Kategorien
Lovestory Science Fiction

Kapitel 9.1 -Synchronizitäten – Oben, wie unten…-

© Lucienne

260 Km/h.

Thore ist ein Adrenalin-Junkie und es gefällt mir. Ein Seitenblick zu seinem Profil zeigt mir, mit welcher Konzentration er den Wagen in der Spur hält.

280Km/h.

Als ich wieder durch die Windschutzscheibe schaue, huschen die Fahrzeuge rechts an mir vorbei. Ein leichtes Lächeln gleitet über mein Gesicht. Gleich wird er runter schalten, der Motor wird aufbrüllen und mit einem weiteren Ruck wird das Fahrzeug nach vorne getrieben. Das Kribbeln im Bauch wird zunehmen und mich vergessen machen. Die Beschleunigung lässt nach, gleich ist es soweit. Aus der Innentasche meiner Jacke nehme ich das Tütchen mit den Tabletten. Gleich. Als ich die Tablette in meinem Mund schmecke, schaltet Thore. Der Drehzahlmesser spring in den roten Bereich, der Tacho klettert auf 305 Km/h. Ich lächle. Das Kribbeln ist da, verstärkt von der Tablette und dem roten Kleinwagen vor uns, der auf die Überholspur zieht.

*

Es ist warm. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, doch die Dämmerung bringt das erste Licht. Vermutlich wird es wieder über 35° Grad. Die Wellen brechen sich am Strand. Widerwillig richte ich mich auf meiner Decke auf. Noch gleicht das Meer einer grauen, bleiernen Masse, doch in wenigen Stunden wird aus der bedrohlichen Masse ein kristallklarer Traum. Menschen werden den Strand in Besitz nehmen und irgendwie werde ich einen weiteren Tag überleben. Meistens ergibt sich eine Gelegenheit an einige Münzen zu gelangen. Dennoch fürchte ich den Tag an dem ich die letzte Grenze überschreite, mir keine Möglichkeit mehr bleibt. Meine Gedanken kehren zu dem Augenblick zurück, als ich mit meiner Familie brach. Als alles eskalierte und ich mit nur einer Handvoll Habseligkeiten abhaute. Seitdem habe ich mich nicht mehr gemeldet, treibe durch das Leben, durch die Welt. Ich bemerke, wie Tränen über meine Wange rinnen. Die Dämmerung ist immer die schwerste Zeit.

*

Erschrocken über die Intensität der Träume, fahre ich auf. 6:06 Uhr! Mit dem Blick auf die Uhr stelle ich fest, das ich gerade mal 3 Stunden geschlafen habe. Meine Mutter kann ich hören wie sie das Bad verlässt. Sie hat Frühschicht, wahrscheinlich hat sie gegessen und gerade die Zähne geputzt. Als nächstes wird sie die Jacke anziehen und das Haus verlassen.

Mom?“

Rufe ich und springe aus dem Bett. Die Tür wird geöffnet und der Kopf meiner Mutter erscheint in dem Türspalt.

Was ist denn? Sei nicht so laut du weckst noch Didi!“

Die Tür aufreißend, nehme ich sie in die Arme. Der dunkle Schatten der Alpträume schnürt mir die Kehle zu. Nie würde ich mit meiner Familie brechen, nie!

Oh Mom.“

Gestern Abend habe ich mich in den späten Schlaf geweint und heute Morgen liegt mit den dunklen Träumen der Schatten der letzten Nacht auf meinem Gemüt.

Kind was ist den? Alpträume?“

Heftig nicke ich mit den Kopf und schluchze auf. Bestimmt hat sie noch keine Ahnung, was mich in den letzten Tagen bewegte. Das Hochgefühl und der tiefe Fall. Didi wird ihr nichts verraten haben, dazu kenne ich meine kleine Schwester zu gut.

Soll ich dir was Warmes zu trinken machen?“

Wieder nicke ich heftig.

Schokolade!“

Meine Mutter schiebt mich von sich, mit beiden Händen mich fest an den Schultern fassend, blickt mir ins Gesicht.

So schlimm?“

Stumm nicke ich wieder, wage nicht sie anzublicken. Sie sagt nichts weiter, mustert nur mein gerötetes, verquollenes Gesicht. Dann führt sie mich an den Schultern in die Küche, setzt mich auf einen Küchenstuhl. Sie zieht ihre Jacke aus, setzt einen Topf auf den Herd, den sie mit Milch füllt. Während die Herdplatte die Milch erwärmt, holt sie meine Lieblingstasse aus dem Schrank und füllt zwei Löffel Kakao in die Tasse. Wenige Momente später steigt der Dampf auf und sie füllt die warme Milch in die Tasse, rührt um. Als sie die Tasse vor mir abstellt, setzt sie sich auf dem Küchenstuhl neben mir. Mit beiden Händen führe ich die Tasse an den Mund und nehme einen tiefen Schluck. Der Kakao hat genau die richtige Temperatur. Warm genug um mich ein wenig zu lösen, kühl genug um ihn mit tiefen Zügen zu trinken. Meine Mutter schaut mir geduldig zu. Sie weiß längst, dass nicht die Alpträume der Grund meines Gemütszustandes sind. So sehr ich mich auch versuche dagegen zu verschließen, schluchze ich erneut auf. Die Tasse abstellend, werfe ich mich erneut in ihre Arme. Sie streicht mir über den Kopf.

Oh je.“

*

-Kapitel 8.2-                                                                 -Kapitel 9.2-

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert