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Lovestory Science Fiction

Kapitel 11.1 -Indeterminismus – Die Unschärfe des Vorherbestimmten-

Julianna
© Lucienne

Bitte warte!“

Er zögert, dreht sich aber nicht zu mir.

Adrian, bitte sieh mich an.“

Als er sich umdreht und es tut, sinkt mir der Mut. Sein Gesicht zeigt eine Härte die mich bis ins Mark erschüttert. Niemals habe ich erwartet, das er eine so tiefe, abweisende Emotion ausdrücken kann. Nicht mir gegenüber.

Warum ignorierst du mich? Was habe ich dir getan, dass mich in deinen Augen so abwertet?“

Juliana, ich habe so oft versucht dich zu erreichen. Scheinbar hast du wieder nicht verstanden was ich dir sagen wollte.“

Dann hilf mir es zu verstehen!“

Selbst wenn ich es tue, weiß ich nicht mehr, ob das ausreichen würde. Du möchtest weiter in deiner Welt leben und ich will dich nicht in eine Welt führen, für die du nicht bereit bist.“

Er schweigt einen Moment, während ich bemerke, wie Tränen meine Wange entlang rinnen. Leise fügt er hinzu:

Dafür bist du mir zu wichtig.“

Weißt du nicht, wie wichtig du mir geworden bist? Ich brauche dich. Adrian, bitte hilf mir.“

Er zögert einen Moment.

Besser es jetzt zu beenden, als weiter hinauszuzögern. Es wäre für keinen von uns beiden gut.“

Verzweiflung überfällt mich. Das Tief in das ich falle, ist beinahe so bodenlos wie vor zwei Wochen.

Erneut dreht er sich von mir weg und geht einige Schritte, als ich ihn hinterher schreie:

Löse dein Versprechen ein!“

Er erstarrt in seiner Bewegung, wendet sich um:

Welches Versprechen?“

Dein Geheimnis zu offenbaren, erinnerst du dich?“

Juliana, das war ein Spiel!“

Ja, war es. Es war aber trotzdem ein Versprechen. Ich fordere den Kuss von dir!“

Tu das nicht.“

Du lässt mir keine Wahl.“

Es wird uns Beide verletzen.“

Ich kann nicht anders, hilf mir.“

Langsam kommt er zu mir. Mit seiner rechten Hand unter meinem Kinn, hebt er meinen Kopf ein wenig. Sanft, zärtlich berühren seine Lippen die Meinen. Fest schließe ich meine Arme um ihn. Meine rechte Hand fährt in seinen Nacken, halte ihn, halten den Moment. Endlich merke ich, wie sich seine Arme auch um mich legen. Leise strömen die Tränen meine Wange hinab. Als sich unsere Lippen voneinander lösen, lege ich mein Kopf gegen seine Brust. Seine Hand fährt beruhigend über meine Haare, gibt mir Hoffnung. Auch er hält mich weiterhin umschlossen. Dieser Moment bedeutet mir die Welt.

*

Keiner wagt die ersten Worte.

Erneut bleiben wir dem Unterricht fern. Wenn das so weitergeht, befürchte ich, dass meine Eltern einen Brief von der Schule bekommen. Es kümmert mich nicht.

Wir schlendern entlang der Allee, bei den Händen haltend, schweigend.

Meine Sinne sind geschärft wie Messer. Jeden Augenblick sauge ich in mir auf, wie Kostbarkeiten. Die leichte Brise die uns umstreicht, das Licht auf meiner Haut, der Gesang der Vögel von den Bäumen, seine gelegentlichen Blicke, die Wärme seiner Hand, ihren sanften Druck. Den ersehnten Halt.

Aber mein Verstand wälzt die Worte die er sagte. In welche Welt will er mich führen, für die ich nicht bereit bin?

Wirst du mir helfen?“

Ich weiß nicht, ob ich dazu in der Lage bin.“

Adrian, ich möchte wirklich verstehen.“

Alles was ich tun kann, werde ich versuchen, versprochen. Aber dir muss bewusst sein, das es keinen sanften Übergang gibt. Das habe ich versucht, es funktioniert nicht. Was ich dir zu zeigen habe, wird alles was du über die Welt weißt, erschüttern. Danach gibt es keinen Weg zurück. Wissen kann man nicht mehr ungeschehen machen, glaub mir.“

Wie immer erschreckst du mich mit deinen Andeutungen und tief in mir, beginne ich zu ahnen was das bedeutet.“

Während ich stehenbleibe, wende ich mich ihm zu.

Doch in den letzten Tagen hat sich so viel ereignet. Dinge die ich nicht verstehe und die mich erschrecken. Meine Entscheidung steht längst fest.“

Er sieht mir fest in die Augen.

Wir werden sehen.“

Seinem Blick standhaltend, trete ich an ihn heran.

Ich kann das!“

Das war nie die Frage. Aber willst du es? Willst du es wirklich?“

Aus tiefster Überzeug antworte ich ihm:

Ja!“

*

-Kapitel 10-                                                               -Kapitel 11.2-

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