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Lovestory Science Fiction

Kapitel 11.2 -Indeterminismus – Die Unschärfe des Vorherbestimmten-

© Lucienne

Seit zwei Wochen sind wir das erste Mal wieder zusammen in Alinas Café. Ich habe es nicht bis nach der Schule ausgehalten und Adrian überredet, mit mir hierher zu kommen. Nun sitzen wir uns gegenüber und ich weiß nicht wie ich beginnen soll.

Vielleicht willst du mir zunächst erzählen, was dich so erschreckt hat?“

Nach unserer Trennung ging es mir nicht sehr gut.“

Verzweifelt suche ich nach den richtigen Worten, damit es nicht so kindisch klingt.

Ich habe geträumt. Keine schönen Träume.“

In dem konzentrierten Blick Adrians erkenne ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Wie habe ich das vermisst.

Was mich erschreckt hat, ist ihr Zusammenhang mit der Wirklichkeit.“

Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen und auf seiner Stirn bilden sich Falten. Sein Blick wird fast stechend.

Bitte berichte mir von den Trauminhalt und den Ereignissen.“

In dem ersten Traum fahre ich mit Thorsten in einem schnellen Auto. Ich schlucke Tabletten und berausche mich an der Geschwindigkeit und den Drogen. Dann zieht ein Kleinwagen auf unsere Spur. Du hast sicher gehört, was mit Thorsten geschehen ist?“

Ja, habe ich. Was geschieht in dem zweiten Traum?“

Da bin ich am Meer. Die Einsamkeit die ich fühle, ist fast schmerzhaft. Ich habe mich mit meiner Familie zerstritten und bin abgehauen. Die Leere und Bedeutungslosigkeit in mir, haben mich fast gebrochen. Dann am Nachmittag kam Didi zu mir und versuchte mich auf ihre Art zu trösten. Ich nahm ihr das übel und schmiss sie aus meinem Zimmer. Als meine Mom von der Arbeit kam, ging der Streit weiter und wir schrien uns an.“

Seinen Blick kann ich nicht standhalten und schaue auf meine verschränkten Finger in meinem Schoß.

Noch nie habe ich mich so verloren gefühlt. So einsam.“

Er greift über den Tisch, nach meinem Kinn, hebt meinen Kopf. Verzweifelt halte ich die Tränen zurück, die sich mit der Erinnerung versuchen ihre Bahn zu brechen. Als seine Hand von meinem Kinn die linke Wange entlang fährt, gebe ich den Kampf auf.

Meine Augen schließend, lege ich meine Wange in seine Hand und halte sie fest gegen meine Wange gepresst. Verweile. Lange. Endlich versiegt der Strom.

Was hat das zu bedeuten, Adrian? Werde ich verrückt, sehe ich Gespenster?“

Nein, tust du nicht.“

Was?“

Nein du wirst nicht verrückt und siehst auch keine Gespenster.“

Du…du kennst das?“

Er nickt.

Ja.“

Er zieht seine Hand zurück, nimmt einen Schluck aus seiner Tasse.

Carl Jung, ein Schüler Freuds, hat das Phänomen ziemlich gut beschrieben. Bekannt war es jedoch schon im alten China, durch das I Ging.“

Er mustert mich eindringlich, bevor er fortfährt:

Es beschreibt einen nicht kausalen Zusammenhang zweier Ereignisse. Zum einen deine Träume, zum anderen die realen Geschehnisse, danach. Das nennt sich Synchronizität.“

Ich…ich glaube das nicht!“

Jules, ich hatte dich gewarnt. Das ist erst der Anfang.“

Es kommt noch mehr? Das macht mir Angst. Das ist, als würde man mit einen Witch Board spielen und plötzlich Antworten bekommen. Kannst du das auch?“

Es ist beängstigend, ja. Doch es ist Wissenschaft. Eine Seite der Wissenschaft die man uns nicht lehrt. Und nein, das kann ich nicht. Meine Fähigkeit liegt woanders.“

Ich bekomme eine Gänsehaut. Wie bei einem kleinen Kind ergreift eine unbestimmte Angst Besitz von mir.

Was kannst du?“

Ich erkenne Muster in Systemen.“

Was für Muster?“

Am besten kann man es vergleichen, als würde ich einen roten Faden in einem Heuhaufen sehen. Die Systeme die ich beurteilen kann, sind Strategien, politische Winkelzüge, Aussagen.“

Aussagen?“

Ja, wenn jemand eine Aussage zu einem Thema macht. Ist die Aussage ehrlich, wird etwas verheimlicht oder lügt die Person.“

Du bist so ein Profiler!“

Nein! Meine Fähigkeit beruht ausschließlich auf meiner Intuition, nicht auf Strategien. Wie bei dir. Deshalb habe ich dein Potential auch erkannt.“

Aber ich habe doch nur geträumt!“

Jules, was glaubst du, wie viel von deinem Leben steuerst du wirklich? Maximal 5% deiner Aktivitäten kontrollierst du bewusst. 95% werden von dem mächtigsten Teil deines Selbst kontrolliert. Dem Unterbewussten. Dein Herzschlag, deine Atmung, Muskelkontraktionen, bis hin zu einem einfachen Nieser. Selbst deine Emotionen. Alles ohne deine bewusste Kontrolle.“

Aber ich habe nur geträumt.“

Du speicherst alle Informationen die du in deinem Leben siehst, hörst, fühlst und schmeckst in deinem, hm, Gedächtnis. Nur weil du dich nicht erinnern kannst, heißt das nicht, dass es nicht mehr da ist. Unter Hypnose bist du in der Lage erstaunliche Details einer Situation zu schildern. Ich vermute, das deine Träume eine Kombination von Ereignissen sind, die aus Daten von deinem Unterbewusstsein zusammengestellt, geschlussfolgert und an dich weitergegeben werden.“

Intuition?“

Ja, fange an, ihr zu vertrauen. Es sind nur zwei -Synchronizitäten gewesen, aber kausal sehr nahe an der Realität. Nicht nur ein Fingerzeig, nein ein plastisches Gesamtbild, deine Begabung eben.“

Wird das so weitergehen?“

Es beginnt gerade erst. Dadurch das du dich damit beschäftigst, legst du dein Augenmerk darauf. Energie folgt der Aufmerksamkeit.

*

-Kapitel 11.1-                                                              -Kapitel 12-

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Kapitel 11.1 -Indeterminismus – Die Unschärfe des Vorherbestimmten-

Julianna
© Lucienne

Bitte warte!“

Er zögert, dreht sich aber nicht zu mir.

Adrian, bitte sieh mich an.“

Als er sich umdreht und es tut, sinkt mir der Mut. Sein Gesicht zeigt eine Härte die mich bis ins Mark erschüttert. Niemals habe ich erwartet, das er eine so tiefe, abweisende Emotion ausdrücken kann. Nicht mir gegenüber.

Warum ignorierst du mich? Was habe ich dir getan, dass mich in deinen Augen so abwertet?“

Juliana, ich habe so oft versucht dich zu erreichen. Scheinbar hast du wieder nicht verstanden was ich dir sagen wollte.“

Dann hilf mir es zu verstehen!“

Selbst wenn ich es tue, weiß ich nicht mehr, ob das ausreichen würde. Du möchtest weiter in deiner Welt leben und ich will dich nicht in eine Welt führen, für die du nicht bereit bist.“

Er schweigt einen Moment, während ich bemerke, wie Tränen meine Wange entlang rinnen. Leise fügt er hinzu:

Dafür bist du mir zu wichtig.“

Weißt du nicht, wie wichtig du mir geworden bist? Ich brauche dich. Adrian, bitte hilf mir.“

Er zögert einen Moment.

Besser es jetzt zu beenden, als weiter hinauszuzögern. Es wäre für keinen von uns beiden gut.“

Verzweiflung überfällt mich. Das Tief in das ich falle, ist beinahe so bodenlos wie vor zwei Wochen.

Erneut dreht er sich von mir weg und geht einige Schritte, als ich ihn hinterher schreie:

Löse dein Versprechen ein!“

Er erstarrt in seiner Bewegung, wendet sich um:

Welches Versprechen?“

Dein Geheimnis zu offenbaren, erinnerst du dich?“

Juliana, das war ein Spiel!“

Ja, war es. Es war aber trotzdem ein Versprechen. Ich fordere den Kuss von dir!“

Tu das nicht.“

Du lässt mir keine Wahl.“

Es wird uns Beide verletzen.“

Ich kann nicht anders, hilf mir.“

Langsam kommt er zu mir. Mit seiner rechten Hand unter meinem Kinn, hebt er meinen Kopf ein wenig. Sanft, zärtlich berühren seine Lippen die Meinen. Fest schließe ich meine Arme um ihn. Meine rechte Hand fährt in seinen Nacken, halte ihn, halten den Moment. Endlich merke ich, wie sich seine Arme auch um mich legen. Leise strömen die Tränen meine Wange hinab. Als sich unsere Lippen voneinander lösen, lege ich mein Kopf gegen seine Brust. Seine Hand fährt beruhigend über meine Haare, gibt mir Hoffnung. Auch er hält mich weiterhin umschlossen. Dieser Moment bedeutet mir die Welt.

*

Keiner wagt die ersten Worte.

Erneut bleiben wir dem Unterricht fern. Wenn das so weitergeht, befürchte ich, dass meine Eltern einen Brief von der Schule bekommen. Es kümmert mich nicht.

Wir schlendern entlang der Allee, bei den Händen haltend, schweigend.

Meine Sinne sind geschärft wie Messer. Jeden Augenblick sauge ich in mir auf, wie Kostbarkeiten. Die leichte Brise die uns umstreicht, das Licht auf meiner Haut, der Gesang der Vögel von den Bäumen, seine gelegentlichen Blicke, die Wärme seiner Hand, ihren sanften Druck. Den ersehnten Halt.

Aber mein Verstand wälzt die Worte die er sagte. In welche Welt will er mich führen, für die ich nicht bereit bin?

Wirst du mir helfen?“

Ich weiß nicht, ob ich dazu in der Lage bin.“

Adrian, ich möchte wirklich verstehen.“

Alles was ich tun kann, werde ich versuchen, versprochen. Aber dir muss bewusst sein, das es keinen sanften Übergang gibt. Das habe ich versucht, es funktioniert nicht. Was ich dir zu zeigen habe, wird alles was du über die Welt weißt, erschüttern. Danach gibt es keinen Weg zurück. Wissen kann man nicht mehr ungeschehen machen, glaub mir.“

Wie immer erschreckst du mich mit deinen Andeutungen und tief in mir, beginne ich zu ahnen was das bedeutet.“

Während ich stehenbleibe, wende ich mich ihm zu.

Doch in den letzten Tagen hat sich so viel ereignet. Dinge die ich nicht verstehe und die mich erschrecken. Meine Entscheidung steht längst fest.“

Er sieht mir fest in die Augen.

Wir werden sehen.“

Seinem Blick standhaltend, trete ich an ihn heran.

Ich kann das!“

Das war nie die Frage. Aber willst du es? Willst du es wirklich?“

Aus tiefster Überzeug antworte ich ihm:

Ja!“

*

-Kapitel 10-                                                               -Kapitel 11.2-

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Kapitel 10 -Thorsten-

Julianna
© Lucienne

Ich will nicht!

Es ist ein besch….Tag. Mom ist noch immer stinksauer, Didi redet nicht mehr mit mir. Adrian hat mich verlassen und Tina… ja Tina. Das steht mir auch noch bevor. Falls Tina von mir überhaupt Kenntnis nimmt, wie soll ich ihr je verzeihen? Sie war verantwortlich für die Prügel die mein Freund, nein stop! Ex-Freund, einstecken musste und nicht zuletzt an unserer Trennung. Nein, es ist ein besch… Tag. Einen Augenblick ziehe ich wirklich in Erwägung erneut den Unterricht zu schwänzen. Morgen wird es jedoch nicht besser, eher schlimmer. Kurz vor dem Schulhof stoppe ich, atme tief durch.

Als ich an meinen Platz in dem Klasseraum gehe, sehe ich, dass Tina den Platz mit Jochens Tischnachbarn getauscht hat und jetzt neben ihn sitzt. Jochens Tischnachbar hat sich einen Tisch hinter Jochen gesetzt, so dass ich alleine am Tisch sitze. Gut, ist mir recht! Da muss ich mich mit einem Problem weniger herumschlagen.

Seit langem versuche ich mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Am Anfang ist es schwer, doch dann wird es besser. Unser Klassenlehrer, hatte aus aktuellem Anlass, der Plakataktion vom letzten Freitag, geändert, zugunsten des Klimaschutzes.

…zweifelsfrei ist der Mensch der Hauptverursacher der aktuellen Erderwärmung! Kann mir jemand sagen, welche Konsequenzen sich daraus ergeben? Ja, Miguel?“

Das abschmelzen der Polkappen?“

Ja, gut. Was noch? Hamza?“

Der CO2 Anteil in der Atmosphäre steigt an.“

Ja, weiter? Kaja?“

Das Wetter verändert sich. Es wird heftiger und unberechenbarer.“

Richtig! Gut Kaja. Seht ihr das und noch andere Auswirkungen, wie Anstieg des Meeresspiegel, das Artensterben und Verschiebung der Klimazonen. Seuchen, ein Anstieg von Schädlingen und mehr und heftigere Waldbrände, sind weitere mögliche Folgen. Aber auch Wirtschaft und Agrar sind betroffen. Enorme Kosten durch Naturkatastrophen oder Ernteausfälle im Ackerbau wären möglich. Was also können wir dagegen machen?“

Weniger Auto fahren!“

Ja, eine Möglichkeit, oder öffentliche Mobilität, E-Fahrzeuge.“

Die umweltverschmutzende Energiegewinnung ändern. Ich meine auf Umweltfreundliche Stromerzeugung umstellen.“

Sehr gut, Finja!“

Während ich dem Diskurs folge, habe ich das Gefühl, als wird von uns erwartet, die geschaffenen Probleme zu lösen. Als ob ich in eine bestimmte Richtung gedrückt werde. In mir erwacht Widerstand, gegen die Art des Unterrichts. Keiner von uns hat die Millionen Autos gebaut oder die schmutzigen Kraftwerke in Betrieb genommen. Aber wir sollen das Problem der globalen Erwärmung lösen, indem wir verzichten. Verzichten auf Dinge die uns immer wieder angepriesen werden zu kaufen. Wieder und wieder. Mit einem Mal erscheint mir das ganze wie ein System, das sich selbst erhält. Suggestiv, einengend und dogmatisch.

Als es endlich zur Pause schellt, raucht mir der Kopf. Was ich von der Unterrichtsstunde eben halten soll, weiß ich nicht so recht. Mit meiner Wasserflasche gehe ich aus dem Klassenzimmer, Richtung Pausenhof. Eigentlich hat sich zu den Stunden vorher nicht viel geändert. Nein, dass ist offensichtlich falsch. Etwas hat sich schon geändert: Ich! Oder besser meine Einstellung.

Die frische Luft, es hat sich abgekühlt, hilft mir mich zu ordnen. Der Konsum kommt mir mit einem Mal zu Bewusstsein. All die Dinge die ich brauche, nein die mir eingeredet werden, das ich sie brauche.

Als ich meine Wasserflasche öffne und einen Schluck trinke, bekomme ich mit, wie sich zwei Schüler aus der Parallelklasse unterhalten.

Oh man, weißt du das sich Thorsten letzte Nacht mit dem Wagen seines Vaters totgefahren hat?“

Welcher Thorsten?“

Thorsten aus der 10A. Hat sich den Schlüssel des Sportwagen genommen, einen Trip eingeworfen und ist auf die A40. Soll nicht viel übriggeblieben sein, hat wohl alles aus der Karre raus geholt, was ging.“

Wie schrecklich!“

Ja besonders deshalb, weil er angeblich jemanden gerammt hat. Jedenfalls hat der es wohl auch nicht geschafft. Das ham´se heute morgen ganz groß in den Nachrichten gebracht.“

Augenblicklich ist mein Traum von vorgestern wieder präsent. Die Tatsache, das es um einen schnellen Wagen, Drogen und einen Unfall mit hoher Geschwindigkeit geht, machen mich betroffen. Zu groß ist die Übereinstimmung mit meinem Traum. Gut der Name ist anders, jedoch sehr ähnlich. In meiner Erinnerung habe ich auf dem Beifahrersitz gesessen, in der Realität war ich nicht dabei. Dann kommt mir der zweite Traum in Erinnerung. Diese tiefe Verzweiflung, als ich an dem fremden Strand erwachte, verloren und allein. Der Streit mit meiner Mutter und Didi. Beide Träume scheinen einen Bezug in der Realität zu haben.

Unmöglich! An so etwas glaube ich nicht! Das muss ein Zufall sein, diese verschiedenen Übereinstimmungen. Warum träume ich bei dem Streittraum vom Meer? In dem Autotraum sah ich mich selbst auf dem Beifahrersitz, die Tabletten nehmen. Nichts davon ist eingetroffen.

*

-Kapitel 9.2-                                                            Kapitel 11.1-

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Kapitel 9.2 -Synchronizitäten – Oben, wie unten…-

© Lucienne

Wütend und verletzt schaue ich zu Didi!

Deine Ratschläge kannst du dir sparen! Das ist das Letzte was ich jetzt brauche.“

Jules ich meine doch nur, das es vielleicht besser ist, dass ihr euch nicht mehr trefft. Adrian ist …anders. Er hat mir Angst gemacht.“

Didi meint es bestimmt gut, eben ihre Art mich zu trösten, aber mit nur 5 Stunden Schlaf, bin ich einfach nicht die beste Gesellschaft. Mom hat mich zuhause gelassen, wofür ich ihr dankbar bin. Genauso wie für die Zeit die sie sich genommen hat. Aber in jedem Augenblick, vermisse ich die Momente mit ihm. Nein, sei ehrlich, ich vermisse ihn. Alles.

Tina meint das auch, sie…“

Tina ist eins der Probleme! Sie und Jochen haben Adrian von Anfang an geschnitten und was Jochen dann getan hat, ist nicht zu verzeihen! Also komm mir bloß nicht mit einen von den Beiden!“

Aber Jules, du musst doch zugeben, dass Adrian merkwürdig ist, oder etwa nicht?“

Raus! Verschwinde aus meinem Zimmer! Ich will dich nicht mehr sehen. RAUS!“

Der Damm bricht und ungehemmt brechen die Tränen aus mir heraus. Im Augenblick kann ich Didi nicht ertragen. Keinen aus meinen Bekanntenkreis, oder aus meiner Familie. Didi ist irritiert, verletzt. Doch meine Wunden sind tiefer und wiegen mehr. Genau in diesem Augenblick wäre ich bereit, alles hinter mir zu lassen und…

RAUS!“

Didi geht mit hängende Schultern aus dem Zimmer und bevor sie die Tür hinter sich zuzieht, schaut sie mir erneut ins Gesicht. Was sie dort sieht, unterbindet jede weitere Erwiderung von ihr.

Die letzten Stunden sind ein Auf und Ab, zwischen der vagen Aussicht das es sich irgendwie wieder richtet und der schmerzlichen Erkenntnis der Situation.

Die Berg und Talfahrten in denen ich mich seit meinem Erwachen befinde, wurde von Didis kläglichen Versuch mich zu trösten, in eine Art endgültiger Hoffnungslosigkeit verwandelt.

Was ist Adrian soviel wichtiger, als unsere Beziehung? Bedeute ich ihm nicht genug, um über meine vermeintliche Schwäche hinwegzusehen oder wenigstens meinen Standpunkt zu akzeptieren? Ich bin einfach nicht bereit, hinter jeder Ungereimtheit eine Verschwörung zu sehen. Es gibt meistens einen einfachen, plausiblen Grund, den es zu finden gilt.

Mir will nicht in den Kopf, dass Adrian so fürsorglich und aufmerksam er mir gegenüber war, einfach aufgibt und mich fallen lässt. Nicht wenigstens versucht… Waren all seine Worte, seine Zuneigung nur leer, ohne Bedeutung?

Ich verstehe es einfach nicht.

Als die Haustür geht, ist meine Stimmung auf dem Tiefpunkt. Meine Tür wird geöffnet und Mom tritt in mein Zimmer.

Wie geht es dir, ist es besser? Hast du geschlafen?“

Zur Bestätigung nicke ich. Nach Konversation steht mir gerade nicht der Sinn. Didi schaut verstohlen hinter dem Rücken meiner Mutter zu mir hin. Wut packt mich. Meine Frustration braucht einen Blitzableiter und der steht hinter meiner Mutter!

Edith, verschwinde aus meinem Zimmer! Tritt mir nicht mehr unter die Augen!“

Juliana, das geht zu weit! Ich verstehe dich, aber deine Schwester hat nichts damit zu tun!“

Gar nichts verstehst du! Du hast keine Ahnung was sie gerade abgelassen hat!“

Vorsicht, du vergreifst dich im Ton!“

Ich springe aus dem Bett, versuche die Tür zuzudrücken, in der meine Mutter und Didi stehen.

Last mich doch alle in Ruhe! RAUS!“

Meinen ganzen Frust, meine Wut und Verzweiflung schreie ich mit dem letzten Wort meiner Mutter ins Gesicht. Eine schallende Ohrfeige ist ihre Antwort. Noch nie wurde ich geschlagen! Mein ganzer Körper zittert. Nur wenige Zentimeter trennen mein Gesicht von Ihrem. Ich sehe ihre Zähne mahlen, die gespannten Muskeln ihres Kiefers. Trotzig blicke ich in ihre Augen, warte auf den nächsten Schlag. Dann sinken ihre Schultern herab und sie gibt die Tür frei.

Du hast Hausarrest. Scher dich in dein Zimmer.“

*

-Kapitel 9.1–                                                             -Kapitel 10

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Kapitel 9.1 -Synchronizitäten – Oben, wie unten…-

© Lucienne

260 Km/h.

Thore ist ein Adrenalin-Junkie und es gefällt mir. Ein Seitenblick zu seinem Profil zeigt mir, mit welcher Konzentration er den Wagen in der Spur hält.

280Km/h.

Als ich wieder durch die Windschutzscheibe schaue, huschen die Fahrzeuge rechts an mir vorbei. Ein leichtes Lächeln gleitet über mein Gesicht. Gleich wird er runter schalten, der Motor wird aufbrüllen und mit einem weiteren Ruck wird das Fahrzeug nach vorne getrieben. Das Kribbeln im Bauch wird zunehmen und mich vergessen machen. Die Beschleunigung lässt nach, gleich ist es soweit. Aus der Innentasche meiner Jacke nehme ich das Tütchen mit den Tabletten. Gleich. Als ich die Tablette in meinem Mund schmecke, schaltet Thore. Der Drehzahlmesser spring in den roten Bereich, der Tacho klettert auf 305 Km/h. Ich lächle. Das Kribbeln ist da, verstärkt von der Tablette und dem roten Kleinwagen vor uns, der auf die Überholspur zieht.

*

Es ist warm. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, doch die Dämmerung bringt das erste Licht. Vermutlich wird es wieder über 35° Grad. Die Wellen brechen sich am Strand. Widerwillig richte ich mich auf meiner Decke auf. Noch gleicht das Meer einer grauen, bleiernen Masse, doch in wenigen Stunden wird aus der bedrohlichen Masse ein kristallklarer Traum. Menschen werden den Strand in Besitz nehmen und irgendwie werde ich einen weiteren Tag überleben. Meistens ergibt sich eine Gelegenheit an einige Münzen zu gelangen. Dennoch fürchte ich den Tag an dem ich die letzte Grenze überschreite, mir keine Möglichkeit mehr bleibt. Meine Gedanken kehren zu dem Augenblick zurück, als ich mit meiner Familie brach. Als alles eskalierte und ich mit nur einer Handvoll Habseligkeiten abhaute. Seitdem habe ich mich nicht mehr gemeldet, treibe durch das Leben, durch die Welt. Ich bemerke, wie Tränen über meine Wange rinnen. Die Dämmerung ist immer die schwerste Zeit.

*

Erschrocken über die Intensität der Träume, fahre ich auf. 6:06 Uhr! Mit dem Blick auf die Uhr stelle ich fest, das ich gerade mal 3 Stunden geschlafen habe. Meine Mutter kann ich hören wie sie das Bad verlässt. Sie hat Frühschicht, wahrscheinlich hat sie gegessen und gerade die Zähne geputzt. Als nächstes wird sie die Jacke anziehen und das Haus verlassen.

Mom?“

Rufe ich und springe aus dem Bett. Die Tür wird geöffnet und der Kopf meiner Mutter erscheint in dem Türspalt.

Was ist denn? Sei nicht so laut du weckst noch Didi!“

Die Tür aufreißend, nehme ich sie in die Arme. Der dunkle Schatten der Alpträume schnürt mir die Kehle zu. Nie würde ich mit meiner Familie brechen, nie!

Oh Mom.“

Gestern Abend habe ich mich in den späten Schlaf geweint und heute Morgen liegt mit den dunklen Träumen der Schatten der letzten Nacht auf meinem Gemüt.

Kind was ist den? Alpträume?“

Heftig nicke ich mit den Kopf und schluchze auf. Bestimmt hat sie noch keine Ahnung, was mich in den letzten Tagen bewegte. Das Hochgefühl und der tiefe Fall. Didi wird ihr nichts verraten haben, dazu kenne ich meine kleine Schwester zu gut.

Soll ich dir was Warmes zu trinken machen?“

Wieder nicke ich heftig.

Schokolade!“

Meine Mutter schiebt mich von sich, mit beiden Händen mich fest an den Schultern fassend, blickt mir ins Gesicht.

So schlimm?“

Stumm nicke ich wieder, wage nicht sie anzublicken. Sie sagt nichts weiter, mustert nur mein gerötetes, verquollenes Gesicht. Dann führt sie mich an den Schultern in die Küche, setzt mich auf einen Küchenstuhl. Sie zieht ihre Jacke aus, setzt einen Topf auf den Herd, den sie mit Milch füllt. Während die Herdplatte die Milch erwärmt, holt sie meine Lieblingstasse aus dem Schrank und füllt zwei Löffel Kakao in die Tasse. Wenige Momente später steigt der Dampf auf und sie füllt die warme Milch in die Tasse, rührt um. Als sie die Tasse vor mir abstellt, setzt sie sich auf dem Küchenstuhl neben mir. Mit beiden Händen führe ich die Tasse an den Mund und nehme einen tiefen Schluck. Der Kakao hat genau die richtige Temperatur. Warm genug um mich ein wenig zu lösen, kühl genug um ihn mit tiefen Zügen zu trinken. Meine Mutter schaut mir geduldig zu. Sie weiß längst, dass nicht die Alpträume der Grund meines Gemütszustandes sind. So sehr ich mich auch versuche dagegen zu verschließen, schluchze ich erneut auf. Die Tasse abstellend, werfe ich mich erneut in ihre Arme. Sie streicht mir über den Kopf.

Oh je.“

*

-Kapitel 8.2-                                                                 -Kapitel 9.2-

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Kapitel 8.2 -Sichtweisen-

© Lucienne

Du arroganter Arsch, wo sind jetzt deine klugen Sprüche?“

Jochen hat Adrian aus der Menge heraus, mit Anlauf, angesprungen. Adrian hat nicht die Spur einer Chance zu reagieren und stürzt zu Boden.

Der Ring der Schüler zieht sich noch enger um Adrian und Jochen.

Los, zeig ihm was wir von seinem Scheiß halten!“

Ich erkenne Tina nicht wieder. Niemals, in all der Zeit seit wir uns kennen, habe ich sie so ereifert gesehen. Sie macht mir Angst.

Ich wende mich von der beklemmenden Szene ab und schlage die Hände vor das Gesicht. Edith nimmt mich in die Arme und zieht mich weg.

Komm lass uns verschwinden. Das sind Tiere. Ich erkenne unsere Freunde nicht wieder.“

Juliana, bitte…“

Als ich den Kopf wende um nach Adrian zu sehen, bekomme ich gerade noch mit, wie Jochen zutritt.

NEIN!“

Sein Kick erwischt Adrian am Kopf wodurch er erneut zu Boden geht, um diesmal benommen liegenzubleiben

NEEEIN!“

Ich reiße mich von Edith los und stürze zu Adrian. Er liegt auf dem Rücken, seine Lippe ist aufgeplatzt, Blut fließt aus der Nase und die Augenlider flattern.

Los, verschwinde da, bevor auch du noch was abbekommst.“

Jochen zerrt an meiner Bluse. Ich schlage seine Hand weg und zische ihn an.

Wage es ja nicht!“

Keine Sekunde lasse ich Jochen aus den Augen, selbst als ich mich an Tina wende:

Tina, pfeif´ deinen Bluthund zurück! Ihr seid zu weit gegangen!“

Jules, ich hatte dich gewarnt, er ist ein Nerd, hatte ich nicht? Und hatte ich nicht gesagt das du dich von ihm fernhalten solltest? Er ist arrogant, glaubt er wär´ was besseres. Ständig gibt er seinen Senf dazu, belehrt einen. Ein Klugscheißer!“

Verdammt Jules, was hält dich bei IHM?“

Mit den letzten Worten schreit sie mich an. Schleudert mir die Frage ins Gesicht, schaut mir dabei in die Augen und wartet auf eine Antwort.

Dachte ich mir. Los hauen wir ab, bevor hier ein Guru auftaucht.“

Auch wenn ich Tina nicht geantwortet habe, brauchte ich eine Antwort auf ihre Frage. Während der Mob, aus Angst vor einem Lehrer abzieht, hebe ich Adrians Kopf vorsichtig auf meinen Schoß. Mit einem Taschentuch tupfe ich ihm das Blut von den Lippen und der Nase. Meine Hände zittern. Ein leises Stöhnen, mehr höre ich nicht von ihm.

Adrian, was hat dich geritten? Wie oft hatte ich dich gewarnt?“

Adrian öffnet die Augen, sieht mich an.

Vorsichtig hebt er den linken Arm, betastet seine Lippen. Verzieht sein Gesicht, als die Finger die Stelle am Kiefer finden, die Jochen mit seinem Fuß getroffen hat.

Au.“

Er versucht aufzustehen.

Nein warte noch, du warst kurz weg.“

Meine Hände fassen seine Wangen, leicht, zart, halten ihn. Er schließt wieder die Augen, atmet ruhiger. Seine Gesichtszüge glätten sich etwas. Ich streiche ihm eine Haarsträhne von der Stirn.

So ist es besser.“

Hmm.“

Willst du mir jetzt verraten, warum du das getan hast? Anzeichen für ihre Reaktion gab es genug.“

Uh, sie irren.“

Und wenn…“

Aber sie werden manipuliert. Kannst du es erkennen? Sag, kannst du es sehen? Oh, meine Güte mein Kopf!“

Still, beruhige dich. Ich bin auf deiner Seite.“

Juliana, bitte sage mir, das du es auch bemerkst?“

Warum ist es dir so wichtig ob ich hinter die Fassade sehen kann?“

Sie verteidigen die Lüge mit einem Fanatismus, als ob ihr Leben davon abhinge.“

Ja und du setzt Dein´s auf Spiel, um sie mit derselben Verbissenheit vom Gegenteil zu überzeugen! Warum ist es dir so wichtig?“

Ist es nicht!“

Ach nicht? Das sehe ich.“

Leicht drücke ich seine Wange auf der Seite, wo sich bereits ein Veilchen abzeichnet.

Autsch, nein ist es nicht. Wichtig ist mir nur, dass du es erkennst! Bevor ich dich kennengelernt habe, habe ich mich nie eingemischt. Es sind deine Freunde, verstehst Du? Du bewegst dich in ihren Kreisen, tagein, tagaus. Nimmst hin, was du siehst und hörst, hinterfragst nichts!“

Seine Stirn furcht sich, in seinen Augen sehe ich den Unglauben.

Ich frage dich erneut, Juliana. Erkennst Du die Lüge hinter all dem?“

Wann habe ich den Augenblick verpasst, als aus dem Opfer ein Ankläger wurde? Es schnürt mir den Hals zu.

Bitte…Adrian?“

Juliana, antworte mir!“

Seine Stimme, sonst weich und rücksichtsvoll, ist Eis, kalt und fordernd. Ich spüre die Konsequenz die die Antwort einfordert. Ich will mir nicht eingestehen was daraus folgt, sehe die vielen Wege, die sich jetzt, genau jetzt in diesem Moment verzweigen. Mein weiteres Leben, die Zukunft. Ich sehe Adrians und meins, unseren gemeinsamen Weg. Sehe die Freude, den Schmerz, die Einsamkeit, Trauer, Vergessen, Härte, Wut, Verzweiflung,…

Dann ist es vorbei. Nur einen winzigen Augenblick dauerte es. Zu lang. Adrian schließt die Augen, setzt sich auf. Fort von mir. Meine Hände lassen es zu, unfähig zu verhindern, abzuwenden was geschieht. Schwerfällig, langsam stemmt Adrian sich auf die Beine. Sein Gesicht wendet sich mir zu, ich sehe das Glitzern in seinen Augen. Warten! Als er sich abwendet wischt der Handrücken das Nass von seinen Wangen.

*

-Kapitel 8.1-                                                               -Kapitel 9.1-

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Kapitel 8.1 -Sichtweisen-

© Lucienne

Bitte sage mir ganz genau was Kai zu Adrian gesagt hat!“

Weißt du, Adrian ist nicht unbedingt der beliebtesten Schüler in der Klasse.“

Sebastian bitte, was hat Kai gesagt?“

Jules, Kai mag Adrian nicht. Eure Nummer vor ein paar Tagen hat nicht unbedingt dazu beigetragen, das sich eure Beliebtheit in der Crew um Kai und Jochen gesteigert hat.“

Verdammt willst Du mir endlich sagen, worum es in dem Streit ging?!“

Ich taxiere Sebastian, als wolle ich ihn aufspießen. Meine Rechnung geht auf.

Also gut. Adrian hat wieder einen seiner schlauen Sprüche bezüglich der Berichterstattung von Medien abgelassen. Es ging wohl um das Zugunglück vor ein paar Tagen. Du weißt schon, das mit den 7 Opfern. Den Ort habe ich vergessen. Jedenfalls sagte er, er glaube nicht an eine Entgleisung. Sag selbst, woher will der Penner wissen was sich ereignet hat? War er dabei, oder was?“

Bis jetzt bin ich noch nicht dazu gekommen, mir den offiziellen Bericht anzusehen. Und auch ich bin über das Ausmaß der Zerstörung im Bahnhof erschrocken. Doch die Verbindung zu einer falschen Berichterstattung ist mir nicht in den Sinn gekommen. Das Format dieser Mutmaßung erschreckt mich. Warum sollte irgendjemand so etwas tun? Ich meine es sind doch die Nachrichten, oder?

Shit!“

Kannst du wohl laut sagen. Jedenfalls gab das eine hitzige Diskussion im Unterricht. Selbst der Lehrer, sonst immer auf der Seite unseres Musterknaben, wies ihn zurecht.“

Wo ist Adrian jetzt?“

Hat seinen Krempel gepackt und sich nach der Zurechtweisung selbst aus dem Unterricht entfernt.“

Ja, aber wo ist er hingegangen?“

Sebastian schaut mich an, als wenn ich ein Geist wäre.

Na was denn? Nach eurem `Coming out´ im Netz, ist der wahrscheinlichste Ort wo man ihn vermuten würde, bei dir! Keiner von uns hatte eine Ahnung, wo er sich rumtrieb vor eurer Beziehung, das hat sich auch nicht geändert.“

Shit! Würde ich ihn suchen, wenn ich wüsste, wo er ist?“

Wohl eher nicht. Aber ich würde nach dem Aufruhr erst mal einige Tage blau machen. So wie ich das sehe, ist das ein willkommener Anlass, Adrian mal wieder in `die Spur´ zu bringen, ihn auf den Boden zurück zu holen.“

Genau diese Situation hatte ich gefürchtet! Es aus dem Mund von Sebastian zu hören, bestätigte nur meine Erwartung.

Ok, welche Fächer stehen bei euch in den nächsten 4 Stunden auf dem Plan?“

HÄ?“

Was habt ihr als nächstes Fach?“

Physik. Aber was… warum willst du das wissen?“

Adrian würde keine Physikstunde verpassen, nicht absichtlich.“

Uh Schwester! Wie lange sagtest du, kennt ihr euch? Ich beginne zu verstehen, warum ihr euch verlinkt habt. Gruselig, ernsthaft!“

Sebastian, würdest du mir einen Gefallen tun? Wenn Adrian gleich auftaucht, richte ihm aus, ich würde genau jetzt ein Erdbeereis essen. Würdest du das bitte tun?“

Klar, mache ich. Ich weiß zwar nicht was das bedeutet, aber Okay.“

Danke, du hast was gut.“

Als die Pausenklingel zur nächste Stunde läutet, mache ich mich auf den Weg zu unserer Trinkhalle. Wenn Adrian die Botschaft richtig deutet, wird er zu mir kommen.

*

15 Minuten! Er ist nicht gekommen. Es ist müßig ob die Nachricht ihn nicht erreicht hat oder er einfach nicht gekommen ist. Nach dieser Stunde, in der nächsten Pause werden sie ihm einen Lehre erteilen und ich habe keine Ahnung, wie das ausgeht. Ich gehe langsam zurück zur Schule. Immer noch hoffe ich das er verspätet kommt. Als ich weitere 15 Minuten später in die Klasse gehe und mich damit entschuldige das mir schlecht gewesen sei, sehe ich das Tinas und Jochens Platz leer sind. Die Zeit verstreicht kaum, zieht sich endlos dahin. Als die Pausenklingel endlich schellt, empfinde ich keine Erleichterung. Voller Vorahnung eile ich auf dem Pausenhof.

*

-7. Kapitel-                                                                 -8.2 Kapitel-

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Lovestory Science Fiction

Kapitel 7 -Liebe-

© Lucienne

Wisst ihr, ihr Beide seit meine liebsten Stammgäste. Adrian einen Café Creme?“

Adrian nickt abwesend.

Jasmintee, Juliana?“

Jules bitte. Ja einen Tee.“

Alina lächelt mir zu.

Gerne, kommt sofort.“

Findest du, wir sind zu oft hier?

Hm?“

Adrian, wo bist du mit deinen Gedanken?“

Was sagst du?“

Mir verschlägt es die Sprache! Wortlos öffne und schließe ich meinen Mund. Dann lache ich laut los, was mir endlich Adrians Aufmerksamkeit sichert.

Jules? Was hast du?“

Adrian, wo bist du mit deinen Gedanken? Lass mich teilhaben.“

Als wir vor 8 Tagen bei mir waren, war es doch ein schöner Abend, findest du nicht auch?“

Jetzt weiß ich was ihn bewegt. Alina kommt an unseren Tisch und stellt die Getränke vor uns ab. Als sie geht, greife ich über den Tisch seine Hände. Den damaligen entspannten Ausdruck hat er die letzten Tage wieder gegen ein konzentriert, gespanntes Gesicht getauscht. Wie gerne würde ich diesen seltenen Ausdruck wieder auf seinem Gesicht sehen.

Ja, es war ein wunderschöner Abend.“

Würdest du heute erneut mit mir kommen?“

Adrian, ich weiß nicht ob wir heute nochmal…“

Nein, Katrin hat Spätschicht, wir wären allein.“

Wie damals, wird mein Hals trocken. Diesmal jedoch habe ich meine Emotionen besser im Griff und schaue ihn an. Gespannt wartet er auf meine Antwort.

Weißt du, damals hast du mir ein Zimmer vorenthalten. Das Bad habe ich noch, bevor du mich nach Hause gebracht hast, aufgesucht. Aber dein Zimmer kenne ich nicht. Ich würde schon gerne wissen wollen, wie so ein Streber wohnt.“

Moment mal! Streber? Nie!“

Hast du eine bessere Beschreibung?“

Hm…Ausnahmetalent?“

Beide lachen wir, doch die Atmosphäre ist plötzlich aufgeladen. Gespannte Erwartung liegt in der Luft. Sehr darauf bedacht nicht allzu aufgedreht zu wirken, nehme ich die Teetasse und stürze den Inhalt herunter.

*

Als Adrian seine Zimmertür öffnet, bin ich aufgeregt. Einerseits interessiert mich wirklich wie sein Zimmer aussieht. Andererseits gehen mir ganz andere Dinge im Kopf herum! Das erste was ich sehe, ist natürlich der Schreibtisch vor dem Fenster geradeaus. Und Bücherregale rechts an der Wand, vollgestopft, auch wie erwartet. Links ein Bett, wie erhofft. Was ich auch erwartet habe, ziemlich unspektakulär. Mit langsamen, bedachten Schritten gehe ich auf den Schreibtisch zu. Vor dem dunklen Holztisch bleibe ich stehen und stelle meine Tasche davor ab. Auf der ledernen Schreibunterlage liegt ein Taschenbuch; Der rote Löwe, lese ich.

Du liest Romane?“

Ab und an.“

Und gut?

Außergewöhnlich.“

Echt? Leihst du es mir?“

Später, vielleicht.“

Ich ziehe einen Schmollmund. Nicht des Buches, sondern wie ich es erhoffe, der Wirkung wegen.

Einigen Sekunden abwartend, wende ich mich um und schaue aus dem Fenster. Schließlich beuge ich mich über den Schreibtisch und ziehe die Übergardine vor. Ein Lichtkranz dringt aus dem Abstand zwischen Gardine und Fenster, wie ein Rahmen. Das Zimmer wird dadurch in ein angenehmes Halbdunkel getaucht. Dann warte ich wieder. Während ich mein Standbein wechsle, bemerke ich Adrian an mich herantreten. Ich spüre wie er seine rechte Hand an meine Taille legt, seine Linke streift meinen Haarschopf aus den Nacken. Ein Schauer überfällt mich. Wie von selbst folgt mein Haupt der Bewegung zur Seite. Indem ich mich aufrichte, greife ich beidseitig mit meinen Armen hinter mich seine Hüfte, dränge mich an ihn. Noch bevor ich seinen Atem in meinen Nacken spüre, ist da wieder der Duft nach dunkler Schokolade. Fast augenblicklich, mit dem schließen meiner Augen, bin ich wieder im Grugapark auf der Picknickdecke. Hitze durchströmt mich. Seine Lippen erkunden meinen Nacken. Meine linke Hand verlässt seine Hüfte, greift hoch in sein Haar. Wie ich seine Zähne spüre, richten sich meine Härchen auf. Meine rechte Hand presst ihn noch fester an mich. Als Adrian anfängt im wechselndem Rhythmus Lippen, Zähne und Zunge einzusetzen, kann ich nicht mehr stillhalten und fange an, mich zu bewegen. Seine rechte Hand streift an meiner Taille entlang, zu der Knopfreihe meiner Bluse. Langsam drehe ich mich zu ihm herum, lasse meine Arme neben mich herabsinken.

Mein Blick ruht in seinem Gesicht, während er nacheinander die Knöpfe meiner Bluse löst. Mit dem letzten Knopf, streift er mir mit beiden Händen das Kleidungsstück von den Schultern. Beide Hände ruhen einen Moment auf meinen Oberarmen. Sanft, fast wie ein Windhauch bewegen sie sich meinem Halsansatz entlang, zu meinen Nacken. Seine Finger spielen an meinen Haaren. Der Fokus seines Blickes trifft meine Augen. Als sich unsere Blicke verschränken, vergesse ich alles und weiß doch genug.

Adrian Nowak, liebe mich!“

Juliana Beck, du kannst nicht erahnen, wie sehr…“

*

Mit fest an der Decke gehefteten Blick liegt Adrian neben mir. Etwas nagt an ihm. Gedankenverloren streichelt sein Hand meine Taille, gleichmäßig, dieselbe Stelle.

Ich werde ein Pflaster brauchen.“

Bitte?“

Ich sagte, ich werde ein Pflaster brauchen!“

Mühselig kämpfen sich seine Gedanke in die Realität zurück.

Ich verstehe nicht.“

Du streichelst mich jetzt schon 10 Minuten an der selben Stelle. Ich werde ein Pflaster brauchen.“

Oh!“

Einen Penny für deine Gedanken…“

Versuche ich es erneut.

Penny?“

Ist aus einem Film aus den…ach vergiss es. Du schaust nicht Fern. Was denkst Du, wo bist du mit deinen Gedanken?“

Eine Minute warte ich, ohne eine Antwort von ihm. Dann versuche ich ein drittes Mal.

Weißt du, etwas eifersüchtig bin ich schon.“

Eifersüchtig?“

Er wendet sich mir zu, schaut mich an, mit dem konzentrierten Blick.

Warum bist du eifersüchtig?“

Nun, ich hatte erwartet das du, nach eben, eine Weile bei mir bleibst. Scheinbar ist irgendetwas wohl wichtiger.“

Seine Gesichtszügen werden weicher, so wie ich es mag, ihn liebe.

Du hast recht. Ich war zwar bei uns, aber nicht bei dir.“

Er streicht über mein Haar.

Wie kann ich mich entschuldigen?“

Da fällt mir doch gleich das Eine oder Andere ein.“

*

-Kapitel 6.2-                                                                -Kapitel 8.1-

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Kapitel 6.2 -Eine andere Welt-

© Lucienne

Als ich sehr viel später in meinem Bett liege, denke ich noch eine ganze Weile an die Geschehnisse des Tages. Besonders eingeprägt hat sich der Besuch bei Katrin, Adrian Mutter. Im Laufe des Abends habe ich erfahren, das Adrian seinen Vater im Säuglingsalter verloren hat. Katrin ist dadurch gezwungen, für ihr beider Lebensunterhalt zu arbeiten. Den Verlust der wertvollen Zeit mit ihrem Sohn, kann ich der Traurigkeit entnehmen, mit der sie davon berichtete.

Wie nach einer besonders schweren Klausur, fühle ich mich erschöpft und leer. Zwar habe ich alle Lösungen gekannt, doch die Aufgaben haben mir höchste Konzentration abverlangt. Ist das der Grund für Adrians wachem Wesen? In dieser anspruchsvollen Umgebung aufgewachsen zu sein? Oder ist er vielleicht sogar selbst der Grund?

Katrins Akzeptanz erfüllt mich ein wenig mit Stolz. Mir wird auch bewusst, welche Besonderheit mir durch Adrians Zuneigung zuteil wird. Meine Gefühle schwanken, dem nicht gerecht zu werden und aus der Masse zu etwas Einzigartigem in seiner Welt erhoben zu werden. All das ist neu für mich. In mir regt sich das Gefühl jemandem wichtig zu sein. Teil von etwas zu sein, gebraucht zu werden.

Leise und glücklich lache ich mich in den Schlaf.

Nachts werde ich halt emotional.

*

-6.1 Kapitel-                                                                  -7. Kapitel-

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Kapitel 6.1 -Eine andere Welt-

© Lucienne

Bereit?“

Der Atemzug den ich tue, arbeitet gegen eine eiserne Klammer um meinem Brustkorb. Als ich den Mut aufbringe ihm in die Augen zu schauen, nicke ich mit einer Bestimmtheit, die ich nicht fühle.

Ja, bereit. Lass uns gehen.“

Adrian lächelt mir aufmunternd zu, greift in seine Hosentasche und holt den Haustürschlüssel hervor. Wir gehen durch die linke Haustür, die Treppe in den 3. Stock. Den Weg nach oben begleiten mich Gedanken, die mir die Absurdität der Situation vor Augen führen. Vor zwei Wochen kannte ich diesen jungen Mann noch gar nicht. Nun folge ich ihm, in seine Wohnung. Und doch, wie häufig geschieht genau dies, in diesem Augenblick, bei 5 Millionen Menschen im Ruhrgebiet?

Adrian schließt die Wohnungstür auf, wirft den Schlüssel in eine Schale auf die Anrichte vor der Garderobe, im Hausflur. Langsam folge ich in die Wohnung, lasse meinen Blick über den Flur, durch die geöffnete Tür in das Wohnzimmer wandern. Adrian schiebt die Haustür hinter mir ins Schloss. Durch die erste Tür, rechts neben mir, höre ich Schritte. Als die Klinke heruntergedrückt und die Tür geöffnet wird, halte ich kurz die Luft an. Das Gesicht der Mittvierzigerin, das mich offenherzig anlächelt, lässt mich all die Bedenken, die mich bis hierher begleitet haben vergessen.

Juliana, ich bin Katrin. Ich freue mich, dich kennen zu lernen.“

Was bleibt mir zu sagen?

Ich freue mich auch. Katrin?“

Lass uns in das Wohnzimmer gehen.“

Sie legt ihren rechten Arm um meine Schulter und als wir den Flur entlanggehen, an dessen Ende es in das Wohnzimmer geht, fühle ich mich willkommen. Als wir an dem dunklem Holztisch, im linken Teil des mittelgroßen Zimmer Platz nehmen, sitzt Adrian mir gegenüber und Katrin zu meiner Rechten. Auf dem Tisch stehen eine Flasche Wasser, eine Weinflasche und Karaffe Orangensaft. Während ich die Eindrücke des Zimmer aufnehme, sagen weder Adrian noch Katrin etwas. Ein gutes Stück des Zimmers ist mit einem hellen Teppich ausgelegt. Um den Teppich herum sind die dunkel gebeizten Bohlen des Holzfußbodens zu sehen. Hinter Katrin verdeckt ein Regal, fast völlig mit Büchern gefüllt, die Wand. Bevor ich mich gesetzt habe, konnte ich den Schrank sehen, der jetzt in meinem Rücken neben der Tür, bis an die Decke ragt. Adrian sitzt im Gegenlicht eines großen Fensters. Zu meiner Linken steht ein langes Sideboard aus dunklem Holz an der Wand, die wie der Rest des Zimmers mit einer orangefarbenen Tapete im hellen Ton tapeziert ist. Etwas an dem Zimmer wirkt befremdlich, ich komme jedoch nicht drauf.

Weißt du Juliana, das ich sehr neugierig darauf war, dich kennenzulernen?“

Adrian deutete so etwas an.“

Katrin legt ihre Linke auf meine rechte Hand.

Du bist das erste Mädchen das Adrian mit nach Hause bringt.“

Eine kurze Pause in der sie mich stirnrunzelnd anblickt, als wenn ihr die Bedeutung erst jetzt klar wird.

Wenn ich es recht bedenke, bist Du die Erste Bekanntschaft von Adrian überhaupt hier.“

Zum zweiten Mal am heutigen Tag, bemerke ich wie mein Hals trocken wird.

Darf ich bitte ein Glas Wasser haben?“

Entschuldige, das ich dich so überfalle, natürlich. Adrian würdest du? Ich nehme den Wein, bitte.“

Adrian steht auf und holt aus dem Schrank hinter mir Gläser. Ein Wasserglas stellt er vor mich und ein Weiteres an seinem Platz, dass Weinglas vor seiner Mutter. Nachdem er alle Gläser gefüllt hat, setzt er sich wieder an seinem Platz. All das geschieht, ohne das einer von uns auch nur ein Wort gesagt hat. Die Situation ist surreal. Das ist nicht das erste mal, das ich bei Eltern eines Freundes zu Besuch bin. Doch hier habe ich das Gefühl in einem Traum gefangen zu sein. Es ist so anders als ich es gewohnt bin. Alles hier in diesem Raum scheint einen Zweck zu erfüllen. Kein Gegenstand macht den Eindruck unnütz, nein zwecklos zu sein. Selbst seine Bewohner sind Bestandteil, dazu die beherrschte Atmosphäre. Nicht angespannt, nicht gekünstelt. Es ist wie mit dem Raum, etwas ist anders und ich kann es nicht fassen. Ich nehme einen tiefen Schluck aus meinem Glas. Für einen Moment komme ich mir vor, wie ein Fremdkörper.

Adrian blickt zu seiner Mutter, die ihr Glas abstellt.

Juliana, hast du schon Hunger?“

Nein, noch nicht.“

Sag, welches sind denn deine Lieblingsfächer in der Schule? Begeisterst du dich auch so für Mathematik und Physik wie Adrian?“

Ich glaube niemand den ich kenne, bringt die gleiche Begeisterung wie Adrian für diese Fächer auf.“

Ich versuche ein Lächeln. Adrian schmunzelt, blickt zu seiner Mutter, die diese Offensichtlichkeit mit einem ungezwungenen, hellen Lachen quittiert.

Meine Interessen sind mehr Sprachen und Kunst.“

Malst du denn?“

Manchmal. Mode interessiert mich sehr. Die Kombination von Kleidungsstücken.“

Ja, das ist mir an dir sofort aufgefallen, dein Geschmack was Kleidung angeht. Dezent aber schick.“

Katrin wir sollten jetzt den Tisch decken.“

Wieder der Blick untereinander. Katrin nimmt noch einen Schluck vom Weinglas und stellt es dann ab.

Du hast recht Adrian, nicht dass das Essen zerkocht.“

Dann komme ich plötzlich darauf, was hier so befremdlich ist. Was mich irritiert. Es ist die Offenheit, mit der die Beiden umgehen. Die kleinen Gesten, mit denen sie kommunizieren. Wie ein eingespieltes Team. Keine Regelverletzung, kein Murren für Aufforderungen, keine überzogenen Forderungen. Jeder kennt den Freiraum oder die Aufgabe des Anderen! Wenn ich an unsere Familie denke, die kleinen Reibereien, die Grabenkämpfe um die alltäglichen Aufgaben, überkommt mich eine Mischung aus Scham und Neid.

Als sich Katrin und Adrian erheben, stehe ich ebenfalls auf.

Darf ich helfen?“

Katrin greift erneut meine Hand, lächelt mir aufmunternd zu.

Gerne.“

Mit diesem kleinen Zugeständnis, wird mir bewusst, wie sich mein Status eines Gastes, plötzlich zu einem Teil ihrer Gemeinschaft ändert.

Wir gehen in die Küche, gleich die erste Tür links. Ein Raum vor der Tür aus der Katrin kam, vermutlich ihr Zimmer. Die beiden Türen zu meiner Rechten müssen demnach das Bad und Adrians Zimmer sein.

Juliana, würdest du zusammen mit Adrian das Geschirr an den Tisch bringen?“

Jules. Meine Familie und meine Freunde rufen mich Jules.“

Katrin dreht sich zu mir um und ihr Gesicht strahlt durch ihr Lächeln.

Jules,“ widerholt sie, „das klingt wunderschön.“

Adrian gibt mir 3 Teller und Salatschalen in die Hand. Als ich zu ihm blicke, sehe ich eine ungewohnte Entspannung in seinem Gesicht. Er wirkt dadurch weicher, fast verletzlich. Meist kenne ich ihn nur mit einem konzentrierten, verschlossenen Ausdruck. Wir bringen die Gedecke an den Wohnzimmertisch.

Als mein Blick erneut durch das Wohnzimmer streift, wird mir auch klar was mich

so befremdet.

Adrian, besitzt ihr gar keinen Fernseher?“

Jules, du hast heute eine Freundin gewonnen.“

Auch er strahlt mich an. Mir wird bewusst wie viel ihm dieses Treffen bedeuten muss. Beiden.

*

-Kapitel 5.2-                                                                 -Kapitel 6.2-