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Geisterhund

Baskerville
© Dan Prescot

„Verflixtes Weibstück!“ Dachte Henry.

Beryl würde ihn, Henry, noch ins Grab bringen! Er hatte, als er den Landsitz in Dartmoor durch Erbschaft in Besitz genommen hatte, sich in die Schwester des zwielichtigen  Naturforschers Stapleton verliebt und nachdem Stapleton seine gerechte Strafe ereilt hatte, geehelicht. Doch bei Gott, manchmal glaubte er, er hatte einen Familienfluch geehelicht statt einer Frau! Es hätte ihn schon auffallen müssen als ihr gemeinsames Glück durch die Geburt seines Erbfolgers seinen Höhepunkt erreichte. Beryl hatte auf den skandinavischen Namen Ole bestanden! Meine Güte, er war durch Jahrhunderte dem englischen Landadel verpflichtet. Im Taumel seines Glücks hatte er nachgegeben und nun hieß der zukünftige Erbe des Landstrichs Dartmoor Ole Charles. Nun zu mindestens hatte er sich im Bezug auf dem zweiten Vornamen Charles durchsetzen können. Es war der Name seines Erbonkels, dem er seine jetzige Position und Stellung in der Gesellschaft verdankte. Zum Teufel, jetzt war die neueste Idee von Beryl sich eine Hundezucht zuzulegen. Sicher, eigentlich ist es für den Adel nicht unüblich eine eigene Hundemeute für die Jagd zu halten. Trotzdem, er hatte ein ungutes Gefühl. Die Jagd schauderte ihn.

Beryl blickte zu ihren Gatten:“ Himmel er ist so verknöchert!“ Ja damals als er sie vor ihren Bruder errettete, erschien er ihr wie ein Ritter. Von adliger Herkunft, gebildet, stark und gutaussehend. Was war davon geblieben? Ein in Tradition erstarrter und verknöcherter Möchtegern Adliger. Die hohe Gesellschaft akzeptierte halt keine Kanadier. Auch keine  lose Verwandtschaft um was weiß ich wie viele Ecken. Was soll´s? Wenn er wenigstens ein wenig moderner sein könnte. Gerade hatten sie die Jahrhundertwende hinter sich gebracht. 1901, die Welt änderte sich. Ja. Die Welt änderte sich. Nur eben Henry nicht! Ole sollte von den Veränderungen profitieren und nicht in den alten Traditionen ersticken. Deshalb hatte sie Ole den Floh mit dem Hund ins Ohr gesetzt. Wenn er mit ihm spielte konnte er sich und alten Mauern vergessen und ausgelassen toben. Beryl erinnerte sich wie Ole reagierte: „Ein Hund“ sagte Ole mit beinahe träumerischer Begeisterung. Sie lächelte als sie an die Situation dachte. Was sollte schon schiefgehen?

„Sind sie sicher?“ Der Mann hinter dem Pult betrachtete die Szene. Seine Finger spielten mit einem Namensschildchen für die neuen Besitzer.

Ein kaum 1,60m großer Jugendlicher mit einem Hund der fast genauso groß war. OK, der Hund und der Junge schienen sich zu mögen. Allerdings steckte niemand in dem Kopf des anderen. Ihm war das zu gefährlich. Wäre es sein Kind würde er es nicht erlauben. Diese durchgeknallten, verknöcherten, möchte gern Adligen…

„Also gut, ich brauche für die Papiere noch ihren Namen.“

„Baskerville, Henry Baskerville“ antwortete Henry.

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Kurzgeschichte

Auf die Plätze, fertig, …tot!

© Dan Presot

Irvin presste die Hand mit der Pistole auf die Schusswunde und stützte sich mit der anderen am Kotflügel des Wagens ab, um nicht zusammenzubrechen. Er würde es nicht schaffen.

Er musste einfach einige Augenblicke verschnaufen, seinen Atem und seinen Puls beruhigen.

Unwillkürlich wanderten seine Gedanken zu dem Zeitpunkt zurück, als er auf diese attraktive Frau gestoßen war. Zunächst war sie ihm natürlich durch ihre athletische Figur aufgefallen. Trotz des weit auftragenden Kleides, das sie trug, konnte man den sportlichen Körper darunter erahnen.

Sie war dunkelhaarig und eigentlich fühlte er sich zu Frauen hingezogen, die eher zierlich und möglichst blond waren.

Aber sie mochte er auf Anhieb. Als er sich ihr näherte, konnte er ihren Duft wahrnehmen. Ihr Geruch war nicht so feminin, wie er es erwartet hatte. Etwas herber, wahrscheinlich war ihr Körper sehr durchtrainiert.

Irvin fasste einen Entschluss und sprach sie an.

 

Ihm wurde kalt. Das Metall des Kotflügels kam ihm eisig vor und sein Blut pulsierte zwischen den Fingern seiner Hand aus seinem Körper heraus. Er versuchte, die Frau in den Lücken des Fichtenwaldes auszumachen. Er hörte ihre Schritte, konnte die Richtung bestimmen aus der die Geräusche zu ihm drangen. Dann nahm er die Hand von der Wunde, es war sowieso eine sinnlose Geste. Die Kugel musste die Baucharterie getroffen haben. Er hielt die Pistole in die Richtung aus der die Geräusche an sein Ohr drangen. Der Arm und die Waffe waren so schwer, kaum das er sie ruhig halten konnte. Da, ein roter Schemen! Er versuchte den Abzug durchzuziehen. Zu langsam!

Die Waffe tanzte in seiner Hand auf und ab.

Verfehlt! Sein zweiter Fehler. Er hatte sie schon einmal unterschätzt. Das hatte ihm die Kugel in seinem Bauch eingebracht. Und nun hatte er sie wieder verfehlt. Es war sinnlos, zu einem weiteren gezielten Schuss würde er nicht mehr kommen. Sicherlich war sie schon aus dem Fichtenwäldchen heraus und würde um Hilfe kreischen die ihr bestimmt auch zuteil werden würde. Er hätte bei seiner bevorzugten Beute bleiben sollen. Ihm wurde schwindlig, egal. Er ließ sich fallen.

Mit seinem letzten Atemzug nahm Irvin den Fichtennadelduft auf. Noch bevor die Geräusche des Waldes zu leise für sein Ohr wurden, hörte er undeutlich eine Polizeisirene.

Das Grün des Waldes bildete sich auf seiner Netzhaut ab, ehe sein Blick brach.

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