da nicht eine attraktive Frau.

Sie lächelte ihn charmant an.

„Meine Theorie zu den NPC´s ist folgende: Wenn unser Universum ein Ausdruck, ein Gedanke des universellen Geistes ist und alles nur Kraft der Gedanken entstanden ist, dann sind die Möglichkeiten schier unbegrenzt. Es gibt unendliche Universen in denen unendliche Ich´s existieren. Gute Welten, schlechte Welten. Welten, in denen ich reich oder berühmt bin. Welten mit guten Partner oder Schlechten. Mit Frieden oder Krieg.“

Karsten war fasziniert von ihren Ausstrahlung. Es war unmöglich sich Ihrer zu entziehen.

„Aber wissen sie was? Es ist nur immer ein Bewusstsein möglich. Sie sind in diesem Multiversum einmalig. Also können sie auch unmöglich in allen Körpern der unendlichen Möglichkeiten existieren.“

Noch immer lächelte sie dieses verschwörerische Lächeln. Karsten verstand kein Wort!

„Nur ein Möglichkeit pro Bewusstsein! In allen anderen Körpern laufen rudimentäre Programme. Diese Körper sind zwar biologisch, doch so etwas wie Bio-Roboter. Sie folgen ihrer Programmierung. Aber das hatten wir ja schon.“

Karsten hatte den Faden längst verloren. Sein ganzes Sein war auf diese Augen ausgerichtet, die Ausdruckskraft, die Seele in die er blickte.

„Eins noch,“ ein letztes Mal blickte sie Karsten an, als wolle sie ihm eine geheime Botschaft vermitteln: „Es gibt jedoch ein Trick. Sie können zwischen den NPC´s in den verschiedenen Welten wechseln!“

Abrupt verschwand der beseelte Ausdruck in den Augen der Frau und wich der betäubten, ohnmächtigen Miene, die er jeden Tag um sich herum wahrnahm. Der Zauber war verschwunden.

„Wer sind sie?“

„Was geht dich das an? Gott, welch plumpe Anmache!“

Die Frau stand auf und ging ans andere Ende der Theke und setzte sich dort um ein weiteres Bier zu bestellen.

Karsten war war völlig perplex. Seine Gedanken rasten. Was hatte er da gerade erlebt? Er knallte einen Zehner auf den Tresen und eilte nach Hause. Als er die Tür aufriss und lospolterte:

„Judith, du glaubst nicht, was…“

Zischte sie ihn an:

„Verdammt Karsten, die Kinder sind gerade eingeschlafen! Geht es etwas leiser?“

Verständnislos schaute er Judith in die Augen. Was er dort sah, war eine Reflexion, die er heute schon einmal gesehen hatte. Es war als würde er das erste Mal in diese Augen schauen. Nein, er hatte tausende Male hingesehen, aber nie hatte er hineingeschaut.

Ruhig betrachtete er Judith, sah sie, vielleicht zum ersten Male.

Er wandte sich ab, hängte die Jacke an die Garderobe, legte den Haustürschlüssel in die Schale, setzte sich an den Tisch und schaltete den Fernseher ab.

„Judith, bitte setze dich zu mir.“

Es würde eine sehr interessante Nacht werden.

ENDE

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Kurzgeschichte Leben Witz

Gustaff

Gustaff

Ok, grüß den Rest der Familie, bis später.“

Neulich sitzen wir beim Mittagstisch. Es gibt Kloße, Rotkohl und Schnitzel. Die Mittlere kam kurz vor 14:00 Uhr aus der Schule nach Hause, hungrig!

Alle haben sich aufgetan und haben die ersten Bissen zu sich genommen.

Die Mittlere:

„Gustaff!“

Wir schauen uns an:

„Was?“

„Ich sagte Gustaff!“

„Was heist das?“

„Na, Gustaff!“

„Ich verstehe nicht was du sagen willst!“

„Na, good stuff! Guter Stoff!“

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Herz Kurzgeschichte Witz

Nicht mit mir!

italienische Frau
© Dan Prescot

Die gesamte Welt schrumpfte zur Bedeutungslosigkeit zusammen. Das gesamte Universum bestand ausschließlich noch aus drei Personen und deren Entfernungen zueinander. Dann erfolgte der Augenblick, dieser winzige Augenblick indem alle einander gewahr werden. Dies kurze Zögern, das Zeit und Realität gegenstandslos werden lässt.
Doch die Zeit duldet keine Ausnahme und der Sekundenzeigen erschuf die Gegenwart neu.
Antonios Ex, Loraine! Ein Fluch ihr Name, eine Apokalypse ihr Erscheinen!
„Ramona, Schatz, schau wen ich getroffen habe!“
Seine Finger klebten immer noch an ihrem Körper! Besaß er denn keinen Anstand?
„Antonio, Schatz, ich sehe es.“
Ihr Blick spießte die Nebenbuhlerin auf wie ein Insekt. Ihre Stimme klirrte vor Kälte.
„Wir wollten gerade zu dir nach Hause und dir von der Neuigkeit erzählen.“
Loraine lächelte immer noch! Antonio war immer noch fröhlich! Ein leichter Zweifel stellte sich ein. Und doch, es konnte nur der Gleichmut sein, der einen vor dem unausweichlichen Ende befällt!
„Mit mir nicht, mein Lieber! Was glaubst du denn wie lange das unbemerkt geblieben wäre?“
Antonio zeigte das erste Mal so etwas wie Überraschung. Er blickte auf die Tragödie die er da im Arm hielt und wieder auf Ramona. Dann zog er den Arm verwirrt zurück.
„Aber, woher sollte denn jemand etwas erfahren? Wir hatten niemanden etwas erzählt. Und Loraine ist gestern erst hier eingetroffen. Alle Briefe hatte ich unter Verschluss, ich verstehe das nicht.“
„Ihr…, ihr habt das geplant?“ Ramona verlor den Boden unter den Füßen und taumelte.
„Natürlich! Loraine heiratet und ich soll der Trauzeuge sein! Ohne Planung geht das nicht. Wir sind zu der Hochzeit nach Italien eingeladen.“

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Kurzgeschichte Leben

„Angst“

Angst
© Dan Prescot

Zwietracht! Unrecht! Armut! Krankheit! Hunger! Krieg!

All diesen schlimmen Dingen liegt nur eine Ursache zugrunde.

Die mächtigste Waffe des Feindes gegen die Menschlichkeit, die Rechtschaffenheit, die Toleranz, die Gutmütigkeit, die Aufrichtigkeit und der Liebe:

Es ist die Angst.

Sie lähmt den Verstand, fördert Spaltung, erzeugt Neid, gebiert Hass und Gewalt.

Sie macht uns sogar zu Handlangern.

Wir sehen uns einem Gegner gegenüber, den die Zielstrebigkeit, Rücksichtslosigkeit und Geringschätzung scheinbar unübertroffen und unbesiegbar macht.

Wie bekämpfe ich die Furcht?

Gar nicht.

Die Angst ist niederträchtiger, hinterlistiger, gewaltvoller und grausamer als jede

andere Waffe.

Der einzige Weg ihrer Herr zu werden ist, ihr die Energie, die Nahrung zu nehmen.

Erinnere dich an die Tugenden, die dir deine Eltern mitgegeben haben:

Sei liebevoll.

Sei höflich, hilfsbereit, gerecht und achte jedes Lebewesen.

Sage „Nein“!

Keine Magie auf dieser Welt ist so mächtig wie dieses Wort.

Nein.

Die Welt taumelt auf den Abgrund zu.

Erneut.

Aber,

es gibt den Einen, der das alles aufhalten kann.

DU!

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Lovestory Science Fiction

Materie

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Kurzgeschichte Leben Witz

„Apocalypse“

© Dan Prescot

Es ist Freitag, ich habe Urlaub und wir fahren nach Hannover, um ein wenig in der Landeshauptstadt zu shoppen. Die Fahrt dorthin dauert etwa eine Stunde und da ich vom Radio nicht viel halte, meine Playlist nicht unbedingt den Familiengeschmack trifft, bitte ich die Mittlere unserer Töchter doch ihre gemäßigte Playlist über die Bluetooth Verbindung unseres Wagens wiederzugeben.

Meine Frau versucht derweil über das Mediacenter die Balance von den Front Lautsprechern auf das Heck zu verlagern und tippt sich so durch das Menu.

„Warte das nächste Lied ist gut, hör mal!“

Das Lied wird via Bluetooth in das Mediacenter gestreamt und erscheint in dem Display unten rechts als Button, mit dem Bluetooth Zeichen und mit Liedtitel.

„Apocalypse“

Meine Frau zuckt zurück und ruft: „Was zum …“

Einen Augenblick brauchen meine kleinen, grauen Gehirnzellen, um die Situation zu erfassen. Dann brülle ich, so aufgeregt wie ich kann:

„Nicht drücken, um Gottes Willen! Nicht Drücken!“

Länger als 10 Sekunden schaffe ich es nicht den entsetzten Gesichtsausdruck aufrecht zu halten und lache schallend los.

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Gedanken Leben

Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.

Hoffnung

Immanuel Kant schrieb einmal:

„Der Himmel hat dem Menschen als Gegengewicht zu den vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben:

Die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.“

Sind das die Heiligtümer des Lebens? Quasi der Zauberstab gegen Hoffnungslosigkeit, Schlaflosigkeit und Trübsal?

Oder ist das die Droge, die uns gegen die Unerträglichkeit des Lebens ausharren lässt?

Dieser Tage, die die Unmenschlichkeit und Absurdität immer mehr hinter der Verzerrung der Lügen und Täuschung erkennen lässt, mögen diese Worte Trost und Hilfe spenden.

Mir fehlen jedoch die Grundsätze der
Menschlichkeit und Freiheit.

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Kurzgeschichte Science Fiction Witz

Nudging

Macenzie, CEO der Atlas Inc. sieht sich die neusten Umsatzzahlen seines Konzerns an. Dann stutzt er, als er eine Fußnote findet. Wühlt durch die Unterlagen, findet das entsprechende Sheet, rennt zum PC, linkt sich in das Berichtswesen seines Konzerns ein und studiert die Zahlen. Immer wieder wandert seine Aufmerksamkeit zu dem Zettel mit der Fußnote. Dann nimmt er sein Handy und drückt die Nummer seiner Sekretärin.

„Irene? Irene, ich brauche morgen einen Termin mit diesem Werksleiter in dem kleinen Nest bei Frankfurt. Mensch wie heißt der denn nochmal? Richtig! Ferguson. Schaffen sie mir den ran! 12:00Uhr? Nein, schmeißen sie die vorherigen Termine um. Ich will den Mann um 8:00Uhr hier sehen! Was? Nein, ist mir egal das es schon 21:00Uhr ist. Der soll herkommen. Von mir aus holen sie ihn mit dem Helikopter!“

                                                          *

Es klopft an der Eingangstür

„Kommen sie rein.“

Ein hagerer Mann, Mitte 40 in einem zerknautschtem, aber teuren Anzug schreitet durch die Zimmertür. Macenzies Blick folgt dem Mann, bis er etwa einen Meter vor ihm stehen bleibt. Beide Männer mustern sich.

„Ferguson, raus damit! Wie haben sie das gemacht? 35% Leistungssteigerung in einem Monat und das jetzt schon seit einem Quartal?“

Ferguson öffnet sein Jacket und grinst.

„Guten Tag Mr Macenzie, das war ein langer Flug.“

„Hm, in Ordnung. Was möchten sie trinken?“

„Es ist zwar noch früh am Morgen, aber da ich ohnehin nicht geschlafen habe…

Whisky bitte, irischen.“

Ferguson löst seine Krawatte und knöpft den obersten Hemdknopf auf.

„Also kein Zufall! Ich bin gespannt, sie haben meine ganze Aufmerksamkeit!“

Macenzie trägt das fingerbreit gefüllte, bauchige Kristallglas zu seinem Werksleiter.

Ferguson schwenkt das Glas, schnuppert daran und nimmt einen genießerischen Schluck.

„Was motiviert Menschen? Geld? Macht? Nein, viel profaner! Ursprünglicher…“

„Sex?“

„Fast. Ein wenig subtiler ist es schon, aber nicht schlecht. Pheromone, richtig gemischt in einem Cocktail der Arbeitswut. Nichts motiviert mehr, bis zur Erschöpfung.“

„Sie manipulieren die Belegschaft? Setzen sie unter Drogen?“

„Unter Drogen? Nein, sicher nicht. Manipulieren? Nein, eigentlich auch das nicht. Nur ein wenig anschubsen, mehr nicht. Es sind nur Duftstoffe. Wir setzen sie der aufbereiteten Luft zu. Ein wenig Adrenalin, ein bisschen Botenstoffe, eine Portion Wohlbefinden und…“

„Das soll alles sein? Nur ein paar Gerüche? Mehr nicht?“

„Mehr nicht. Ich schwöre!“

„Das ist wirklich alles?“

„Das ist es! Die Leute geben alles für die Firma. Vielleicht leidet das Familienleben von einigen etwas. Manchmal funktionieren Beziehungen oder Ehen halt nicht.“

„Mein Gott was sagen sie da? Ist Ihnen klar was sie da sagen?“

„Ja, natürlich. Ich rede von 35%iger Leistungssteigerung, nachhaltig. Zudem ist da noch Potential. Wir haben die richtige Mischung noch nicht gefunden. Aber hey, eins ist sicher: Unsere Werkhalle riecht besser als die meisten Ehepartner, zu denen unsere Werker nach Hause kommen!“

„Wissen sie was das bedeutet?“

„Natürlich, 40% sind durchaus erreichbar.“

„Nein verdammt, ich meine die Konsequenzen!“

„Was für Konsequenzen? Was habe ich denn getan? Fragen sie in der Belegschaft herum. Alle sind zufrieden und glücklich. Zum Teufel, keiner würde auch nur in Erwägung ziehen uns zu verlassen! Die Unternehmenstreue ich absolut! Sie geht über allem, wirklich allem.“

„Wie sind sie nur auf die Idee gekommen?“

„Beziehungen. Da kommt man nicht mal eben über eine Annonce dran.“

Ferguson hielt sein Glas hin. Nach kurzem Zögern nimmt Macenzie es an und füllt es nach und bringt es Ferguson zurück.

„Ich höre.“

Ferguson lächelt, nimmt einen Schluck.

„Sie wartet unten, wollen Sie sie kennenlernen?“

                                          *

Da gleichmäßige Klatschen der Rotorblätter macht Ferguson müde. Er hat mittlerweile seit fast 48 Stunden kein Auge zugemacht, der Whisky bei Macenzie tat sein Übriges. Sicher sie hatte ihm gesagt, dass wenn es passierte, es schnell gehen würde. Ferguson findet trotzdem das Macenzie überzogen reagierte, ihn einfliegen zu lassen. Einerlei, Macenzie gehört nun ihm, das hat sie ihm versprochen.

„Was passiert nun, jetzt wo er uns gehört?“

Sie nimmt eine Phiole aus ihrer Tasche, öffnet diese und fährt leicht mit dem Verschluss ihren Hals entlang der Arterien. Dann nach drei Atemzügen setzt sie ein Lächeln auf.

„Fergi, mein Lieber, ich habe noch zu tun. Willst du einen Augenblick draußen warten?“

„Bist du verrückt? Wir sitzen in einem Hubschrauber!“

Sie lächelt weitere drei Atemzüge und fährt sich mit einer Hand durchs Haar.

„Wenn ich dich doch lieb bitte?“

Ferguson öffnet die Tür und wartet draußen.

 

 

 

                                             ENDE