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Lovestory Science Fiction

Kapitel 3 -Alltag-

© Lucienne

Edith nervt! Sie ist meine Schwester und jeder nennt sie Didi, selbst meine Mutter. Eigentlich will ich jetzt allein sein. Mir schwirrt der Kopf und ich habe so viel, was ich erstmal verarbeiten muss. Das mit Adrian war nicht geplant. Vorgestern hatte ich ihn noch nicht einmal wahrgenommen und seit gestern kann ich nicht aufhören an ihn zu denken. Innerhalb eines Tages hat sich mein Leben komplett verändert. Dinge, die mir wichtig sind, treten in den Hintergrund und werden von nur einem Ereignis abgelöst. In einer Stunde sehen wir uns in der Schule wieder. Wird es wie gestern, oder hat sich alles geändert. Wie soll ich mich verhalten, was erzähle ich Tina?
„Verdammt Jules, steh endlich auf! Ich habe keine Lust alles allein zu erledigen!“

Edith brüllt aus der Küche, durch meine geschlossene Zimmertür und sie nervt!

Um ihrem Genörgel zu entkommen, ziehe ich die Bettdecke über den Kopf. Selbst unter der Bettdecke kann ich hören, wie die Tür zum Badzimmer aufgestoßen wird.

„Juliana! Ich schwöre, wenn Du zu spät in die Schule kommst, bleibst Du den Rest der Woche im Haus und bringst den Haushalt auf Vordermann!“

Verdammt, wenn meine Mutter mich bei meinem vollständigen Namen ruft, meint sie es ernst.

Entnervt schiebe ich die Bettdecke zur Seite. Es wird sowieso Zeit das ich mich fertig mache. Auf den Weg ins Bad schnappe ich mir ein paar Utensilien und stampfe geräuschvoll zur Tür. Mir schießt wieder die Frage durch den Kopf, wieso Adrian es bei unserer Begegnung so eilig gehabt hatte. Zwei Mal habe ich ihn danach gefragt, zwei Mal bekam ich keine Antwort. Ich nehme mir vor ihn heute erneut danach zu fragen.

Mit beiden Fäusten an der Hüfte, steht Edith vor meiner Tür, als ich diese öffne.

„Du kannst den Tisch abräumen und das Geschirr in den Spühler stellen!“

„Kann ich vorher auch noch essen?“

„Klar, wo du doch massenhaft Zeit hast! Wirf mal einen Blick auf die Uhr.“

Sie deutet mit dem Kopf auf die Uhr. Mist! Es ist halb acht und ich werde zu spät kommen!

„Oh Didi bitte, kannst du das machen, sonst schaffe ich das nicht. Heute darf ich nicht zu spät kommen, bitte!“

„Dein Problem Jules, Mama wird dir die Hölle heiß machen, ich hatte dich gewarnt.“

„Didi, bitte! Das ist mir egal. Ich darf heute nicht zu spät kommen.“

„Was ist heute so wichtig, hm? Eine Klausur?“

„Didi, bitte!“

Sekundenlang mustert sie mich und ahnt, was ihre Schwester bewegt.

„Ok Jules, ich will wissen was läuft. Sieh zu das du in 10 Minuten fertig bist.“

Ich kann das Klappern des Geschirrs hören, während ich mich fertig mache. Fünfzehn Minuten später sind wir beide vor unserem Wohnblock, auf dem Weg zur Schule.

„Nun sag schon, wer?“

„Adrian, aus der C.“

„Aus der C sagst du? Wer soll…warte! Der Nerd-Adrian? Physik, Mathe Adrian?“

„Keine Ahnung, Adrian halt. Über Unterricht in der Schule haben wir uns nicht gerade unterhalten.“

„Schwester, ich hoffe, du weißt auf was du dich da einlässt.

„Jetzt fang du auch noch an! Gibt es irgendetwas Konkretes, was du gegen ihn sagen kannst? Tina machte auch solche Andeutungen. Mir ist nichts Komisches aufgefallen und wir haben fast den ganzen Tag nach der Schule zusammen verbracht.“

„Wo fang ich an? Der Typ hat keine Freunde, ich glaube der hat nicht mal Kontakte. Keiner weiß irgendetwas über den. Er meidet seine Mitschüler und die meiden ihn. Er quatscht, als käme er aus dem letzten Jahrhundert.

Der ist so gut in der Schule, dass es einen schon ankotzt!“

„Und das stört dich?“

„Mich? Nein Jules, jeden!“

„Nicht jeden Didi, nicht mich.“

Wir schauen zusammen auf den Schulhof, wo sich eine bizarre Szene vor unseren Augen abspielt. Mehrere Schüler stehen sich gegenüber und eine hitzige Diskussion heizt die Stimmung an. Scheinbar geht es um eine Aktion, die die Schüler planen und man ist sich über die Details noch nicht einig. Deutlich können wir die Worte „Klima“ und „Retten“ sowie „jetzt handeln!“.

„Jules, Himmel bist du spät! Hallo Didi.“

Tina stößt zu uns und umarmt erst Didi dann mich.

„Ich dachte du hast schon was anderes vor und kommst deshalb heute gar nicht mehr.“

Dabei zwinkert sie mir verschwörerisch zu.

„Dasselbe könnte ich auch über dich sagen, oder nicht?“

„Wusstest du von Adrian?“ fragt Didi.

Tina zieht die Augenbrauen hoch.

„Adrian? Im Ernst, Jules.“

Es wird lauter und in die Schülergruppe neben uns kommt Bewegung. Es werden Transparente und Plakate hervorgeholt, ausgerollt und aufgestellt, auf denen folgende Texte zu lesen sind: Friday for Future, Rettet unsere Welt, Handelt, JETZT!

„Endlich passiert hier mal was. Wurde auch Zeit!“

„Hallo Juliana. Stellst du mich deinen Begleitern vor?“

Ausgerechnet jetzt muss Adrian auftauchen, ist ja klar.

„Hallo Adrian, das ist Tina und meine Schwester Didi.“

Adrian zieht die Augenbrauen hoch.

„Hallo Tina. Didi?“

Er blickt von Tina zu Didi und wartet, ohne den Blick abzuwenden. Eine ganze Weile vergeht, bis mir dämmert, dass er auf den richtigen Namen meiner Schwester wartet.

„Edith, meine Schwester heißt Edith. Aber alle rufen sie nur Didi.“

„Nun Edith, schön dich kennen zu lernen.“

Edith verdreht die Augen.

„Ich hatte es dir gesagt, Jules. Sag nicht ich hätte es dir nicht gesagt!“

Didi ist nicht wegen ihres Taktgefühls bekannt.

„Meine Schwester meinte ich solle mich vor dir in Acht nehmen. Muss ich das, Adrian?“

„Von mir geht keine Gefahr aus.“

Sein Blick geht in Richtung der Schülergruppe.

„Wir sollten reingehen, der Unterricht beginnt gleich. Sehen wir uns in der Pause, Juliana?“

Bevor ich antworten kann, landet ein Hauch von Kuss auf meiner Wange.

„Tina, Edith…“

Adrian dreht sich um und geht, ohne eine Antwort abzuwarten oder einen Blick zurück, in das Schulgebäude. Als wir ihm folgen, spricht keiner von uns ein Wort.

-Kapitel 2-                                                                   -Kapitel 4.1-

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Kapitel 2 -Schmetterlinge-

Adrian

Da ist es wieder! Die ganzen Schulstunden habe ich nicht mehr an den heutigen Morgen und an ihn gedacht. Doch jetzt ist es wieder da. Was ist los mit mir? Tina ist mit Jochen nach der zweiten Stunde in die Stadt abgehauen. Die Beiden haben das jetzt das zweite Mal in diesem Monat abgezogen. Ich habe da so eine Ahnung, dass Tina sich in der nächsten Zeit rarmachen wird.

Irgendwie beneide ich sie für ihren zwanglosen Umgang mit Jochen, was mich wieder zu Adrian bringt. Was ist an ihm, das mich so beschäftigt? Seine Stimme, na klar! Aber er war mir so nah. Wonach hat er nur gerochen? So nah wie er war, muss ich doch seinen Geruch bemerkt haben? Nähe ja und berührt hat er mich. Oder war das alles nur eine widerliche Anmache? Nein, das kann nicht sein, seine Verwirrung, seine Unsicherheit, war unmöglich gespielt! Mir wird warm, es ist ja auch warm.

Ich bleibe stehen und hebe meine rechte Hand an die Stirn, um meinen Blick gegen die Sonne abzuschirmen. Der Pulli, den ich mir über gelegt

habe, rutscht mir von der Schulter. Obwohl ich sofort nachfasse, kann ich ihn nicht greifen. Aber er fällt nicht zu Boden, in einem Paar Händen verbleibt er in Höhe meiner Hüfte. Mein Blick folgt den Händen, über seine Arme, zu dem Oberkörper, in sein Gesicht. Adrian. Seine Gesichtszüge sind konzentriert. Nicht freundlich, kein Lächeln, aber auch nicht abweisend. Nur konzentriert.

„Danke.“

Keine Antwort. Er blickt von dem Pulli in meine Augen. Der konzentrierte Gesichtsausdruck weicht einem Erkennen. Meine Härchen richten sich wieder auf.

„Du!“

Es wird mir noch wärmer.

„Ja ich. Trittst Du mich jetzt wieder oder…“

Er verdreht die Augen.

„Hey, ich hatte mich entschuldigt und nochmal: Es war keine Absicht. Weder das ich dir in die Hacke getreten habe noch…noch das andere.“

Als ich nach dem Pulli greife, presse ich die Lippen aufeinander.

Suche und finde seinen Augenkontakt, halte ihn.

Mit Absicht berühre ich seine Hände. Streife die Innenflächen, seine, mit dem Pulli in der Faust entlang. Lasse in dem Blickkontakt keine Sekunde nach. Interesse flackert in seinen Augen auf.

„Du bist Julianna, nicht wahr? Aus der A?“

Ich halte den Blick und ziehe den Pulli langsam zu mir. Die Zeit verstreicht, endlos, bis ich antworte.

„Ja.“

„Du bist mir bisher noch nicht aufgefallen.“

Ich schnaube! Dieser Vollpfosten!

„Danke schön! Du bist auch nicht gerade ein strahlender Adonis!“

„So meinte ich das nicht. Die meisten mit denen ich zu tun habe sind sehr oberflächlich, sogar verletzend. Ich habe dich weder heute Morgen noch jetzt an deinem Handy gesehen. Viele hätten während unserer Unterhaltung schon mindestens einmal ihre Nachrichten gecheckt. Du nicht.“

Mein Gefühl sagt mir, das ich gerade rot anlaufe. Verlegen blicke ich zu Boden.

„Vielleicht ist mein Handy ja einfach nur kaputt?“

Mit einem schnellen Blick in sein Gesicht erkenne ich, dass er jetzt endlich lächelt.

„Ja vielleicht. Oder dir ist unser Gespräch einfach nur wichtiger als irgendeine Nachricht über eine Mahlzeit oder Kosmetiktipps. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit die du mir schenkst.“

Jetzt muss ich schmunzeln.

„Hast du mich denn jetzt bemerkt?“

„Dir gehört meine ganze Aufmerksamkeit! Um mein schlechtes Benehmen von heute Morgen zu entschuldigen, darf ich dich zu einem Eistee oder so was einladen?“

Ich lache auf, freue mich über die Einladung.

„Entschuldigung angenommen, du darfst mir ein Eis ausgeben.“

Etwas übertrieben deutet er eine Verbeugung an. Er setzt sich in Bewegung und ich gehe neben ihm an der rechten Seite. Er schmunzelt und sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an.

„Was? Habe ich was falsch gemacht?“

„Nein. Nein, ganz im Gegenteil, alles genau richtig.“

„Wie meinst Du das?“

„Historisch geht die Dame immer an der rechten Seite, damit das Schwert auf der linken Seite frei ist.“

„Ganz ehrlich, du weißt schon, dass das schräg rüberkommt? Warum hattest Du es heute morgen so eilig…“

An seinen dunklen, braunen Augen hängend, bemerke ich den tiefstehenden Pflasterstein am Ende des Schulhofs nicht.

Mein Fuß knickt um und ein kurzer, stechender Schmerz durchfährt mich. Mit einem spitzen Schrei strauchle ich und bereite mich auf den kommenden Sturz vor. Meine Hände schnellen nach vorn. Mit einer schnellen Drehung fängt Adrian mich auf und ich liege in seinen Armen. Ewig! Ganz langsam richtet er mich auf und stützt mich am linken Arm und seine Rechte umfasst meine Tailie.

„Übrigens bleibt so auch der rechte Arm bei der Dame, um sie zum Beispiel aufzufangen, sollte sie stürzen.“

Ich merke wie mir noch wärmer wird. Die Stellen an denen er mich berührt, glühen förmlich.

Mein Blick trifft den seinen. Jetzt kommt noch ein flaues Gefühl im Bauch dazu. Er schaut mit einer völlig ernsten Mine zu mir herab, so ernst, dass ich auflachen muss. Auch er beginnt zu lächeln. Mit allen Sinnen ist mir bewusst was jetzt gerade passiert. Vage hoffe ich, dass es ihm genauso geht.

Verdammt, Tina wird mich durchschütteln!

Seine rechte Hand wandert von meiner Taille in meine linke Hand.

„Wollen wir weitergehen?“

Ich bleibe ihm die Antwort schuldig und blicke ihn nur weiter an. Wieviel Empfindung kann in nur einem Händedruck liegen? Ist es möglich, sich Hals über Kopf zu verlieben? Seine Hand hält meine, warm und fest. Es fühlt sich sicher und geborgen an.

Irgendwann, sehr viel später, während ich versuche das Chaos in mir zu ordnen, bleiben wir stehen. Vor dem Kiosk, an der Ecke Renata – Paulinenstraße lässt er meine Hand los.

„Welches Eis möchtest du denn?“

„Ich…äh, irgendwas mit Erdbeere…bitte.“

Er wendet sich ab und geht die zwei Schritte zu dem geöffneten Fenster des Kiosks, redet mit der Frau dahinter. Langsam kehren meine Gedanken zu mir zurück. Was ist es, dass ihn in meinen Augen interessant erscheinen lässt? Heute morgen habe ich Tina noch heftig widersprochen als sie es mir mehr unterstellte.

„Erdbeere, wie bestellt. Wollen wir uns irgendwo setzen oder gehen wir noch ein Stück?“

„Ich würde gerne noch gehen.“

Wir schlendern einige Minuten durch die Straße dahin. Mir fällt wieder ein, was ich ihn fragen wollte, kurz bevor ich fast stürzte und er mich auffing. Gerade als ich fragen will:

„Gut?“

Ich bleibe stehen und schaue ihn verwirrt an.

„Schmecktˋs?“

„Oh!“

Ich blicke auf mein Eis und merke das ich es fast gegessen habe, ohne auch nur entfernt den Geschmack wahrgenommen zu haben. Wieder spüre ich, wie mir die Wärme ins Gesicht steigt.

„Sicher, ganz lecker,“ versichere ich schnell, um meine Unsicherheit zu überspielen.

„Wirklich?“

Meine Unsicherheit verstärkt sich. Kann es sein, das er mich so einfach durchschaut? Ist das Chaos das er in mir auslöst so offensichtlich?

„Doch, ganz sicher. Wieso?“

„Ich meine nur. Vielleicht sollte ich mich selbst davon überzeugen?“

Erneut blickt er mich mit vollkommen ernster Mine an. Dann wird mir klar, das er mich neckt! Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und löse den Blickkontakt, schaue auf mein Eis, lege den Kopf leicht schräg.

„Wo du es erwähnst, ein wenig komisch schmeckt es schon.“

Als ich von meinem Eis wieder aufblicke und seinen Blick suche, strecke ich ihm meine Hand mit dem Eis entgegen.

„Was meinst du?“

Einige Sekunden taxiert er mich, dann betont langsam, schleckt er an dem Eis.

„Nein, alles in Ordnung. Erdbeere durch und durch.“

„Na, dann ist ja alles gut.“

„Allerdings…“

„Ja?“

„Allerdings, etwas ist doch …anders.“

„Was soll denn anders sein?“

„Lass mich das nochmal nachprüfen.“

Verwirrt schaue ich auf mein Eis und strecke es ihm in meiner Faust entgegen. Spielt er ein weiteres Mal mit mir? Er schaut mich prüfend an. Dann fährt seine linke Hand neben meine Faust und schiebt diese zur Seite. Sacht tritt er näher zu mir. Ich fühle seine Rechte sanft meinen Rücken hinauftasten zu meinem Nacken. Leicht, fast scheu berühren sich unsere Lippen. Kosten, schmecken den anderen, kühl und süß von dem Eis. Jetzt endlich weiß ich wonach er duftet: Moos und dunkle Schokolade.

Meine Arme sinken hinab, ich lasse das Eis fallen. Überwältigt von der Situation, schießt mein Puls in die Höhe. Unfähig zu einer Bewegung, absolviert mein Körper gerade gefühlt einen 100 Meter Sprint.

-Kapitel 1-                                                                       -Kapitel 3-

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Kapitel 1 -Kontakt-

Julianna

Die Sonne brennt vom Himmel und ich merke das ich viel zu warm angezogen bin. Bloß nicht schwitzen, denke ich mir und überlege den Pulli auszuziehen. Ich habe natürlich noch eine Bluse untergezogen. Allerdings ist die weiß und der BH ist es eben nicht. Er ist nicht schwarz, aber das Grau sollte durch die Bluse deutlich zu erkennen sein. Ich denke ich frage nachher Tina. „Bloß nicht schwitzen!“ murmle ich und bremse meine Schrittgeschwindigkeit um die Hälfte runter. Jemand kracht in mich rein und tritt schmerzhaft in meine linke Ferse.

„Au!“

„Tschuldige!“

„Eye das tat echt weh.“

„Das wollte ich nicht. Du bist einfach stehengeblieben.“

„Bin ich nicht! Und außerdem warum schleichst Du hinter mir her?“

„Hey das tue ich nicht! Ich wollte an dir vorbei, aber wie du vielleicht selbst siehst, sind wir hier nicht allein.“

Er zeichnet mit seinem rechten Arm einen Halbkreis um sich herum und trifft mich leicht an der Schulter, streift mit seinen Fingerspitzen über meinen Busen.

Ich erstarre und schaue ihn mir genauer an. Im ersten Augenblick wirkt er eher unscheinbar und unsicher. Seine dunklen Haare sind eine Spur zu lang und scheinbar hastig in einen rechten Scheitel gezwungen. Eine gute Handbreit größer als ich, ein wenig schlaksig vielleicht. Ich bin mir nicht sicher. Er scheint sich kaschieren zu wollen. Himmel, jetzt wird er auch noch rot und schaut zum Boden. Gott wie süß, schüchtern ist er auch noch.

„Ich nehme mal an, das war jetzt auch keine Absicht, oder?“

„Ich, ähm…ähm, der Unterricht geht gleich los. Ich muss rein. Tschuldige.“

Er schlängelt sich an mir vorbei und weicht dabei einem anderen Mädchen aus, rempelt aber einen Jungen an.

„Ehy geht’s noch?“

„Sorry Mann, war keine Absicht.“

Seine Stimme klingt noch nach, als ich ihm irritiert nachschaue. Ein Timbre, das mir eine Gänsehaut verschafft. Die Stimmlage und Lautstärke sind nicht so auffällig, wie der Unterton der eindringlich mitschwingt, fast zwingend.

Jules! Huhu träumst du?“

Tina habe ich nicht gesehen, als sie zu mir aufschließt umarmen wir uns kurz und gehen dann weiter zum Eingang der Schule.

„Was wollte denn der Loser?

„Ich weiß es nicht, wüsste es aber gerne.“

Tinas Augenbrauen hüpfen hoch.

„Wie jetzt, seit wann interessieren dich Streuner?“

„Kann ich dir nicht sagen, ich weiß es selbst nicht.

„Oh Mann, lass uns reingehen, bevor du dich noch verguckst.

„Sag schon kennst du ihn?“

„Ja, ich weiß, wer er ist. Das ist ein Einzelgänger. Lass bloß die Finger von dem. Einzelgänger sind komisch. Es gibt Gründe, warum niemand mit denen befreundet ist.“

Sie ist stehengeblieben und sucht meinen Blick.

„Versprich mir nichts Blödes anzustellen!“

„Ja doch! Nur weil ich wissen will, wer er ist, will ich noch lange nichts von ihm. Du machst mehr davon als ist. Sag schon, wer war das?“

„Das ist Adrian aus der C. Ich hoffe du weißt, was du tust.“

„Hör schon auf. Ich will doch nur wissen, wer es war.

Hilf mir lieber bei meinem Problem! Hätte nicht gedacht, dass es heute so warm wird. Es ist erst morgens und ich transpiriere schon.“

„Zieh doch deinen Pulli aus, du hast doch eine Bluse unter!“

„Ja, doch den BH sieht man unter der Bluse.“

„Na, das will ich doch hoffen! Nur ein weiterer Hingucker!“

Wir lachen und gehen in die Klasse, zu der ersten Unterrichtsstunde. Als das Material auf dem Schultisch liegt, dreht Tina sich um und fängt an mit Jochen zu flirten. Meine Gedanken zieht es zu Adrian zurück. Immer wieder läuft die Szene vor meinem inneren Auge ab und endet mit seiner Berührung. Na klar, es war nur ein zufälliges, flüchtiges Streifen. Dennoch, meine Härchen richten sich bei dem Gedanken auf und mir wird wieder warm. Gerade als ich zur Toilette will, um meinen Pulli loszuwerden, kommt Länger in den Klassenraum, unser Englischlehrer.

-Materie-                                                                         -Kapitel 2-

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Adrian
© Dan Prescot

„Schule ist ätzend, ihr dürft mich gerne zitieren!“

Ich bin Julianna Beck und gehen auf das Gymnasium. Tagein, tagaus der selbe Trott.

Tina ist meine beste Freundin und wir machen ziemlich viel gemeinsam.

Meinen Bruder Lukas vermisse ich, seit er nach Hannover gegangen ist, um zu studieren.

Doch da ist dieser Typ, unauffällig und unheimlich. Er zieht mich immer weiter in seinen Bann. Wenn er auftaucht, bin ich nicht mehr dieselbe.

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Kapitel 4.1 – déjà vu-

Julianna

Weißt du überhaupt was CO2 mit dem Klimawandel zu tun hat? Du hast doch keine Ahnung!“

Eigentlich schon, ich glaube sogar, dass ich das besser beurteilen kann wie du.“

Ach ja? Erklär mir dann doch mal, weshalb du glaubst, dass das, was wir hier tun nichts bringt?“

Okay, der Stickstoffanteil in der Atmosphäre beträgt 78%, der Sauerstoffanteil 21%. Die verbleibenden 1% verteilen sich auf verschiedene Gase, vorwiegend Edelgase. 0,04% davon beträgt der Anteil an CO2. Von diesem 0,04% sind 96% naturgegeben und vom Menschen kaum zu beeinflussen. Für die restlichen 4 Prozent ist der Mensch verantwortlich. Was denkst du, wie groß der Anteil ist, den du beeinflusst, hier in Deutschland?“

Äh…“

Welches sind doch gleich deine Argumente?“

Du redest das alles hier schlecht!

Nein, tue ich nicht. Auch ich denke wir müssen handeln, aber ich halte das einfach nicht für den richtigen Weg. Außerdem hätte ich dabei das Gefühl benutzt zu werden.“

Die beiden Kontrahenten starren sich gespannt an. Die anderen aus der Gruppe sind durch die hitzige Diskussion aufmerksam geworden. Einige legen ihre Schilder und Transparente beiseite und nähern sich den Beiden.

He Adrian, ich habe dich gesucht. Wir wollten uns doch treffen, schon vergessen?“

Indem ich mich zwischen die Beiden dränge, versuche ich die Situation zu entschärfen. Als ich mich bei Adrian unterharke und ihn von der stetig wachsenden Gruppe wegziehen will, versperrt uns jemand den Weg.

Sorry, so einfach ist das nicht, wir sind hier noch nicht fertig.“

Bevor Adrian etwas erwidern kann, komme ich ihm zuvor:

Aber nicht heute, er ist verabredet.“

Wir schlängeln uns an ihm vorbei und während er noch perplex hinter uns herschaut, biegen wir um die Ecke des Schulgebäudes.

Himmel, mit denen ist nicht gut Kirschen essen! Vielleicht solltest du sie nicht unbedingt versuchen zu belehren?“

Das hatte ich auch nicht vor. Aber einiges von dem, was er behauptet, ist nicht richtig.“

Mag sein, willst du deswegen einen Streit provozieren?“

Adrian bleibt stehen, fasst mit beiden Händen an meine Schultern und sieht mir ins Gesicht, sucht meinen Blick.

Juliana, ist das deine Meinung?“

Verwirrt schaue ich in sein Gesicht. Da ist wieder dieser konzentrierte Ausdruck, mit dem er mich in seinem Bann zieht.

Wenn dem niemand widerspricht, werden sie glauben alles ist Okay, was sie behaupten.“

Er sucht in meinem Gesicht nach Verständnis. Warum werde ich unsicher, wenn er mich so anschaut?

Und wenn schon, es ist einfach keine Provokation wert.“

Ich zucke mit den Achseln, soweit es mir möglich ist. Sein Griff an meine Schultern wird bestimmter und ich sehe, wie er die Lippen aufeinanderpresst.

Wie kann ich dir das erklären?

Es ist eine Art von Manipulation. Wenn ich dir sage, von jetzt an sollst du meine Tasche in die Schule tragen und du widersprichst nicht, gehe ich davon aus, dass du es auch machst. Sollte ich morgen ohne Unterlagen in der Schule auftauchen und die Lehrer eine Erklärung für mein Verhalten verlangen, könnte ich die Schuld für mein Verhalten dir zuschieben. Verstehst du? Jeder der zuhörte, als ich das von dir verlangt habe, wird das bestätigen.“

Sein Blick haftet fest an meinen Augen.

Die Verantwortung für mein Verhalten trägst auf einmal Du!“

Du übertreibst!“

Wirklich? Schau dich um, dies Prinzip wird überall angewendet. Niemand denkt mehr darüber nach. Probiere es selbst einmal, bewusst.

Ich winde mich aus seinem Griff, greife nach seiner rechten Hand.

Komm schon, die Pause ist gleich vorbei und deswegen bin ich nicht zu dir gekommen.“

Sein Gesicht verliert etwas von der angespannten Konzentration, wird weicher.

Du hast recht, verderben wir nicht den Augenblick. Dafür ist er zu wertvoll.“

Wir schlendern langsam dahin.

Ich wollte dich schon zweimal fragen, warum du so in Eile warst, als wir uns das erste Mal begegneten.“

Hm…“

Hey Jules! Was habt ihr schon wieder angestellt?“

Tina hat uns aufgespürt und scheinbar ihre Verabredung mit Jochen nur wegen uns verschoben.

Die Hälfte des Schulhofs scheint nach euch zu suchen und ich habe nicht das Gefühl, aus Freundlichkeit.“

Hi Tina, ja die scheinen nicht gerade begeistert davon zu sein, wenn man eine andere Meinung hat. Was meinst du Adrian, überstehen wir den Tag oder erwischt uns die Meute?“

Adrian schaut von Tina zu mir. Für einen Augenblick kräuselt sich seine Stirn.

Was meinst du Juliana, ich hätte jetzt Lust auf ein Erdbeereis, du nicht auch?“

Sofort kommt mir der gestrige Tag in den Sinn, ich kann nicht anders und lächle. Meine Gefühle fahren Achterbahn.

Da kenne ich eine nette Trinkhalle, komm lass uns gehen.“

Mein Herz pocht wie wild. Eigentlich schwänze ich keinen Unterricht, aber mit dem Gedanken an Gestern hoffe ich, da anzuknüpfen.

Tina, bring meine Sachen mit, wir sehen uns nachher.“

Seine Hand greifend, renne ich los. Tina schüttelt den Kopf und schaut uns nach.

Als wir aus der Sichtweite der Schule sind, werde ich langsamer und gehe im Schritttempo weiter. Seine Hand halte ich nach wie vor.

Das tut mir leid, dich da reingezogen zu haben. Eigentlich mische ich mich nicht in die Angelegenheiten Fremder, egal welche Konsequenz das für sie hat.“

Was meinst du? Sie treten doch für eine gute Sache ein, oder glaubst du nicht?“

Sicherlich. Ihr Engagement ist ohne Frage gut gemeint.“

Was also stört dich?“

Hatte ich schon gesagt, vorhin. Wir sind da, Erdbeere?“

Adrian, komm schon! Was meinst du damit?“

Er dreht mich erneut zu sich. Diesmal jedoch sehr sanft, bedacht. Seine rechte Hand fährt an meine Stirn und streift leicht eine Haarsträhne aus meinem Gesicht.

Juliana lass uns erst das Eis genießen, bevor wir weiterreden.“

Gut, aber irgendwie habe ich den Eindruck, du weichst mir aus. In einigen Dingen.“

Also, Erdbeere?“

Ich lächle, nicke, ich kann nicht anders. Dann klingelt mein Handy. Wann bekomme ich schon mal einen Anruf? Warum ausgerechnet jetzt? Ich checke das Display, es ist Tobias.

Sorry das ist mein Bruder, er studiert in Hannover, gewöhnlich ruft er mich nicht um die Uhrzeit an. Ich frage kurz, was er hat, ok?“

Sicher…“

Es passt ihm nicht, das weiß ich, aber mein Gefühl sagt mir, dass etwas nicht stimmt und es ist mein großer Bruder.

Hi Tobias, was gibt´s?“

Hi Jules. Geht´s euch gut? Dir und Didi?“

Sicher? Du machst mir Angst. Warum soll es uns nicht gut gehen?“

Sorry Jules, ich bin etwas von der Rolle. Einige Kilometer von hier hat es ein Zugunglück gegeben. Eine Kommilitonin war in dem Zug. Ich dachte echt, sie wäre umgekommen.“

Tobi, das ist schrecklich!“

Ja, aber es ist ihr nichts passiert. Aber einige Andere hatten nicht so viel Glück. Sie hat den Zug wohl vorher verlassen. Es ist verrückt, aber sie hatte jemanden kennengelernt und ist eine Station vor dem Unglück ausgestiegen.“

Tobi, geht es dir denn gut?“

Sicher, ich war ja nicht in dem Zug…“

Tobi, geht es dir gut?“

Jules, ich… ich…“

Tobi, hör mir zu: Geh zu Frank, sag ihm ich hätte dich geschickt. Sag ihm, er hätte was gut bei mir, er soll heute mit dir um die Häuser ziehen, aber bleibt zusammen. Hörst Du? Geh zu Frank!“

Okay, du hast recht. Besser ich gehe zu Frank, für diesen Abend. Ich melde mich morgen wieder. Es tat gut deine Stimme zu hören, Jules.“

Ruf mich an, wann immer dir danach ist, okay? Versprich es mir.“

Mach ich, versprochen. Grüß Didi und erzähl Mom und Dad nichts. Bis Morgen.“

Bis Morgen Tobi.“

Selbst als ich den Anruf beendet habe, schaue ich noch eine Zeitlang auf das dunkle Display. Der Anruf von Tobias hat mich sehr beunruhigt, selten habe ich ihn so aufgewühlt erlebt.

Schlechte Nachrichten?“

Ja. Tobi berichtete von einem Zugunglück. Eine Kommilitonin war wohl in dem Zug.“

Das sind keine guten Nachrichten.“

Nein, ihr ist nichts passiert, das ist es nicht. Aber es scheint ihn ganz schön mitgenommen zu haben. Weißt du, er ist mein großer Bruder und wir verstehen uns echt gut. Aber so habe ich ihn noch nicht erlebt.“

Ich verstehe.“

Er schaut kurz zu Boden, als überlegt er, was er tun soll.

Möchtest Du zurück zur Schule, oder nach Hause?“

Entschlossen schüttele ich den Kopf.

Nein, lass uns hierbleiben und das Eis genießen, sonst mache ich mir unnötig Sorgen.“

Mir kommt ein Gedanke, der mich elektrisiert.

Weißt du Adrian, deine heutige Aufgabe ist es mich zu unterhalten und alle trübsinnigen Gedanken fernzuhalten. Was sagst Du? Bist du dazu in der Lage?“

Auf seiner Stirn bilden sich Falten. So durchdringend schaut er mich an, dass ich denke, ich bin zu weit gegangen.

Das ist mal eine Aufgabe, die es wirklich wert ist. Also gut, ich akzeptiere!“

Mein Puls rast, Wärme breitet sich in meinem Körper aus.

Lass uns zum EMO gehen, das ist 100 Meter von hier und da können wir uns setzen. Aber vorher hole ich uns das Eis.“

Nachdem Adrian zurück ist, schlendern wir schweigend nebeneinander.

Fangen wir mit einem Spiel an, Wahrheit oder Pflicht, was meinst Du?“

Nur wenn ich anfangen darf!“

Gut, Wahrheit.“

Einen Augenblick überlege ich.

Warum weigerst du dich, Spitznamen zu benutzen?“

Das ist einfach. Wer gab dir deinen?“

Das weiß ich gar nicht mehr, aber ich glaube meine Eltern. Vermutlich meine Mutter.“

Was denkst, du warum sie das tat?“

Ich weiß nicht, weil mein Name zu lang ist, um ihn zu rufen?“

Andersrum, wann ruft sie dich bei deinem vollen Namen?“

Ich lache auf.

Na, jedes Mal, wenn sie sauer ist!“

Vielleicht. Allerdings glaube ich eher, dass sie dich bei deinem Namen ruft, wenn sie erwartet, dass du dich erwachsen verhältst. Also wenn du für dein Handeln die Konsequenz übernehmen sollst.“

Überrascht bleibe ich stehen und schaue zu ihm auf.

So habe ich das noch nie gesehen.“

Es gibt noch einen weiteren Grund einen Spitznamen zu verwenden. Es ist ein Zeichen hoher Vertrautheit, eine Art Verbundenheit untereinander.“

So wie bei Didi und mir, oder Tina.“

Vielleicht.“

Wieder habe ich das Gefühl er weicht mir aus, hält seine wahren Gedanken zurück.

Meine Runde, wähle.“

Wahrheit.“

Gut. Bist du mit deinem Leben zufrieden?“

Wie meinst du das? Ob ich mehr daraus machen könnte?“

Nein, ich meine gefällt dir dein Leben, so wie es ist?“

Hm, bestimmt könnte das eine oder andere besser laufen, aber ja, es gefällt mir. Reicht dir das als Antwort?“

Ja, das ist ok. Wahrheit.“

Hast Du Geschwister?“

Nein, ich bin ein Einzelkind.“

Wahrheit.“

Kennst du das Höhlengleichnis von Platon?“

Was? Nein kenne ich nicht. Sollte ich?“

Vermutlich. Es sagt etwas über die Natur unserer Welt und ihre Wahrnehmung durch uns aus. In aller Kürze: Es geht darum, das du dein ganzes Leben in einer Höhle lebst und die Welt nur durch Schatten an der Wand erleben würdest, da du dich nicht umdrehen kannst. Dadurch würdest du wahrscheinlich die Schatten an der Wand für die echten Lebewesen, bzw. die reale Welt halten.“

Das ist ja wie in dem Film Matrix! Der Filmheld lebt sein Leben wie ein Traum, bis er geweckt wird.“

Ja, so ähnlich. Die Botschaft ist, denke ich dieselbe.“

Was ist jetzt die Frage, ob ich Platon kenne oder die Geschichte?“

Die Frage zielte auf die Geschichte ab. Wahrheit“

OK, also lautet die Antwort nein. Hast Du schon immer in Essen gewohnt?“

Sogar in demselben Haus, mein ganzes Leben.“

Also nichts Besonderes?“

Er lächelt, schließt die Augen und schüttelt den Kopf

Na na, halte dich an die Spielregeln. Eine Frage pro Runde.“

Auch ich muss lächeln.

Wahrheit.“

Angenommen du würdest wie in dem Film dein Leben träumen und es wäre ganz ok. Welchen Anlass bräuchtest du, um geweckt werden zu wollen?“

Interessante Frage. Eigentlich will ich mein Leben nicht träumen, ich will es leben.“

Auch wenn es schwierig wäre?“

Jetzt habe ich ihn! Ich lächle ihn an. Seine Stirn furcht sich, er sucht den Fehler.

Wir sollten den Einsatz erhöhen. Der Nächste von uns beiden, der die Spielregeln verletzt, darf seinen Einsatz nicht selbst wählen.“

Er lächelt zurück. Ich werden mutiger.

Einverstanden. Wahrheit.“

Wie viele Beziehungen hattest du?“

Seine rechte Augenbraue hüpft leicht hoch.

Wenn ich diese Beziehung mitzähle, Eine.“

Jetzt bin ich überrascht. Sicher, er ist ein Nerd und sicherlich schwierig, aber er ist zweifelsohne intelligent, sieht gut aus und ist körperlich fit, trainiert. Ich presse die Lippen zusammen, um nicht nachzufragen.

Wahrheit.“

Bist du impulsiv?“

Ja, ich glaube schon.

Wahrheit.“

Woran lag es?“

Was?“

Komm schon! Dass ich deine erste Beziehung bin, natürlich.“

Ich bin…nicht einfach.“

Ja ich weiß, aber das gleichst du locker aus. Was ist also der Grund? Ein dunkles Geheimnis?“

Er lacht auf.

Beeindruckend, wirklich. Ein dunkles Geheimnis, treffender kann man es nicht beschreiben. Gibst du mir zur Beantwortung der Frage einen Zeitaufschub?“

Ich ziehe einen Schmollmund.

Sinn des Spiels ist es mehr über den anderen zu erfahren. Gerade wenn es interessant wird, kneifst du.“

Nein, du erhältst bestimmt eine Antwort auf die Frage, nur habe ein wenig Geduld.“

Was bietest du mir, für meine Geduld?“

Was möchtest du?“

Pflicht statt Wahrheit?“

Prüfend schaut er mir in die Augen, ich halte stand.

Gut, einverstanden. Du geduldest dich so lange, bis ich dir die Antwort geben kann?“

Okay. Allerdings gibt es noch eine weitere Bedingung. Bist du bereit sie zu erfüllen?“

Welche?“

Du musst es genau dann tun, wenn ich es von dir fordere!“

Nur, dass wir uns verstehen, ich bin mir genau bewusst, was du von mir forderst.“

Ich möchte einen Kuss von dir.“

Das ist alles?“

Kopfschütteln.

Nein. Erinnere dich der Bedingung. Und bitte tue es aus Überzeugung.“

Versprochen.“

-Kapitel 3-                                                                    -Kapitel 4.2-

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Science Fiction

-Epilog-

© David Scholtissek

Die Weser fließt unter mir dahin. Ich stehe auf der Brücke zum Werda und betrachte das Päckchen in meinen Händen. Hendrik hat es mir gegeben, im Krankenhaus, als ich ihn besucht habe. Viel geredet haben wir nicht. Es strengt ihn zu sehr an, wegen dem Morphium. Das Packet ist ein letzter Hinweis. Ich muss lächeln. Er belehrt mich immer noch.

Außerdem hatte er recht, wie mit so vielem. Es bringt einen um.

Aurora ist nach Hannover gezogen. Ich glaube, inzwischen geht es ihr besser. Frank ist ihr da eine große Hilfe. Es schmerzt an sie zu denken, auch sie hatte recht. Den Schatten meines Geistes werde ich niemals los, jetzt da ich weiß das sie irgendwo dort draußen ist.

Über die Brücke laufe ich zurück ans Ufer, Richtung Stadtkern. Ich überlege kurz, wohin ich gehen soll. Jede Entscheidung, die wir treffen beeinflusst unser Leben und das Leben Anderer. Die schlechteste Entscheidung, die wir dabei treffen können, ist die, nicht zu entscheiden. Man verliert die Freiheit zur Selbstbestimmung.

In einem Cafe auf dem Weg kehre ich ein. Ich will wissen was Hendrik mir gegeben hat. An einem freien Tisch setze ich mich und lege das Päckchen vor mir auf den Tisch. Bevor ich es aufreiße weiß ich bereits, dass es ein Buch ist. Vorsichtig löse ich die Schnürung, falte das Packpapier auf. Ein abgegriffenes Taschenbuch liegt vor mir. Der Einband zeigt ein Öde, auf der ein leeres, aufgeschlagenes Buch liegt. Eine Schreibfeder steckt in den leeren Seiten, Blut tropft aus der Wunde.
Der rote Löwe.

Eine Stimme an meinem Ohr, die mir den Atem raubt:

„Kann ich dir etwas bringen?“

ENDE

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Science Fiction

13.Kapitel -Der Drift-

© David Scholtissek

Es ist spät. Oder ehr früh. Zwanzig nach Drei. Das Wetter ist umgeschlagen und es nieselt. Ich habe nur eine leichte Sommerjacke mit, die die Feuchtigkeit langsam durchdringt.

Hendrik hat mich auf eine Spur gesetzt, dadurch habe ich bekommen was ich gesucht habe. In meinem Kopf kreisen die verschiedenen Aspekte, die meinen Geist erklären sollen. Doch die Erklärung, die mich nicht loslässt, ist die der nicht manifestierten Realität. Wenn das so ist, ist mein Geist tatsächlich nur ein Traum. Zwar ein möglicher Traum, aber eben nur ein Traum. Weshalb habe ich mich gegen ihn entschieden? Wegen Aurora? Kann ich überhaupt für oder gegen etwas entscheiden, wenn ich keine bewusste Erinnerung an die Ereignisse habe? Ich habe von ihr geträumt, also erinnert sich irgendetwas in mir!

Ich liebe Aurora, gewiss. Ich könnte mein Leben mit ihr verbringen.

Doch ich fühle die Leere in mir. Mein Geist ist es den ich vermisse.

Ich bin Zuhause. Das von Aurora und mir, unser Heim. Ich bin zu ihr gezogen, wenige Wochen nachdem wir uns während der Fahrt im Zug nähergekommen waren. Keine Ahnung was mich damals umtrieben hat, sie auf einen Kaffee in Bad Münder einzuladen. Es hat sofort gefunkt zwischen uns. Wir mussten mit dem Bus nach Hameln zurück. Die Strecke war gesperrt. Unser Zug mit dem wir eigentlich bis nach Hameln fahren sollten, wurde durch eine Explosion im Hamelner Bahnhof teilweise zerstört. Wie sich nachher herausstellte, hatte jemand eine Propanflasche zwischen Bahnsteig und Gleise deponiert. Die Zugmaschine schlug das Ventil leck und irgendein Funke brachte die Flasche zur Explosion. Es war ziemlich übel. Es gab Tote. Als wir davon auf der Heimfahrt hörten, waren Aurora und ich ziemlich geschockt. Keiner von uns beiden wollte diese Nacht allein bleiben. Uns wurde nur nach und nach bewusst, wieviel Glück wir eigentlich gehabt hatten.

Aurora schaut vom Sessel aus zu mir, als ich die Wohnungstür öffne. Sie hat ihre Beine zu sich auf die Sitzfläche gezogen und sich in eine Decke eingewickelt. Wie in einem Kokon. Vor ihr auf dem Tisch steht ein leeres Weinglas und ihre Augen sind gerötet.

„Verliere ich dich?“

Das saß! Keine Vorwürfe, keine Szene. Nur eine einfache Frage. Ich versuche die Frage ehrlich zu beantworten und überlege sekundenlang.

„Nein, warum? Ich war doch nur bei Hendrik. Wir redeten.“

„Ich weiß. Das meine ich auch nicht.“

Sie mustert mich durchdringend.

„Ich rede von dem Schatten.“

Eine Facette ihrer Persönlichkeit, ist ihre Intelligenz. Ich vermeide ihren Blickkontakt.

„Aurora, ich …“

„Nein, warte, sag nichts.“

Sie steht auf, schlägt die Decke achtlos zur Seite. Bedächtig, fast vorsichtig, auf nackten Füssen, kommt sie zu mir. Ihre Arme legen sich um mich, die Hände finden sich in meinem Nacken, streichen durch mein Haar. Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und zieht sich heran zu meinem Gesicht. Betrachtet mich, neigt ihren Kopf ganz nah an mein Ohr und flüstert mir zu:

„Laurent, was suchst du?“

„Nicht…“

„Was muss ich tun?“

Was immer ich noch sagen will, Aurora versiegelt meinen Mund.

*

Gleichmäßig bewegt sich ihr Oberkörper auf und ab.

Ruhig, jetzt.

Auroras dunkler Teint verschmilzt mit der Nacht. Mit meinem Blick taste ich ihre Silhouette ab. Mehr aus meiner Erinnerung denn mit meinem Sehvermögen. Ich weiß um ihre Empfänglichkeit meiner Zuwendungen. Ihr schwacher Duft nach Wildblumen wird vom schweren Geruch des Schweißes fast vollständig überdeckt.

Sie schläft. Ich frage mich, ob die Ruhe von Erschöpfung oder einem Gefühl der Sicherheit rührt.

Einerlei, mich haben die Ereignisse in eine Entscheidung gedrängt. Mein Blick lässt von Aurora ab und wandert zur Zimmerdecke.

Ich schließe die Augen. Verdränge die Präsenz meines Körpers. Bereite mich vor.

Keine Unsicherheit, kein Zögern mehr.

Mein Geist greift aus, in die Nacht, sucht den Kontakt zu ihr.

Ich orientiere mich an dem Licht. Kein sehr helles Licht. Eher gelblich, warm, anziehend. Es ist ihr Licht. Ich suche die eine Rose in der Wüste. Wie im Traum formt sich ihr Bild vor meinem inneren Auge.

Ich zeichne die Linie ihres Profils. Gieße die Farben, die Schatten, fülle die Seele. Ihre Augen funkeln, übermächtig.

Sie ist irgendwo dort draußen! Mein ganzes Dasein, mein ganzer Wille, all meine Macht werfe ich in die Waagschale.

Das Bild bekommt Tiefe. Weiche pastellfarbene Kleckse blühen um ihr Bild auf. Fließende Konturen rahmen die Farbpunkte. Dann kräftigen sich die Farben, prägen Formen. Details werden erkennbar. Gegenstände platzieren sich neben ihr. Stühle, ein Tisch, Bilder, Bücher, Regale, Trinkgläser, eine Flasche und eine weitere Person. Dann plötzlich, Bewegung!

Ich sehe ihr Gesicht. Kein Traum, sie reagiert auf mich. Erschrecken spiegelt sich auf ihrem Antlitz. Ihre Hände greifen nach mir.

Sie stößt ein Glas um, es fällt in Zeitlupe. Dann ist sie heran, presst ihre Stirn gegen meine. Ihre Hände halten mein Gesicht. Endlich!

Sie spricht, ich höre ihre Stimme, verstehe aber den Sinn der Worte nicht. Die andere Frau ist aufgesprungen, auch ihr Stuhl fällt unglaublich langsam nach hinten.

Ihre Tränen benetzen mein Gesicht. Sie schreit jetzt, schreit in mein Gesicht. Ich spüre ihre Angst.

„Nicht.“

Ich taste mit meinen Fingern nach ihren Wangen. Streiche durch die Nässe.

„Nicht.“ Kaum mehr als ein Flüstern. Es ist unglaublich anstrengend. An der Wand wechselt die Farbe eines Bildes von Gelb nach rot.

Ich nehme ihren Duft auf, fahre durch ihr Haar. So vertraut, so einzigartig, intensiv.

„Finde mich.“

Ihre Augen leuchten. Wieder bewegen sich ihre Lippen, ohne Verstehen.

„Finde mich.“

Einrichtungsgegenstände werden unscharf, verschwimmen. Die Farben verlaufen.

Einer Eingebung folgend gebe ich ihr noch mit:

„Das Glück der Rose.“

Die Plastizität nimmt ab, das Bild friert ein. Meine Kräfte schwinden.

Es ist vorbei.

-KAPITEL 12-                 -Epilog-
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Science Fiction

12.Kapitel -Thesen-

© David Scholtissek

„Also, sie ist blond! Sie ist ein wenig kleiner als ich und ihre Augen sind blau. Sie hat sehr schmale Finger und feine Gesichtszüge. Eine kleine Nase.

Ihre Haut hat eine Blässe, die ist so hell, elfengleich. Und sie scheint traurig oder melancholisch. Ich…ich weiß nicht. Ihr Körper ist perfekt. Ich meine, ich glaube er ist perfekt. Ich… Herrgott…“

„Ja?“

„Du weißt schon!“

„Nein, weiß ich nicht. Erklär´s mir.“

„Verdammt! Ich habe das Gefühl, sie bis ins Kleinste zu kennen. Ihr Aussehen, ihre Bewegungen und ihre Berührungen, selbst ihren Geruch. Ich kenne sie, irgendwoher!“

„Ja, scheinbar. Kennst Du auch ihre Blutgruppe? Ich kenne meine Schwester nicht so gut, wie du diesen Sukkubus. Wann ging das los?“

„Oh, etwa vor einem halben Jahr.“

„Einfach so? Kein Anlass? Hm.“

Er greift wieder zu seinen Zigaretten.

„Man, du weißt schon das du viel rauchst?“

„Ja, bringt einen um. Vor einem halben Jahr, sagst du? Ich weiß nicht. So wie du sie beschreibst ist sie das Gegenteil von Aurora. Keinen Hinweis auf die Umgebung, keine dominierende Farbe?“

„Nein, warte. Vielleicht Gelb. Hatte so ein Déjà-vu.“

„OK, immerhin etwas. Déjà-vu sagst du? Das könnte ein Schlüssel sein.“

„Na ja, vor einigen Wochen wollten wir zu der Party und Aurora hatte dies gelbe Sommerkleid angezogen. Ich hätte schwören können ich kenne das Kleid, die Farbe. Ich hatte ein ähnliches Gefühl wie bei meinem Geist. Aber nichts Greifbares.“

„Du irrst dich. Das ist schon mal eine ganze Menge. Das Interessante daran ist das Déjà-vu. Also, welche Möglichkeiten gibt es? Vielleicht bist du ihr in einem anderen Leben schon mal begegnet? Voraussetzung ist natürlich du glaubst an so etwas wie Reinkarnation.“

Ich muss grinsen.

„Nein, eigentlich nicht. Es ist keine Voraussetzung, dass ich daran glaube. Wenn es so etwas gibt, gibt es das auch, wenn ich nicht daran glaube.“

Hendrik grinst zurück.

„Touché! Hast natürlich recht.“

„Gibt es überhaupt etwas das nur dadurch real wird, dass man daran glaubt?“

„Wenn du schon danach fragst, ja gibt es. Dion Fortune hatte in ihrem Buch Die mystische Kabbala Andeutungen darüber gemacht. Wenn ich mich richtig erinnere, ging es darum, durch geistige Arbeit Eindrücke in dem Weltbild zu hinterlassen. Man platziert eine Idee oder Eindruck in dem Gesamtwissen der Menschheit. Dion Fortune war Priesterin in dem Orden Hermetic Order of the Golden Dawn.”

“.. und die haben was gemacht?“

„Ich erinnere mich an einem Abschnitt aus dem Buch, in dem der Schüler sich eine Wüste vorstellen sollte und mit den Gedanken in der Wüste eine Rose aus dem Sand wachsen lassen sollte. Immer wieder.
Irgendwann wurde jemand anderes gebeten sich eine Wüste vorzustellen und den ersten Gedanken, der ihn dabei durch den Kopf ging auszusprechen. Viele dachten dabei an die Rose. Ohne zu wissen warum.“

„Wow, auf die Idee muss man erstmal kommen.“

„Ja nicht wahr, interessant. Zurück zu deinem Sukkubus.“

„Kannst du bitte aufhören sie einen Sukkubus zu nennen?“

Er schaut mich an. Nimmt einen Zug von der Zigarette und bläst den Rauch seitlich aus.

„Klar, also deinen Geist?“

Ich reagiere nicht, was er als Zustimmung wertet.

„Da fällt mir noch eine Erklärung ein. Das Ganze nennt sich Mandela Effekt. Man glaubt sich an etwas zu erinnern, das sich anders zugetragen hat. Beispiel; kennst du das Monopoly Männchen?“

„Klar, habe ich oft gespielt.“

„Ich meine die stilisierte Figur, die wie ein Bankier aussieht?“

„Ach so, ja auch das kenn ich.“

„Ok, beschreibe mir wie das aussieht.“

„Wie? Was soll ich beschreiben? Hast du doch schon gesagt, sieht aus wie ein Bankier. Mit einem Geldsack und so.“

„Geht es etwas genauer? Was hat er auf dem Kopf, das Gesicht was hat es in den Händen?“

„Puh. Also es hat einen Zylinder auf, einen Spazierstock und einen Geldsack in den Händen, trägt einen Frack, hat einen Schnurrbart und ein Monokel.“

Er grinst und drückt die Zigarette aus.

„Falsch! Kein Monokel. Aber schon nicht schlecht. Ein sehr hoher Prozentsatz der Bevölkerung erinnert sich an ein Monokel bei dem Monopoly Männchen. Hat es aber nie gegeben. Nicht in der Werbung und auch auf keinem Spiel.“

„Ich verstehe nicht wie mich das weiterbringen soll?“

„Okay, anderes Beispiel: Kennst du die Skulptur Der Denker?

„Du meinst den hockenden Nackedei, mit der Faust unter dem Kinn?“

„Das klappt ja prima! Genau der. Also, es gibt Bilder von Personen, die vor oder neben der Skulptur die Pose nachahmen. Der Clou; sie haben die Faust an der Stirn!“

„Ich versteh immer noch nicht! Was soll mir das sagen?“

„Wenn ich vor der Skulptur stehe und die Pose nachahme, wie groß ist die Chance das ich das falsch mache?“

„Klein?“

„Nehmen wir mal an, sie haben sich nicht vertan. Was ist also passiert?“

„Es hat sich etwas verändert?“

„Genau! Es hat sich etwas verändert. Die Realität! Die Personen erinnern sich an das Original. Die Faust an der Stirn! Aber die Realität hat die Faust an das Kinn wandern lassen. Warum auch immer. Wichtig ist die Erinnerung der Personen, die sich ablichten ließen. Für sie ist die Faust immer noch an der Stirn. Zu mindestens zum Zeitpunkt des Fotos.“

„Was meinst du, bedeutet das für mich?“

„Was, wenn du deinen Geist aus einer anderen Realität kennst? Eine die sich nicht manifestiert hat?“

Ich überlege wie diese Möglichkeit in meine Vorstellung passen würde. Das war so abgehoben, dass es meine Vorstellung sprengte.

„Ich weiß nicht, ganz schön weit hergeholt!“

„Hey, wir spielen doch nur rum. Kann auch eine ganz einfache Erklärung sein.“

„Ja, welche?“

Er holt eine weitere Zigarette aus seiner Jackentasche zündet sie an und grinst.

„Na, du kommst aus einem Paralleluniversum!“

„Blödmann!“

*

„Das wäre zumindest die gängigste Theorie, die einiges erklären würde. Aber wie gesagt wir spielen ja nur rum.“

„Die Theorie behagt mir nicht besonders. Eine unendliche Zahl an Originalen von mir, die unendliche Varianten von möglichen Existenzen durchlaufen. Irgendwie gruselig.“

„Na, wenigstens würdest du alle Fehler die möglich sind ausprobieren. Das wäre doch was.“

„Super! Unglaublich viel Leid, noch mehr mäßige bis relativ angenehme Leben und nur ein einziges, perfektes, makelloses, mögliches Leben.“

„Hm, so habe ich das noch nie gesehen. Bis jetzt habe ich immer nur die unglaubliche Möglichkeit darin betrachtet. Aber ich glaube du hast recht. Es würde in allen Varianten immer nur ein optimales Ergebnis geben.“

„Mal von der unglaublichen Platzverschwendung abgesehen.“

„Also ich glaube nicht, dass das ein Problem ist. Das Nichts mit allen möglichen Varianten des Leben zu befüllen, bedeutet immer noch, mehr Nichts als genutzter Raum.“

„Das außer Acht gelassen, müsste ich dann nicht auch Träume von anderen Begebenheiten haben, von anderen Personen?“

„Und wenn es die eine Variante wäre, die deinem Ideal, deinem persönlichen Nirwana, deinem Garten Eden am nächsten kommt?“

„Warum bin ich dann der einzige, der so einen Geist hat? Wo ist dein persönlicher Garten Eden, der dich jede verdammte Nacht heimsucht und dich ahnen lässt was du nicht hast?“

Hendrik mustert mich als ob ich gerade mein Coming out habe. Mit einem Räuspern zieht er sich die nächste Zigarette aus der Jackentasche.

„Ich beginne zu verstehen was du meinst. Wenn es nur Einen oder nur einige Wenige mit dem Geistproblem gibt, ist die Wahrscheinlichkeit für ein persönliches Nirwana für Jedermann vom Tisch. Oder der Rest der Menschheit hat ein schlechtes Gedächtnis.“

Hendrik grinst.

„So ein Mist. Ich habe meine ewige Liebe vergessen! Ob das wohl schlimmer ist, als ein vergessener Geburtstag?“

„Nicht witzig!“

„Doch, ist es. Mir macht unser Gespräch jedenfalls eine Menge Spaß.“

„Ja, mir doch auch. Aber ich hatte gehofft eine Erklärung zu dem Problem zu finden.“

„Wir sind doch schon ein ziemliches Stück vorangekommen. Ich finde die Idee mit der nicht manifestierten Realität auch recht interessant.“

„Okay, mal angenommen…“

Hendrik grinst und bläst den Rauch zur Seite aus.

„… mal angenommen, es ist so. Ich habe also jemanden in einer möglichen Variante der Realität kennengelernt. Jemand der einen so nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht hat, das es nachwirkt, so wie jetzt. Wieso befinde ich mich dann ich dieser Realität und nicht in der Anderen?“

„Das ist eine gute Frage. Vielleicht doch ein Multiversum?“

„Nein, hatten wir doch ausgeschlossen. Dann müsste es jeden so wie mir gehen, oder der größte Teil der Bevölkerung hat Amnesie.“

„Vielleicht hat irgendein Ereignis die Manifestation der Realität verhindert?“

„Was könnte mich davon abhalten die Realität, die meinem Nirwana entspricht, zu folgen?“

„Etwas das außerhalb deiner Möglichkeit liegt!“

„Kann nicht sein. Nicht in der Realität die meinem Nirvana entspricht. Ich hatte doch was ich wollte.“

Hendrik schaut mich lange an.

„Wenn es nicht ein Ereignis außerhalb deiner Möglichkeit ist, dann kann es nur…“

„…selbstgewählt sein!“

-KAPITEL 11-               -KAPITEL 13-
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Science Fiction

10.Kapitel -Training-

© David Scholtissek

Ich breche entzwei. Etwas Furchtbares zieht mich in die Tiefe. Resignation und Melancholie bemächtigen sich meinem Geist. Es gelingt mir nicht, mich daraus zu befreien. Mein ich fängt an sich aufzulösen. Die Verzweiflung ist so vollkommen, dass ich die Gegenwehr einstelle. Ich sehe keine Bilder, nur verwischte Eindrücke. Das Gefühl jedoch ist allumfassend. Dann, am dunkelsten Punkt, erscheint dies gelbe Licht. Flammt auf, wie eine Supernova. Drängt die Schwärze aus meiner Wahrnehmung. Wie eine Wassernymphe schwebt sie in einem unbekannten Fluidum. Ihre blonden Haare bewegen sich schwerelos in der nicht zu bestimmenden Strömung. Ihre Wärme gibt mir die Stärke zu bestehen. Gegen das unbekannte Grauen zu bestehen, dass mich attackiert. Wärme und Zuversicht erfüllen mich. Dann ruft sie nach mir.

„Laurent? Laurent…“

Ich erwache.

Aurora hat recht. Es zieht mich runter. Wieder dieses Gefühl des grenzenlosen Verlustes. Auch die Melancholie will nicht weichen. Mühsam kämpfe ich mich an die Oberfläche des Rationalen. Verdammt, ich kann ein Bild von ihr zeichnen, so genau kenne ich ihr Aussehen. Trotzdem ist sie mir noch nie in meinem Leben begegnet.

Neben mir vernehme ich die regelmäßigen Atemzüge von Aurora. Ich lausche dem leisen Rhythmus. Ein, aus, ein, aus….Dann bemerke ich ihren Duft. Wie damals im Zug, als ich sie ansprach. Es ist wie ein schwaches Bouquet aus Wildblumen. Ich habe immer noch die Augen geschlossen. Bemühe mich die kleinsten Hinweise aufzunehmen die sie mir liefert. Dann wird das Verlangen sie zu betrachten zu groß. Ich öffne die Augen und lasse meinen Kopf zur Seite rollen, um sie anzuschauen. Und blicke in die gebrochenen Augen von Aurora! Ein Schrei bricht aus mir hervor, gequält.

Ich erwache, erneut…

Der Rhythmus ihres Atems, ihr Geruch. Meine Augen aufreißend fahre ich herum. Aurora! Die hastige Bewegung hat auch sie aus dem Schlaf gerissen. Mit schreckgeweiteten Augen blickt sie mich an.

*

„Hell.“ Ich wende die oberste Karte auf dem Deck: Karo Dame.

„Hell.“ Herz Sieben.

„Dunkel.“ Kreuz 10.

„Hell.“ Karo Ass.

„Dunkel.“ Kreuz Bube.

„Hell.“ Herz König.

„Dunkel.“ Pik 9.

„Dunkel.“ Karo 8

„Dunkel.“ Pik Ass.

„Kreuz 7.“ Kreuz 7!

Das ist die beste Serie, die ich bisher hatte. Einige Karten finde ich mittlerweile direkt. Wie die Kreuz 7. Es ist kein Wissen, mehr ein Gefühl. Wie ein Verdacht, eine vage Ahnung. Das Gefühl kommt dem Hochgefühl, der Euphorie am nächsten.

Wider aller Vernunft hat die Idee etwas Anziehendes. Seit fast einer Woche übe ich mich in Präkognition. Die Erfolgsquote steigt. Höher als sie statistisch sein dürfte. Ich bemerke noch weitere Veränderungen. Es ist, als schärfe ich meine Sinne. Mir fallen Dinge auf, die ich sonst als selbstverständlich hingenommen habe. Kleinigkeiten. Verhaltensweisen von Personen ahne ich. In meiner Erinnerung sehe ich Details, die abweichen von den Gegebenheiten, sie variieren.

Natürlich nicht jedes Mal, aber es ist auffallend.

„Laurent, gestern Nacht…du hast mich erschreckt.“

Aurora reißt mich aus dem Gedankengang.

„Kann ich mir denken. Es war auch ganz schön gruselig.“

„Das ist nicht mehr normal. Solche Träume hat man nicht ohne Grund.“

„Welchen Grund sollte ich haben? Mir geht es doch gut.“

„Ich weiß es nicht, aber es beunruhig mich.“

„Okay. Ich sag dir was. Wenn es nicht besser wird, gehe ich in einer Woche mal zum Doc.“

„Bitte, es macht mir eine furchtbare Angst.“

Jetzt werde ich aufmerksam. In ihrem Gesicht kann ich die Angst sehen. Was an meinen Alpträumen kann ihr eine solche Angst einjagen?

„Hey, alles ist gut. Es sind nur Träume.“

Im gleichen Augenblick als ich es ausspreche weiß ich, dass es nicht wahr ist. Von dem letzten Traum habe ich ihr nichts erzählt, aber der hat sogar mich erschreckt. Ich stehe vom Sessel auf, gehe zu ihr und nehme sie in die Arme. Sie vergräbt ihren Kopf an meiner Schulter. Nach kurzer Zeit merke ich wie sie sich etwas löst. Ich fahre mit meiner Hand über ihre Haare und verweile in ihrem Nacken. Ihre Arme die sie, wie zum Schutz vor sich angewinkelt hat, legen sich um mich und wandern meinen Rücken hoch. Sie dreht ihren Kopf zur Seite, lauscht einem Moment meinem Herzschlag.

„Bleib. Bitte bleib bei mir.“

„Ich bin hier. Ich bleibe doch.“

Dann hebt sie ihren Kopf, blickt mich an. Sie weint.

„Ich bleibe doch.“ Flüstre ich.

Ein zaghaftes Lächeln stiehlt sich in ihr Gesicht. Ihre dunklen Augen erhellen sich etwas, warten auf den Schwur meines Versprechens. Als meine Lippen, die Ihren berühren, schließt sie ihre Augen und weitere Tränen rinnen ihre Wangen entlang. Mit einem leisen Seufzer erzittert sie, schmiegt sich an mich. Vertraut sich mir völlig an. Ich kann fühlen wie Schranken fallen, die sie verletzlich machen. Ihre Hingabe ist bedingungslos.

Sollte ich gehen, würde ich mit dem Schwur auch sie brechen.

*

„Ich weiß nicht wie oder warum, aber es funktioniert, irgendwie.“

„Mich überrascht, dass du es überhaupt versucht hast.“

„Wenn das möglich ist, was noch?“

Hendrik fingert wieder nach seinen Zigaretten. Er holt eine aus der Schachtel und steckt sie an. Als er den Qualm ausbläst, sieht er mich an und grinst.

„Rate…“

„Du wusstest was geschehen würde?“

Er nickt.

„Es ist wie mit Dominosteinen. Einmal angestoßen, fallen sie alle nacheinander.“

„Wieso macht es dann nicht jeder?“

„Angst, mangelndes Vertrauen, Unglaube. Such dir was aus. Ich denke auch das die Begabungen unterschiedlich sind. Bei dem einen klappt es gut bei anderen nicht so gut. Dann sind die Fähigkeiten auf einem anderen Gebiet. Wichtig ist das Selbstvertrauen.“

„Also weitermachen?“

„Sag du es mir. Was willst du, welches Ziel willst du erreichen?

„Keine Ahnung. Bis vor einer Woche wusste ich gar nichts davon. Jetzt merke ich das meine Vorstellung von der Welt und wie sie funktioniert falsch oder doch sehr lückenhaft ist.“

Er grinst wieder.

„Ja, weiter?“

„Das mit den Karten ist nicht das einzige was ich festgestellt habe.“

Er zieht an seiner Zigarette, wartet ab.

„Es ist als wenn ich mich in Personen hineinversetzen könnte. Ich weiß was sie als nächstes tun werden.“

Er zieht eine Augenbraue hoch.

„Weißt du was sie tun werden oder manipulierst du sie?“

Mir wird ein wenig warm. Zu dieser Schlussfolgerung bin ich noch gar nicht gekommen.

„Keine Ahnung, ich weiß es nicht.“

„Ich schlage vor, du findest es heraus.“

„Was kommt noch? Wie erfahre ich mehr?“

„Ich finde du hast schon recht viel herausgefunden. Intuition wird dir auch hier weiterhelfen. Du erinnerst dich doch noch an unser erstes Gespräch?“

„Du meinst das mit dem Instinkt? Ja klar, aber du weißt doch wie. Sag´s mir.“

„Kann ich nicht. Das wirst du selbst merken. Außerdem hast du deinen Feind noch nicht getroffen.“

„Feind? Welcher Feind?“

„Wirst du wissen, wenn du ihn triffst.“

Er drückt die Zigarette aus.

„Es ist spät, ich denke ich geh jetzt nach Hause.“

„Verdammt von welchem Feind redest du? Du kannst jetzt nicht einfach gehen.“

Er schaut mich amüsiert an.

„Kann ich nicht?“

„Nein, zum Teufel. Du kannst mir nicht etwas von einem Feind erzählen und dann einfach verschwinden.“

„Wenn ich es dir erzähle wird es nur schlimmer. Du glaubst mir nicht, handelst anders, gibst auf oder wirst paranoid. Nein, ich gehe jetzt. Beim nächsten Mal wird es bestimmt interessant, wenn wir uns unterhalten. Bis dahin, mach´s gut.“

Er legt 20 Euro auf den Tresen, nickt dem Wirt zu und geht an mir vorbei. Ich bin so verblüfft, dass ich nicht reagiere, bis er aus der Tür raus ist. Aurora steht bei Frank in der Gruppe. Ich starre auf mein Getränk. Meine Gedanken überschlagen sich. Der Typ ist unheimlich. Ich muss nachdenken, in Ruhe.

„Hey, alles OK? Wenn du willst können wir nach Hause gehen.“

Aurora habe ich nicht mal kommen sehen, aber nach Haus wollte ich. Das war mein Gedanke, oder?

„Lass uns gehen.

-KAPITEL 9-                 -KAPITEL 11-
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11.Kapitel -Aufbau-

© David Scholtissek

„….ich bin erfrischt und klar, Augen auf!“

Ich trainiere täglich, mehrmals. Meine Interessen haben sich gänzlich geändert. Ich manipuliere meine Träume genauso wie meine Umwelt. Meine Macht in beiden Welten wächst. Dinge fügen sich. Stehe ich vor einem Problem, bietet sich eine Lösung durch einen Hinweis oder eine Eingebung.

Aurora? Sie ist mein.

Nur mein Geist entzieht sich meiner Kontrolle. Ihre blasse Haut, ihre blauen Augen. Ich bemerke wie sich eine absurde Leidenschaft entwickelt, eine Manie.

Noch immer liege ich auf dem Bett, die Augen geschlossen.

Bestimme meine Position: Ich habe einen Punkt erreicht, an dem mir alles möglich scheint. Und doch geht es nicht weiter. Eine Barriere, ein Widerstand der den nächsten Dominostein am Fallen hindert. Und ich will wissen wer mein Geist ist.

Ich brauche Hilfe.

Schritte.

„Gehen wir heute ins Kino?“

„Nein, ich habe mich mit Hendrik verabredet. Wir wollen ein bisschen Quatschen.“

„Okay, wann gehen wir los?“

„Ähm, wir wollten uns zum Reden treffen. Du weißt schon, Männerkram…“

 „Ich dachte wir würden den heutigen Abend zusammen verbringen?“

Ich richte mich auf und Aurora kommt auf mich zu. Ich sehe Unsicherheit in ihren Augen aufflackern.

„Hey, Mädchen, wir wollen uns nur ein wenig über Astronomie austauschen. Wir gehen zu keiner wilden Party oder so.“

Ich lache leise und schaue sie amüsiert an.

Sie zögert mit ihrer Antwort und ich kann sehen wie sie mit sich ringt.

„…soll ich nicht mitkommen?“

„Schatz, du würdest dich langweilen.“

Ich weiß, dass sie nicht nochmal nachfragen wird.

 *

„Es ist Einflussnahme. Ich sehe den Weg, was ich sagen muss oder wie ich handeln soll, um ein gewünschtes Ergebnis zu erzielen.“

„Hm.“

„Es ist unglaublich. Ich mache mir klar was ich erreichen will und weiß genau wann und wie ich etwas tun muss.

Aber irgendwie, stockt es im Augenblick. Wie eine Wand hinter die man nicht schauen kann.“

„Ah ja? Schon eine Idee?“

„Ich weiß nicht. Es ist, als wenn ich kurz davor bin, die Lösung zu finden. Als wenn sie versteckt wäre.“

Hendrik lacht auf. Holt eine Zigarette aus seiner Jackeninnentasche. Zündet sie an und lacht immer noch.

„Herrlich! Ich wusste es wird interessant.“

„Was ist so witzig daran?“

Ich bin verärgert. Er weiß um mein Problem und lässt mich zappeln.

„Darf ich euch bekannt machen?“

„Häh?“

„Dein Widersacher!“

„Mein Widersacher…?“

„Ja klar. Überleg mal.“

„Ich verstehe nicht.“ 

„Du sagtest doch, es wäre versteckt. Versteckt oder verborgen. Na, klingelt da was?

„Ich meinte das metaphorisch. Es steht doch keine Präsenz dahinter, kein gerichteter Wille!“

Er lacht abermals auf. Lauter und eindringlicher.

„Meine Güte, bist du naiv. Deutlicher geht es nicht. Pass bloß auf das er dich nicht an deine Nase packt und dich draufstößt!“

„Hör auf in Rätseln zu sprechen. Rede im Klartext, verdammt nochmal.“

„Hey, brauchst ja nicht gleich beleidigt zu sein. Pass auf, weißt du warum du keinen Willen hinter der Barriere siehst? Warum du deinen Feind nicht hast kommen sehen?“

Er sieht mich erwartungsvoll an. Sucht nach Anzeichen von Erkenntnis in meinem Gesicht.

„Weil ich ihn kenne?“

„Weiter.“

„Er verbirgt sich?“

„Und du warst so gut, bis jetzt. Nein, er verbirgt sich nicht, hat er gar nicht nötig. Er kennt dich genau, kennt jede Schwäche, alle deine Ängste und hat eine ganze Kiste mit falschen Fährten, auf die er dich lockt.“

„Ich…verstehe… glaube ich?“

„Du, mein Freund stehst dir selbst im Weg!“

„Ich? Wie das denn?“

„Wieso glaubst du der Lösung so nah zu sein? Kannst sie scheinbar greifen?

Du kennst sie schon!

Was hindert dich, weiter zu kommen?

Du selbst bist das Problem.“

Ich versuche das gerade Gehörte zu begreifen.

„Dein Problem ist in dir. Erinnere dich an unser Gespräch. Du hast mich doch gefragt warum ich noch keine Million im Lotto gewonnen hätte. Da ist die Antwort! Etwas in dir will das nicht. Und halt dich fest: Es ist schlauer, schneller, besser und stärker als du!“

„Wenn das so ist, dann hat es doch keinen Sinn weiter zu machen. Das will ich nicht glauben!“

„Du hast wirklich keine Ahnung mit wem du es hier zu tun hast, oder?“ Denk an all die Macht die in der Vorstellung liegt. Sie heilt, sie macht krank, beflügelt zu Unglaublichem und sie tötet!

Und es ist ihr vollkommen gleichgültig was du glaubst, glaubst zu wissen oder tatsächlich für wahr hältst!

Das ist dein unsterblicher Teil!“

Ich habe eine Gänsehaut. Es fühlt sich so wahr an und doch klingt es so unglaublich.

„Mal angenommen es ist wie du sagst.“

Er lacht wieder, holt eine neue Zigarette aus seiner Jacke:

„Ja, mal angenommen…“

„Welchen Sinn soll es dann haben weiterzumachen? Wie will man etwas zwingen, was besser als man selbst ist?“

„Es ist Du! Wie überzeugt ein Schwacher einen Stärkeren?“

Ich zucke mit den Schultern

„Ich weiß nicht, wie?“

„Durch Manipulation!“

„Aha, und wie soll das gehen?“

„Habe ich eine Million? Du hast mir doch gerade erzählt, wie gut du es beherrscht. Mach was draus!“

Ich überlege, er hat recht. Mein Problem und bestimmt gibt es eine Lösung, die ich wahrscheinlich schon kenne.

„Da ist noch etwas, worüber ich mit dir reden wollte.“

Er nimmt einen Zug von der Zigarette und drückt sie aus. Dann sieht er mich an, wartend das ich beginne.

„Hm, da ist dieser Traum. Zu mindestens glaube ich, es ist ein Traum. Eine Fremde, ich kenne sie nicht und doch weiß ich um jeden Gesichtszug, ihr mitfühlendes Wesen, jeden Quadratzentimeter ihrer Haut. Ich könnte sie zeichnen so vertraut kommt sie mir vor.“

Hendrik nimmt eine weitere Zigarette aus seiner Jackentasche und zündet sie an. Dabei schaut er mich unentwegt an.

„Es wird immer interessanter. Beschreib mir genau und wirklich ganz genau, wie sie aussieht.“

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