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Kurzgeschichte Leben

Sprache

Dichter
© Dan Prescot

1984…

Die Vereinfachung der deutschen Sprache soll für mehr Klarheit sorgen.Ist das so?

`Doppelplus ungut´ in Neusprech.

Beispiel Inhaber.

Ein Inhaber ist ein Nicht-Haber. Glauben sie es nicht?

Was ist denn ein Invalide? Oder Inkompetenz?

Inhuman, inakzeptabel, indiskret oder intolerant.

Sind sie jetzt Inhaber ihres Sparkontos, oder ihres Hauses?

Nein, sie sind Besitzer, oder?

Hm, Besitzer besitzen etwas, es gehört jedoch dem Eigentümer.

Es ist also wichtig, der deutschen Sprache mächtig zu sein. Wer kennt heute noch diese Unterschiede? Werden sie in den Schulen gelehrt? Ist es überhaupt wichtig das zu wissen?

Gehen sie mal zur Bank und sagen denen, sie möchten den Inhalt ihres Depots abholen, oder ihr Konto räumen. Dort wird man ihnen den Unterschied eines Inhabers und eines Eigentümers genau erklären können.

Kennen Sie das Vokabular eines durchschnittlichen Bundesbürgers? Sind 12.000 Wörter viel, oder 16.000? Goethes Wortschatz umfasste über 90.000 Begriffe. Na ja, er war ja auch einer der größten Dichter Deutschlands.

Wohl wahr, jedoch ist das gerade mal 200 Jahre her und schauen sie sich mal Texte aus dieser Zeit an. Oder nur 100 Jahre.

Der deutsche Wortschatz umfasst etwa eine halbe Million Wörter in der man sich sehr präzise ausdrücken kann. Wie präzise, können sie erkennen, wenn sie ein Vertragswerk im Handel oder die ABG´s von Unternehmen lesen. Machen sie sich mal die Mühe, es ist interessant und vielleicht werden sie ja überrascht.

Empfehlenswert ist auch das Grundgesetz. Das ist amüsant, wenn man die Bedeutung von Worten versteht.

Eins noch, Chat GBT liefert kein Wissen, nur Informationen.

Wissen ist eine Hol-Schuld.

…aber nix wissen macht auch nix…

ENDE

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Kurzgeschichte Leben Witz

Gustaff

Gustaff

Ok, grüß den Rest der Familie, bis später.“

Neulich sitzen wir beim Mittagstisch. Es gibt Kloße, Rotkohl und Schnitzel. Die Mittlere kam kurz vor 14:00 Uhr aus der Schule nach Hause, hungrig!

Alle haben sich aufgetan und haben die ersten Bissen zu sich genommen.

Die Mittlere:

„Gustaff!“

Wir schauen uns an:

„Was?“

„Ich sagte Gustaff!“

„Was heist das?“

„Na, Gustaff!“

„Ich verstehe nicht was du sagen willst!“

„Na, good stuff! Guter Stoff!“

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Kurzgeschichte Leben

„Angst“

Angst
© Dan Prescot

Zwietracht! Unrecht! Armut! Krankheit! Hunger! Krieg!

All diesen schlimmen Dingen liegt nur eine Ursache zugrunde.

Die mächtigste Waffe des Feindes gegen die Menschlichkeit, die Rechtschaffenheit, die Toleranz, die Gutmütigkeit, die Aufrichtigkeit und der Liebe:

Es ist die Angst.

Sie lähmt den Verstand, fördert Spaltung, erzeugt Neid, gebiert Hass und Gewalt.

Sie macht uns sogar zu Handlangern.

Wir sehen uns einem Gegner gegenüber, den die Zielstrebigkeit, Rücksichtslosigkeit und Geringschätzung scheinbar unübertroffen und unbesiegbar macht.

Wie bekämpfe ich die Furcht?

Gar nicht.

Die Angst ist niederträchtiger, hinterlistiger, gewaltvoller und grausamer als jede

andere Waffe.

Der einzige Weg ihrer Herr zu werden ist, ihr die Energie, die Nahrung zu nehmen.

Erinnere dich an die Tugenden, die dir deine Eltern mitgegeben haben:

Sei liebevoll.

Sei höflich, hilfsbereit, gerecht und achte jedes Lebewesen.

Sage „Nein“!

Keine Magie auf dieser Welt ist so mächtig wie dieses Wort.

Nein.

Die Welt taumelt auf den Abgrund zu.

Erneut.

Aber,

es gibt den Einen, der das alles aufhalten kann.

DU!

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Kurzgeschichte Leben Witz

„Apocalypse“

© Dan Prescot

Es ist Freitag, ich habe Urlaub und wir fahren nach Hannover, um ein wenig in der Landeshauptstadt zu shoppen. Die Fahrt dorthin dauert etwa eine Stunde und da ich vom Radio nicht viel halte, meine Playlist nicht unbedingt den Familiengeschmack trifft, bitte ich die Mittlere unserer Töchter doch ihre gemäßigte Playlist über die Bluetooth Verbindung unseres Wagens wiederzugeben.

Meine Frau versucht derweil über das Mediacenter die Balance von den Front Lautsprechern auf das Heck zu verlagern und tippt sich so durch das Menu.

„Warte das nächste Lied ist gut, hör mal!“

Das Lied wird via Bluetooth in das Mediacenter gestreamt und erscheint in dem Display unten rechts als Button, mit dem Bluetooth Zeichen und mit Liedtitel.

„Apocalypse“

Meine Frau zuckt zurück und ruft: „Was zum …“

Einen Augenblick brauchen meine kleinen, grauen Gehirnzellen, um die Situation zu erfassen. Dann brülle ich, so aufgeregt wie ich kann:

„Nicht drücken, um Gottes Willen! Nicht Drücken!“

Länger als 10 Sekunden schaffe ich es nicht den entsetzten Gesichtsausdruck aufrecht zu halten und lache schallend los.

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Gedanken Leben

Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.

Hoffnung

Immanuel Kant schrieb einmal:

„Der Himmel hat dem Menschen als Gegengewicht zu den vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben:

Die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.“

Sind das die Heiligtümer des Lebens? Quasi der Zauberstab gegen Hoffnungslosigkeit, Schlaflosigkeit und Trübsal?

Oder ist das die Droge, die uns gegen die Unerträglichkeit des Lebens ausharren lässt?

Dieser Tage, die die Unmenschlichkeit und Absurdität immer mehr hinter der Verzerrung der Lügen und Täuschung erkennen lässt, mögen diese Worte Trost und Hilfe spenden.

Mir fehlen jedoch die Grundsätze der
Menschlichkeit und Freiheit.

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Kurzgeschichte Leben

Dämmerung

Jean war jetzt das zweite Jahr an das Bett gefesselt. Ich hatte ihren langen Kampf gegen die Krankheit mitverfolgt. Mitverfolgen müssen! Dieses aussichtslose Auflehnen und die täglichen vielen kleinen Schlachten gegen das Vergessen. Ihr allmähliches Abgleiten in die Dunkelheit.

Ich wusste, dass der heutige Tag ihr letzter war. Seit einigen Stunden saß ich nun an ihrem Bett und wartete. Meine Gedanken weilten in der Vergangenheit und schreckten vor der Zukunft zurück. Dieses stumme Stehenbleiben während alles weitergeht. Dieses entsetzliche Verblassen von allem, was Jean einmal ausmachte.

Sie lag auf dem Krankenbett und ihre Augen blickten lichtlos, ohne Fokus in das Nichts. Schwer hob und senkte sich ihr Brustkorb. Rang um jeden Atemzug. Ich stand auf und schaute in ihr Gesicht. Die Wangen eingefallen und fahl. Die Augen leer.

Ich hielt den Atem an. Da war etwas, nicht greifbar und formlos. Doch-da war etwas. Anders als in den Erinnerungen, ungezwungener, freier doch eindeutig Jean. Nur flüchtig und nur einen winzigen Augenblick. Dann war der Faden wieder verloren. Noch immer hielt ich den Atem an. Dann senkte sich ihre Brust ein letztes Mal. Ruhig verströmte sie ihren letzten Atemzug. Ihre Augen brachen und alles war ruhig.

Nur draußen in der Nacht trommelte der Regen gegen die Fensterscheiben.

Das Geräusch drang an ihr Ohr. Zusammenhang und bedeutungslos. Früher mochte sie das Geräusch. Es vermittelte ihr Geborgenheit und Ruhe.

Ihre Augen sahen Licht und Schatten, Farben und Bewegung. Doch nichts davon nahm sie wirklich war. Der schwache, säuerliche Geruch von Verfall erreichte sie längst nicht mehr.

Jeans Welt bestand ausschließlich aus Gefühl und Reaktion. Sie kannte kein Gestern und kein Morgen. Das Jetzt war unmittelbar. Immer seltener durchbrach etwas ihre Isolation. Die Müdigkeit ließ ihre Perioden des Dahindämmerns länger und inhaltsloser werden. Nur manchmal blitzte so etwas wie Erkenntnis, Erinnerung auf. Dann wurde Jean unruhig. Immer wieder entglitten ihr die Gedanken, sie ahnte den Verlust. Dann wurde sie traurig. Doch auch den Grund dafür vergaß sie bald. Dann war sie nur noch traurig. Und schließlich verging auch das.

Jean aß und trank nicht mehr von allein. Sie fühlte den Hunger und den Durst, doch kannte sie die Bedeutung nicht mehr. Irgendwo in ihrem Gehirn hatte sich das Leben verbissen. Millionen Jahre Evolution sorgten mit eiserner Kraft für die Kontraktion des Herzmuskels und der Lungentätigkeit. Herzschlag für Herzschlag. Atemzug für Atemzug. Der Geist hatte den Körper längst verlassen. Doch manchmal hob sich der dunkle Vorhang für Augenblicke, um entsetzt zurückzuschrecken. Ihre Träume waren bar jeder Erinnerung ohne Erkennen. Unbefleckt, ohne die Traumata des Lebens. Wie ein Neugeborenes, so rein. Licht und Farben ohne Namen, Freude und Traurigkeit. Immer öfter tauchte sie in diese reine Sphäre, die zu ihr gehörte. Ihr Schutz vor dem Unbehagen, der Angst und Hilflosigkeit.

Bald kannte sie die Grenze ihrer Welt. Diese Barriere, die sie nicht durchblicken konnte. Diesen letzten Schritt, der sie zurückhielt und behinderte. Doch etwas Neues war da. Etwas zog sie auf die andere Seite. Einen kurzen Augenblick schaute sie zurück um dann ohne Mühe und gelassen hinüberzuschreiten.

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Kurzgeschichte Leben

Rose´s Garden

Graue Wolken zogen in einem nicht end

en wollenden Strom über Rose dem Horizont entgegen. Der Wind zerrte und zupfte an ihrer Kleidung, gerade so als wolle er, dass sie ihn auf seiner Reise begleitete. Sie stand am Rand ihres Gartens und schaute den Vorboten des nahenden Unwetters hinterher.

Schon rollte das erste dumpfe Grollen über die Hügel und Ebenen der einsamen Gegend. Rose wandte sich ab und ging über den von Blumenbeeten gesäumten Pfad, den ihr Mann Fred noch selbst mit Ziegeln gepflastert hatte, auf ihr Haus zu. Sie hatte damals die Rosenstöcke gepflanzt und trotz der Kinder und der Hausarbeit die Zeit gefunden, den Garten zu pflegen. Sie kannte und liebte jeden einzelnen Winkel, jede Pflanze und jeden Strauch. Ihre Rosen waren ihr Leben. Der kommende Regen würde gut für den Boden sein. Doch wenn Hagel dabei wäre, würden die Blumen leiden. Wieder blickte sie zum Himmel auf. Die Wolken waren hoch und dunkel. Bestimmt würde Hagel kommen. Als erste Ankündigung der kalten Jahreszeit. Rose blieb vor den Rosenstöcken stehen.

Sie hatte sich damals auf die modernen Rosensorten festgelegt, weil die nicht so füllig in den Blütenständen ausfielen und sie für Rose die feine Eleganz und Einzigartigkeit der Rosen verkörperten. Sie liebte die helle, cremige Farbe, die klare Linie und den intensiven Duft der Julia´s Rose. Ihre Freude war der Farbverlauf von hellem Rot in intensives Gelb der Double Delight mit den weit auffächernden Blütenblättern. Doch immer wenn sie an den Stöcken der Remember Me – Rosen innehielt, mit ihren feinen Linien, dem intensiven Rosé und dem atemberaubenden Duft, dann war sie in Gedanken bei ihrer Familie. Fred hatte sie ihr damals zum dritten Hochzeitstag geschenkt. Es waren die ersten Rosen für ihren Garten gewesen. Sie hatten gerade das Haus gekauft und oft war das Geld knapp und die Not groß gewesen. Die Rosen waren mit der Familie gewachsen und hatten sie dabei durch alle Höhen und Tiefen über die Jahre begleitet. Hatten in der Not Trost gespendet, mit dem Kinderlachen farbenfroh geblüht und nach Freds Tod die Einsamkeit mit ihr geteilt. Auch ihre Zeit war nah. Sie konnte spüren, wie das Leben sich stückchenweise von ihr zurückzog. Es betrübte sie zu wissen, dass sich niemand mehr um das Haus, den Garten und besonders um ihre Rosen kümmern würde. Keines ihrer Kinder mochte hier leben. Sie hatte versucht, einige Zimmer zu vermieten aber niemand hatte sich auf die Anzeigen hin gemeldet. Letztlich war es gut so, sie hätte es doch nicht ertragen, Fremde in ihrem Haus zu wissen.

Behutsam fuhr sie mit der Hand über die samtigen Blüten ihrer Rosen, über die noch nicht erblühten Knospen, die prachtvollen Blütenstände und die welken Blätter. Jeder Windstoß riss neue Blätter aus den Büschen und ließ sie in einen Blütenregen aus Rosenblättern eintauchen.

Sie zog das Tuch um ihre Schultern enger an sich. Es wurde kalt. Ihr Blick fiel auf eine der Blüten. Die Blätter am Rand waren ein wenig eingerollt, in der Mitte war die Knospe noch fast geschlossen und die Blütenblätter an der Spitze leicht nach außen gewölbt. Die rosa Farbe war kräftig und wurde zum Rand hin blasser. Durch das schwindende Licht wurden die Zwischenräume der Blütenblätter zu dunklen Akzenten, die die Schönheit dieser Blüte betonten. Der Geruch war betörend und beschwor Erinnerungen aus glücklichen Tagen herauf. Nichts störte die Vollkommenheit dieser Rose. Sie war gut. Es war gut. Rose lächelte.

Diese Blume war das Dankeschön aus all der Zeit, all der Not und Arbeit. Gedankenverloren streckte Rose ihre Hand aus, um die Blume zu brechen. Und hielt inne. Nein, keine Vase, kein Gefäß konnte diese Schönheit aufnehmen. Nichts wurde ihr gerecht. Nur die Zeit, die Arbeit und die Liebe, die in dem Stück Erde steckten, die sie umgab. Liebevoll berührte Rose die Blume. Ja, es war gut. Für einen kurzen Augenblick war alles vollkommen und ein tiefer Frieden erfüllte sie.

Dann ging sie ins Haus, zu all den Erinnerungen. Rose setzte sich in ihren Lehnstuhl, um sich von diesem Tag, von diesem Leben auszuruhen und schlief ein. Sie hörte nicht mehr, dass die ersten Hagelkörner auf das Dach des Hauses fielen und die dunkle Jahreszeit verkündeten.

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Kurzgeschichte Leben

Schönes Land

Schönes Land
© Dan Prescot

Kuamo lief den staubigen Weg aus dem Dorf Richtung asphaltierte Straße. Der ockerfarbene Staub hatte sich bereits auf seine dunkle ausgeblichene Stoffhose gesetzt. Ein Stück Strick hielt die zu große Hose auf den schmalen Hüften des dunkelhäutigen Teenagers. Die roten zerschlissenen Turnschuhe hatte er vor langer Zeit aus der Rot-Kreuz-Station bekommen. Damals waren sie schon alt. Einzig das T-Shirt war von seiner Familie neu erworben worden. Allerdings war Kuamo als Viertgeborener eben der Vierte der es trug. Und bestimmt würde er es an seine zwei jüngeren Geschwister weitergeben.

Kuamo schlenderte weiter den Weg entlang, vorüber an den jungen, grünen Pflanzen und Palmen. Er sollte seinen älteren Bruder an der Straße ablösen, der die wenigen Früchte die die Familie entbehren konnte, an die Besitzer der Fahrzeuge an der Straße zu verkaufen. Sie waren reich, sie mussten reich sein. Könnten sie sich sonst ein Auto leisten? Er hob einen Stock auf und schlug dann und wann auf irgendwelche Pflanzen ein, um den eintönigen Marsch zu verkürzen. Als er sich der Straße näherte, hörte er Geschrei. Kuamo ließ den Stock fallen und verbarg sich hinter den mächtigen Stamm eines Flaschenbaumes. Ganz leise, kaum das er zu atmen wagte, schaute er zwischen den Pflanzen und den blühenden Büschen hindurch zu der Straße, wo sein Bruder seien sollte. Fünf Jungen und Mädchen in Armeeanzügen und Waffen in den Händen schrien seinen Bruder an. Ab und zu schlugen sie ihn mit den Gewehrkolben. Sein Bruder schwieg. Er weinte nicht einmal. Obwohl es sehr wehtun musste. Kuamo hielt den Atem an. Sein Bruder musste aufstehen und den Kindern der Rebellenarmee in das Unterholz folgen.

Kuamo weinte für seinen Bruder.

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Kurzgeschichte Leben Reisebericht

Santa Cathalina

Santa Cathalina
© Dan Prescot
© Dan Prescot

Die alte Empfangshalle der Hotels lag verlassen vor mir. Das einst glatt polierte Parkett war verwittert und rau. Mittlerweile löste sich an einigen Stellen bereits einzelne Dielen aus dem kunstvollen Muster der verschiedenfarbigen Holzarbeiten am Boden. Das helle Sonnenlicht zeichnete einen noch größeren Kontrast in die offene Fassade. Langsam ging ich in Richtung des Meeres. Vorbei an dem alten Flügel der standhaft den Jahrzehnten trotzte, dem Tresen mit der rostigen Registrierkasse.

Als ich aus dem Schatten in das gleißende Sonnenlicht trat, strich der Wind träge die warme Festlandluft Afrikas über die Insel. An der zerbrochenen Brüstung der ehemaligen Terrasse spülte das Meer eine unglaubliche Farbenpracht an Fischen, Seeigeln und anderen Meeresbewohnern direkt zu meinen Füßen. Beruhigend und immer gleich, brachen die Wellen an die steinerne Barrikade der Brüstung. Vögel sangen in der Mittagshitze.
Vor fast 30 Jahre flohen die Bewohner von der Insel, um einem Tropensturm zu entkommen. Viele kehrten nicht zurück. Das verfallende Hotel war ein stummer Zeuge dieser verlorenen Zeit. Mit seinen breiten Zufahrtswegen, den Flanierwegen, der Terrasse über dem Meer, den leeren Wohnräumen und der verlassenden Empfangshalle, stellte dies ein in Stein gebautes Mahnmal des Vergangenen dar. Der Tropensturm hatte nicht nur die Menschen von dieser Insel gefegt. Er war ein Bote des Sturmes gewesen, der das Land entvölkerte.
Das helle Lachen von Yves holte mich aus der vergangenen Epoche des Gebäudes zurück. Ich schritt schnell aus, um aus den schwermütigen Gedanken zurück in das Paradies zu gelangen, dass ich heute Morgen betreten hatte. Ein Junge war aufgetaucht. Wie fast alle Menschen in diesem erstaunlichen Land hatte auch er ein fast immer fröhliches Lachen.

© Dan Prescot
© Dan Prescot